Gladbeck. Die Landwirte Overgünne und Im Winkel bieten einen Rohmilchservice für Selbstabholer an. An der Adenauer-Allee und ab Samstag an der Voßbrinkstraße.
Frische Milch jederzeit vom Bauern direkt an den Verbraucher: Zwei „Milchtankstellen“ machen das ab sofort möglich. Auf den Höfen Overgünne (vormals Ostrop) an der Konrad-Adenauer-Allee und Im Winkel an der Voßbrinkstraße in Rentfort können Milchliebhaber zulangen und den „weißen Saft“ in Eigenregie literweise abzapfen.
Die beiden Landwirte Michael Overgünne und Bernd Im Winkel haben auf ihren Höfen jeweils einen kleinen SB-Hofladen errichtet und auch in eine neuartige Milchtankstelle investiert. Overgünne startete damit vor einigen Wochen, Im Winkel folgt am heutigen Samstag. Beide bieten dort die am Tag frisch gemolkene Milch ihrer eigenen Kühe rund um die Uhr als Rohmilch an. „Die Milch ist völlig unbehandelt, nur gefiltert und auf vier Grad abgekühlt“, erläutert Bernd Im Winkel. „Es ist Milch, wie sie in den Bergen auf den Almen angeboten wird.“
Die Milchtankstelle fasst 300 bis 400 Liter Milch, die tagesfrisch aufgefüllt wird und im Automaten, der täglich gespült wird, lichtgeschützt weiter gekühlt wird. Nach Geldeinwurf kann der Kunde die Milch selbst abzapfen – in eine oder mehrere Flaschen, die er selbst mitbringt oder für den mehrmaligen Gebrauch für 80 Cent im Hofladen kaufen kann, erklärt Michael Overgünne. Bei jeder Milchmenge kann der Zapfvorgang beendet werden, das Wechselgeld wirft der Apparat sofort automatisch aus.
Overgünne kann nach einigen Wochen schon eine erste Einschätzung geben: „Es ist gut angelaufen!“ Etwa 120 Liter verkauft er pro Tag – ein kleines Zusatzgeschäft für die Bauern, die täglich etwa 2800 Liter (Overgünne) und rund 4000 Liter (Im Winkel) produzieren. Ihre 100 bzw. 160 Kühe werden zweimal pro Tag gemolken, die Milch in Kühltanks zwischengelagert und dreimal in der Woche von der Molkerei abgeholt.
Die Milch der beiden Bauern hat einen überdurchschnittlichen Fettgehalt von 3,7 bis 3,95 % und wird an der Milchtankstelle für 80 Cent pro Liter verkauft. „Unsere Milch ist eine hochwertige, weil unsere Tiere gentechnikfrei gefüttert werden.“ Die Molkerei zahlt derzeit magere 28 Cent pro Liter. Die Milchproduzenten mussten zuletzt einen Preisverfall hinnehmen, vor nicht mal eineinhalb Jahren bekamen sie noch 38 Cent.
Zuletzt fiel EU-weit die Milchquote, was die Produktion und damit das Angebot anheizte. Außerdem macht den Bauern das Exportverbot nach Russland zu schaffen. Im Winkel: „Das tut weh.“
Vollautomatisch läuft im SB-Hofladen übrigens nicht nur der Milchverkauf, sondern auch der anderer Produkte: Freilandeier kommen aus dem Automaten, Kartoffeln, Brot. Auch Wurst, Grillwürstchen und Eintöpfe zählen dazu. Rohmilch dürfen Bauern nur am Standort, an dem die Milch produziert wird, verkaufen. Hygienevorschriften verbieten einen darüber hinaus gehenden Vertrieb.
Der Hof Overgünne (vormals Ostrop) an der Konrad-Adenauer-Allee in Mitte-Ost hat seit 2012 seinen Bestand an Milchkühen von 60 auf 100 erweitert, produziert jährlich rund 900 000 bis 950 000 Liter Milch. Der Hof Im Winkel an der Voßbrinkstraße in Rentfort stockte seinen Tierbestand seit 2000 kontinuierlich von 60 auf 160 Tiere auf, produziert 1,3 bis 1,4 Mio Liter Milch im Jahr.