Gladbeck. . Musik und Kiosk-Kultur - das passt doch wunderbar. Das zeigte sich nun auch in Stadtmitte.

Süßigkeiten, Zeitschriften oder Getränke: das sind die Dinge, die viele Menschen zum Kiosk locken. Besonders im Ruhrgebiet sind die Trinkhallen noch weit verbreitet und wahre Ikonen. Das war auch der Grund für die Jungs des Bassklarinettenquartetts „Die Verwechselung“, die kleinen Verkaufsstellen zur Bühne ihrer Auftritte zu machen.

Bereits zum fünften Mal findet die Trinkhallentour statt und führt in diesem Jahr zu 16 unterschiedlichen Buden in zehn Städten des Ruhrgebiets. Die Trinkhalle an der Humboldtstraße 14 wurde am Mittwochabend zur Bühne des musikalischen Schauspiels.

Getreu dem Motto „Wer kommt, der kommt“ haben sich um 19 Uhr zahlreiche Neugierige an der Trinkhalle am Goetheplatz eingefunden, um sich ihre Hörgewohnheiten aufmischen zu lassen. Markus Zaja, Florian Walter, Felix Fritsche und Patrick Hagen bilden das Bassklarinettenquartett „Die Verwechselung“. An den Stationen ihrer Kiosk-Tour Ruhr erzählen sie mit ihrer Musik Geschichten für Menschen, die sonst ihre eigenen Geschichten erzählen. Diesmal treten sie zusammen mit Schreiberling Michael Masberg auf.

„Als die Band mich gefragt hat, ob ich bei dem Projekt mitmachen möchte, war ich sofort dabei“, erzählt Michael Masberg. Der Autor und Regisseur wird den musikalischen Abend mit eigenen Texten unterstützen. „Die Texte erzählen kurze Geschichten von unterschiedlichen Menschen und verschiedenen Schicksalen“, sagt Masberg.

„Wir wissen manchmal selber gar nicht, was auf uns zukommt“

Zu diesen Erzählungen spielen die Musiker ihre Instrumente. „Bei unserem Auftritt ist dann alles improvisiert. Wir wissen manchmal selber gar nicht, was auf uns zukommt“, sagt Bassklarinettenspieler Felix Fritsche. Je nach Inhalt der Geschichte passen die Musiker die Klänge an. Je nach Inhalt der vorgelesenen Texte ertönt die Musik mal langsam und dramatisch, mal schnell und heiter. Und das Konzept kommt an. Immer mehr Zuhörer werden durch die ungewöhnliche Kombination aus Text und Musik angelockt, bis der Kiosk voll ist und einige Menschen auch auf der Straße stehen und lauschen.

Den Anstoß für das Projekt gab das Kulturhauptstadtjahr 2010. „Wir wollten an ungewöhnlichen Orten Aufmerksamkeit erregen und der improvisierenden Musikszene mehr Raum geben“, erklärt Fritsche. Auch mit den Leuten ins Gespräch kommen und sie in den Auftritt miteinzubeziehen, ist Ziel der Gruppe. „Der Kiosk bleibt während der Aktion natürlich immer geöffnet, denn die Trinkhallen-Besitzer sollen von dem Projekt auch etwas haben“, sagt Florian Walter, Organisator der Tour.

„Da brodelt der ÖPNV. Bus um Bus donnert über die Straße“

In einer kurzen Pause haben die Zuhörer die Möglichkeit, Erfrischungen oder kleine Snacks zu kaufen, aber auch mit der Band ins Gespräch zu kommen. Und das kommt gut an, denn viele der Trinkhallen sind nicht zum ersten Mal dabei, wie auch der Kiosk von Sükran Odabas, der bereits letztes Jahr zur Bühne für die Musik-Tour wurde.

Das Quartett „Die Verwechselung“ tritt am Donnerstag, 6. August, ein weiteres Mal an der Trinkhalle an der Humboldtstraße 14 auf und bringt die Trompeter Markus Türk und John-Dennis Renken als Verstärkung mit (19 Uhr).

Übrigens - so schildern die Künstler in ihrem Blog den Auftritt: „Mitten in der Stadtmitte von Gladbeck ereignete sich eine mehrfache Begegnung der besonderen Art: vier Bassklarinetten trafen auf einen Dichter! Und zwar nirgends geringer als am Goetheplatz. Mitten drin, und da brodelt der ÖPNV. Bus um Bus donnert über die Straße, eine permanente Überfahrt.“