Gladbeck. . Claudia Braczko kämpft seit Jahren für den Stadtteil Rentfort-Nord. Sie sieht viele Fortschritte im Quartier.

Das Gesicht des Runden Tisches Rentfort-Nord ist Claudia Braczko (56) . Die Journalistin, SPD-Ratsfrau und stellvertretende Vorsitzende des Wirtschaftsförderungsausschusses kämpft seit Jahren dafür, dass es im Stadtteil voran geht. Sie hat, obwohl sie in Schultendorf wohnt, ihr Herz an Rentfort-Nord verloren.

Der Runde Tisch wurde 2007 mit dem Stadtumbau West gegründet. Seit 2012 sorgt er für Aktivitäten rund ums Wohnen und Leben. Wer macht beim Tisch, der sich vier Mal im Jahr trifft, mit?

Claudia Braczko: Das sind die großen Player bei uns in Rentfort-Nord: die Awo mitsamt Ortsverein, Seniorenzentrum und Bezirk Westfalen, die beiden Kirchen, der städtische Freizeittreff, die Gesamtschule und die Wohnungsverwaltung Dr. Norten. Letztere verwaltet hauptsächlich in Rentfort-Nord Hochhäuser mit tollen Wohnkonzepten. So wurden heruntergekommene Häuser wunderbar aufgepäppelt. Die Mieterstruktur ändert sich langsam. Mit denen von Norten kann man gute Projekte für den Ortsteil umsetzen.

Wofür setzen sich die Rentforter Runder-Tisch-Akteure ein?

2012 haben wir vom Runden Tisch uns gesagt: Wir machen auf eigene Faust weiter. So finden die Treffen des Tisches nun regelmäßig statt. Ein erstes Hauptprojekt war und ist die Fortsetzung des Stadtteilfestes. Es findet einmal im Jahr statt und da müssen alle Akteure ran und mitmachen. Dann ist es natürlich die Stadtteilzeitung, die es auch damals schon gab. Sie erscheint im Augenblick drei Mal im Jahr, früher zwei Mal. Zudem gibt es viele Aktivitäten wie Stadtspaziergänge und -begehungen, Nachbarschaftsfest, Ferienspielaktionen oder auch das Graffiti-Kunst-Projekt an einer 50 Meter langen Garagenrückwand. Es entstand im vergangenen Jahr zusammen mit Dr. Norten, dem Freizeittreff und Künstler Maurizio Bet.

Wie kommt die Arbeit des Runden Tisches im Stadtteil an?

Die Rentforter beteiligen sich. Am Tisch sitzen ganz viele normale Bürger, die dort ihre Vorschläge machen und den Tisch als Ideenbörse nutzen. So planen wir jetzt aufgrund einer Bürgeridee, Spielplatzpatenschaften ins Leben zu rufen. Da machen wir uns gerade sachkundig, wie das so in anderen Städten läuft. Aber es wird bei den Zusammenkünften auch mal kräftig Luft abgelassen. So mussten wir als Ratsvertreter beim letzten Treffen Rede und Antwort stehen, warum die Hochhaus-Ruine noch nicht abgerissen ist. Wir hoffen, dass das nun in diesem Herbst da endlich weitergeht. An der Stelle der Ruine soll der Neubau eines Geschäftszentrums entstehen.

Wo hakt es, und wo wünschen Sie sich eine Beschleunigung?

(macht eine kurze Pause) Wir haben möglicherweise Aussichten, wieder ein professionelles Stadtteilmanagement zu bekommen. Das läuft dann über die Arbeiterwohlfahrt. Die wären bereit, einen Eigenanteil von zehn Prozent zu zahlen, und dann gibt es die Stiftung Deutsches Hilfswerk. Die macht in diesem Jahr einen Schwerpunkt Quartiersmanagement. Sie würden uns einen Quartiersmanager bewilligen, vielleicht sogar für drei Jahre. Das wäre eine Chance, die jetzige ehrenamtliche Arbeit noch mal ein bisschen in Schwung zu kriegen.

Sie selbst wohnen in Schultendorf, warum das Engagement für Rentfort-Nord?

Ich habe 2007 dort am Runden Tisch angefangen. Habe bei der Stadtteilzeitung geholfen und bin so da rein gerutscht. Das war lange bevor ich wusste, dass ich in den Stadtrat komme. Zufälligerweise ist Rentfort-Nord auch mein Wahlkreis. Das passt.

Was macht für Sie den Reiz des Stadtteils aus?

Es ist grün dort, richtig grün, und Rentfort liegt am Rande nach Kirchhellen und zum Münsterland. Es gibt teilweise dort schon richtig gute Nachbarschaften, und es gibt gute Projekte zwischen Arbeiterwohlfahrt und Norten sowie dem Freizeittreff und der Gesamtschule. Der Kontakt zwischen Jung und Alt läuft ebenfalls gut.

Wo hapert’s?

Nun, ein Problem ist natürlich die Einkaufssituation. Es gibt nur einen größeren Supermarkt an der Kirchhellener Straße. Ansonsten sind die Menschen auf Einkaufshilfen angewiesen oder müssen in die Umgebung fahren.

Vermeidung von Leerständen 

Was liegt Ihnen an der Arbeit für Rentfort-Nord denn besonders am Herzen?

Das Miteinander hier im Stadtteil. Die Leute zusammenzubringen, das ist richtig spannend, auch an dem Runden Tisch. Man lädt sie ein, setzt sie zusammen und auf einmal unterhalten sich alle miteinander und haben Ideen, was man alles so machen könnte. Das ist eine prima Sache.

Lohnt sich der Kampf?

Es geht nicht um Finanzielles. Ich bekomme eine Menge zurück, auch an Informationen. Und ich habe Freunde im Stadtteil gefunden.

Welche Ideen gibt es zur Vermeidung von Leerständen im Wohnungsbau und bei Ladenlokalen?

Die Firma Norten weiß, dass der Preiskampf alleine überhaupt nicht hilft. Der billigste Vermieter zu sein lohnt nicht. Die Leute zahlen aber gerne für Mehrwert. Wenn beispielsweise die Spielplätze schön und geeignet sind, so dass man sich da aufhalten kann. Dass Mütter und Väter da sitzen können, andere Leute kennenlernen. Und bei den Ladenlokalen hoffen wir auf den Neubau des Geschäftszentrums.

Gibt es genügend Stühle am Runden Tisch?

(lacht) Wir bauen immer an. Um die 20 Mitglieder kommen regelmäßig. Neue Mitstreiter sind gerne gesehen, sie sind herzlich willkommen.

Stadtspaziergänge und Stadtteilfeste 

Organisiert werden die Treffen des Runden Tisches per E-Mail-Austausch. Wer Interesse hat, als Aktiver mitzumachen, der sollte sich per Mail an runder-tisch-rentfort@gmx.de wenden. Interessenten werden in den Verteiler aufgenommen und erhalten entsprechende Informationen. Die Teilnehmer treffen sich vierteljährlich jeweils am ersten Mittwoch der Monate März, Juni, September und Dezember.

Übrigens: Die erste Ausgabe der Stadtteilzeitung Rentfort-Nord erschien 2007, damals unter der Leitung der Stadtteilmanagerin Anne Haars. Dass diese wichtige Informationsquelle für den Stadtteil auch nach dem Ende des Projekts „Stadtumbau West“ weiter erscheint, ist dem Runden Tisch zu verdanken. Er fand mit der Hausverwaltung Norten einen Sponsor, der die Druckkosten für das Heft übernimmt und auch einen Grafiker zur Verfügung stellt. Die Fäden der Redaktion laufen bei Claudia Braczko zusammen.

Der in den 1970er Jahren nach dem Leitbild „Urbanität durch Dichte“ errichtete Stadtteil Rentfort-Nord ist ein Schwerpunkt des Stadtumbaus in Gladbeck. Der Stadtteil wurde für rund 10 000 Menschen, entsprechend der damaligen Planungsleitbilder, am Reißbrett konzipiert. Zu Beginn der Förderphase Stadtumbau West wies Rentfort-Nord negative demografische und ökonomische Entwicklungen auf. Deutliche Indikatoren für gravierende städtebauliche Funktionsverluste waren die massiven Leerstände im Geschosswohnungsbau sowie von Ladenlokalen.

Einige der nächsten vom Runden Tisch durchgeführten Aktionen sind der Stadtspaziergang „Umwelt, Klima, Energie“ mit Dr. Dieter Briese und Katrin Knur vom Umweltreferat der Stadt, Start ist am Norten-Mietertreff (24. Juli, 14 Uhr), die Ferienspielaktion des FZT auf der Wiese am Norten-Mietertreff an der Berliner Straße 14/16/18 (27. und 28. Juli, 15 - 18 Uhr), die Stadtteil-Begehung „Kinder und Jugendliche in Rentfort“ (3. September, 14 - 16.30 Uhr), das Stadtteilfest Rentfort auf dem Pausenhof der IDG (19. September, 14 - 18 Uhr).