Schon ganz früh am Morgen haben die Arbeiten am neuen Übergang begonnen. Weitere Arbeiten stehen bis Ende Septmber an.
Für Maurice (4) ist der Tag gerettet, vielleicht ist es für ihn sogar der beste Sonntag seit langem: Eigentlich wollte er unbedingt mit seinem Papa Züge gucken, schon vor dem Frühstück gab es für ihn kein anderes Thema. Pech nur für den kleinen Gladbecker, dass er ausgerechnet heute keine Züge sehen wird, denn der Bahnhof West wurde schon gesperrt, als Maurice noch im Tiefschlaf war.
Trotzdem lächelt der Vierjährige, denn als Entschädigung gibt es einen riesigen Autokran, zwei großen Lkw und einen Bagger zu sehen. Und wenn er mit seinem Papa ganz genau hin hört, kann er zusätzlich sogar noch ab und zu einen Zug hören: „Die fahren nämlich planmäßig hier vorbei, aber halten eben nicht, damit wir die Bahnsteigbrücke errichten können”, erklärt Ulrich Uebbing, technischer Berechtigter der Deutschen Bahn. Damit Pendler während der Werktage nicht auf ihre Bahn verzichten müssen, ging es für die Arbeiter schon mitten in der Nacht los. „Die Anwohner wurden informiert, um 5.30 Uhr war alles soweit vorbereitet, dass es losgehen konnte.” Mit einem Autokran wurde das fertige Gehäuse des neuen Fahrstuhls über den West-Bahnhof gehievt. Davon hat Maurice leider nichts mitbekommen, aber die „Einpackarbeiten” des großen Schwertransporters findet er genauso spannend.
Weniger fasziniert von den Gerätschaften, aber dafür von dem Vorhaben der Deutschen Bahn sind die Beobachter am Bauzaun: „Das war nicht nur notwendig, sondern auch überfällig”, meint ein Radfahrer aus Schultendorf. Bei seiner Tour durch Gladbeck ist er zufällig hier vorbei gekommen und schaut nun bei den Umbauarbeiten zu. „Heute Nacht haben wir die neue Treppe installiert”, erklärt Uebbing, „die neue Rampe für den Aufzug wird es Ende September geben.” Und wieder nachts, damit für die Gladbecker so wenig Probleme wie möglich entstehen. So lange müssen alle Pendler aber noch den provisorischen Zugang zu den Gleisen nutzen.
„Schon klar”, meint Ursel Nienhaus und blickt durch den Bauzaun in Richtung Gleise. Dort, wo sie normalerweise zu den Zügen gelangt, liegt aufgehäufter Sand, der Beton ist an manchen Stellen aufgerissen und überhaupt sieht der Weg zu den Gleisen nicht wirklich begehbar aus.
„Wir sind da ja noch skeptisch”, meint ein Ehepaar ein Stück weiter weg vom Baugeschehen. „Ob die Veränderung wirklich reicht?” Die beiden Gladbecker nutzen den Bahnhof ständig, sind bewusst vorbei gekommen, um die Bauarbeiten zu sehen. „Das war ja eine Binsenweisheit, dass der Zustand hier unmöglich ist.”
Ulrich Uebbing sieht keinen Grund für die Skepsis der Gladbecker: „Die Rampe wird zum Aufzug hoch und runter führen. Und außerdem wird natürlich alles besser aussehen als vorher.”