Gladbeck. Die Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Bevölkerungsentwicklung geht von einem Minus von lediglich 1,8 Prozent in Gladbeck aus. Bald gibt’s nur 72600 Einwohner.

Auch Gladbecks Einwohnerzahl schrumpft in den nächsten 15 Jahren - aber laut jüngster Studie der Bertelsmann-Stiftung deutlich weniger stark als alle Nachbarstädte ringsum. Die Prognose geht von einem Minus von lediglich 1,8 Prozent aus bis 2030 – dann soll Gladbeck nur noch 72 630 Einwohner zählen. Heute sind es 74 070.

Gelsenkirchen verliert im gleichen Zeitraum laut Studie 5,3 Prozent seiner Bevölkerung, Bottrop 4,8 und Essen 3,7 Prozent. Die Bevölkerungszahl im Kreis Recklinghausen schrumpft gar im Durchschnitt um 6 Prozent – im benachbarten Dorsten um 9,8 Prozent!

„Gladbeck hat nach unserer Hochrechnung etwas Faszinierendes, was andere Ruhrgebietsstädte so nicht haben“, sagt Projektmanagerin Hanna Amsbeck zur WAZ. Die Schere zwischen Sterbefällen und Geburten wird sich nach den Berechnungen der Bertelsmann-Statistiker deutlich stärker schließen als bei den Nachbarn. Amsbeck: „Die Differenz wird sich in Gladbeck von minus 450 auf minus 370 verbessern, was es so in der Dynamik in anderen Ruhrgebietsstädten nach unserer Prognose nicht geben wird.“ Außerdem könne Gladbeck auf einen Wanderungsgewinn zählen – mehr Menschen ziehen nach als fort von Gladbeck.

1970 gab es 83 200 Bürger

Bis 1992 hatte Gladbeck noch über 80 000 Einwohner. Der Höchststand stammt von 1970 mit 83 200 Bürgern.

Einst dachte die Stadt in eine ganz andere Richtung: In den 60er Jahren arbeitete man daran, Gladbeck zur Großstadt mit 120 000 Bürgern zu entwickeln - mit neuen Ortsteilen wie Rentfort-Nord und Butendorf-Nord.

Auffällig ist laut Prognose, dass die Zahl der 19- bis 24-Jährigen um geschätzte 23,9 Prozent abnehmen wird, was zum Teil auch eine Bildungsabwanderung ist, die zur Zeit bei 10,9 Prozent liegt (junge Leute studieren auswärts). Gleichzeitig steigt die Zahl älterer Personengruppen - die der über 65-Jährigen um 19,3, die der über 80-Jährigen sogar um 33 Prozent. Amsbeck: „Gladbeck wird demnach älter.“

Übrigens bleibt eines so ziemlich gleich bis 2030: Der Anteil der Frauen ist und wird auch in Zukunft deutlich den der Männer übertreffen: 51,3 zu 48,7 Prozent.

Für diese Prognosen wertet die Bertelsmann-Stiftung Statistikdaten der Jahre 2009 bis 2012 aus und rechnet sie hoch.

Die Stadt Gladbeck begrüßt die Prognose der Bertelsmann-Stiftung, es wäre „wünschenswert, wenn es so kommt“, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. „Hier sehen wir die Politik der letzten Jahre vollauf bestätigt.“ Sie verweist auf die „gelungene Wohnbaupolitik“ der vergangenen Jahrzehnte, aber auch auf die zentrale Lage Gladbecks im Ruhrgebiet und auf die Familienfreundlichkeit der Stadt. „Das alles und die hohe Lebensqualität bei uns hat und wird viele Neubürger anlocken.“