Gladbeck. . Anwohner der Krugstraße in Gladbeck-Zweckel unternehmen gerne etwas zusammen. Die Ideen kommen spontan: ein Fest, Fußballtipp-Spiel, Stadtpicknick.
Eine beschauliche Allee: Lindenbäume mit üppigem Laub spenden Schatten in der Sommerhitze, irgendwo surrt leise ein Rasenmäher; ansonsten liegt über allen Häusern an den Krugstraße Ruhe. Ein signalrotes Laternchen an einem Hauseingang zieht als Farbtupfer die Blicke auf sich. Diese „Auszeichnung“ hat Ulrike Lenz erhalten. Sie bildete das Schlusslicht beim Fußball-Bundesliga-Tippspiel der vergangenen Saison. Diese Aktion entstand aus einer spontanen Idee von Anwohnern der Krugstraße mit gerade einmal 30 Häusern.
Gewinn beim Stadtpicknick
Wie so viele Aktivitäten, die sie gemeinsam auf die Beine stellen. Das sind beileibe nicht nur Heimspiele, bisweilen punkten sie sogar auf „auswärtigem“ Terrain: Beim Stadtpicknick heimsten sie mit ihren Tischen den fünften Platz ein. Der Preis: ein edles Tröpfchen im Magnumformat. Die wollen die Bewohner demnächst köpfen – in großer Runde, wie es sich in einer Gemeinschaft gehört.
Kein Verein
Rainer Lenz (55), Mann der glücklosen Tipperin Ulrike (52), und Jürgen Dreiskemper (46) gehören zur Stamm-Mannschaft. Die will sich übrigens nicht als Verein verstanden wissen. „Wir sind einfach nur die Nachbarn der Krugstraße“, betont Lenz und weist auf das entsprechende himmelblaue Logo auf seinem T-Shirt. Dreiskämper ergänzt: „Wir wollen, dass die Nachbarn sich gut verstehen.“ Wer hier wohnt, kennt die Menschen, mit denen er Seit’ an Seit’ lebt, nimmt Anteil. Und wenn jemand keine Lust hat, bei Aktionen mit von der Partie zu sein – auch okay.
„Ein schönes zwangloses Miteinander“, so Kraftwerksmeister Dreiskemper. Er kann sich gut an das Ereignis erinnern, das den Ball ins Rollen brachte: „Der Anstoß zu den Aktivitäten war unser Straßenfest im September 2013.“ Es sollte Menschen, die seit vielen Jahren an der Krugstraße leben, und neu Hinzugezogene – vom Baby bis zum Senior – zusammenbringen. Ein Volltreffer.
Rund 180 Menschen besuchten das Fest. Auf dem Gruppenbild ist auch Heliodora Henne, eine der ältersten Bewohnerinnen, abgelichtet. Lenz erzählt: „Sie zog im Frühjahr 2014 in den Luisenhof.“ Und die einstigen Nachbarn statteten ihr, mit dem besagten Foto als Präsent, einen Besuch ab – noch so eine spontane Idee. Dreiskemper: „Sie hat gesagt: ,Was für eine schöne Aktion!’“ Ob Feiern oder das Brötchenholen für den älteren Nachbarn – „es sind die Kleinigkeiten, die jeder zu schätzen weiß“, sagt Lenz.
Gesunder Abstand
Dazu gehört auch, die Augen offen zu halten. Wenn jemand Hilfe brauche, bitte derjenige auch darum. Dreiskemper und Lenz sind sicher: „Es würde auffallen, wenn man jemanden Tage lang nicht sähe.“ Aber wer denkt, dass alle ständig zusammenglucken oder sich beobachten, liegt daneben. „Es ist immer wieder schön zusammen, aber ein gesunder Abstand ist auch wichtig“, meint Lenz. Was die Nachbarn als nächstes unternehmen wollen? Lenz: „Wir planen ja nicht.“ Erst einmal wird mit „Prickelwasser“ auf den Erfolg beim Stadtpicknick angestoßen. Und dann? Mal sehen. Aber: „Beim Stadtpicknick 2016 wollen wir wieder mitmachen.“