Gladbeck. . Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck hatte überraschende Informationen und Anekdoten im Gepäck. Leser traten Reise durch Gladbecks Geschichte an.
Da lebt man Jahrzehnte lang in einer Stadt und denkt, man kennt jeden Stein – und dann stellt sich innerhalb weniger Minuten doch heraus: Mit dieser Annahme befinden sich selbst Alteingesessene bisweilen auf dem Holzweg . . . Solch eine Erfahrung machten Gladbecker bei einer Sightseeing-Tour, zu der die WAZ langjährige Abonnenten, aber auch „Neulinge“, eingeladen hatte.
„Ein kleines Dankeschön“ für die treue Leserschaft sei diese Rundfahrt, so Redakteur Georg Meinert, der die Gruppe begleitet. Erwartungsfroh klettern 40 Damen und Herren auf dem Rathaus-Vorplatz in den funkelnagelneuen Bus. Sicher, die Maschinenhalle Zweckel, Kotten Nie und andere Sehenswürdigkeiten kennen sie. Doch mal sehen, was es in Gladbeck sonst noch zu entdecken gibt . . . Was ist mit den Fakten und Anekdötchen, die sich um historische Gemäuer ranken? Und mit einst wichtigen Plätzen, über die längst Gras gewachsen ist?
Es gibt viel zu entdecken
Mit Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck ist eine Expertin mit von der Partie, die einige überraschende Informationen im Gepäck hat. Noch bevor der Bus über den Asphalt rollt, erzählt sie, dass das schmucke alte Rathaus, eingeweiht am Nikolaustag anno 1910, eigentlich anfangs lediglich ein Amtshaus war: Stadtrechte habe Gladbeck nämlich erst im Jahre 1919 bekommen. Schönebeck knüpft Verbindungen zwischen Politik, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, erläutert, wie Gladbeck zu dem wurde, was es heute ist.
Ära des „Schwarzen Goldes“
Auf dem Weg zur Station „Wasserschloss Wittringen“ streift Redakteur Meinert eine Zeit, die noch gar nicht lange zurückliegt: Manch einer könne sich gewiss noch daran erinnern, wie früher die Straßenbahn durch Gladbeck gefahren sei. Einige Fahrgäste nicken unwillkürlich mit dem Kopf. Und auch Berichte aus der Ära des „Schwarzen Goldes“ sind manch einem nicht fern. Damals, als der Bergbau boomte, zig tausende Menschen auf den Zechen malochten, die Stadt explosionsartig wuchs. Aber auch Probleme mit sich brachte wie Dreck und Umweltschäden, die bis heute ihre Spuren hinterlassen.
Weitere Tour geplant
Eine weitere Rundfahrt per Bus durch Gladbeck hat die WAZ für September geplant.
Die Route steht noch nicht fest. Wer weiß: Vielleicht geht’s diesmal in Richtung Zweckel?
Wer bei der jüngsten Fahrt nicht mit an Bord war und dennoch Eindrücke sammeln möchte, findet im Netz (waz.de/gladbeck) weitere Fotos. Vielleicht machen sie ja Lust, beim nächsten Mal mit dabei zu sein . . .
Um auf die Anfänge des Schlosses Wittringen zu schauen, müssen die Bus-Reisenden hingegen gedanklich viel weiter in die Vergangenheit zurückgehen. Wo anno dazumal Pferde und Kutschen Kurs auf die Anlage nahmen, muss im Jahre 2015 ein moderner Reisebus stoppen: Die schmale Brücke ist für ihn unpassierbar. Luzie Fiedler, die mit ihrem Mann Franz-Josef die Rundfahrt unternimmt: „Früher waren wir oft hier mit unseren Kindern. Wittringen ist einmalig schön.“ Die „alte Geschichte“ des Schlosses sei ihr neu – sehr interessant.
Busfahrer Georg Vogel steuert gen Brauck. Schönebeck unternimmt einen Abstecher in die Kirchengeschichte. Mit Millimeterarbeit bugsiert Vogel den Bus auf eine Brachfläche – ehemals Standort der Pauluskirche, erstes evangelisches Gotteshaus der Stadt. Entlang ehemaliger Zechengelände retour in Richtung Rathaus erzählt Meinert von der Entstehung der Siedlungen. Am Ende der Tour meint er: „Heute waren wir fast nur in Gladbeck-Mitte und im Süden unterwegs. Fast einen Tag brauchen wir für das ganze Stadtgebiet. Gladbeck hat doch mehr zu bieten als man denkt.“ Und dem können die WAZ-Reisenden nur zustimmen.