Gladbeck. . ADFC Chefin Dr. Vera Bücker will trotzdem die Radwege nicht abschaffen. Für Gladbeck wünscht sie sich neue Radverkehrskonzepte.

Das Fahrrad – ein sehr beliebtes Verkehrsmittel vor allem in der Freizeit. Aber auch im Alltag, auf dem Weg zur Schule, zur Arbeitsstelle oder zum Einkauf zum Beispiel, steigen immer mehr Menschen vom Auto aufs Rad um.

In den kommenden zwei Wochen bilden Themen rund um das Fahrrad einen Schwerpunkt in der WAZ Gladbeck. Zum Auftakt sprach Elke Hautmann mit Dr. Vera Bücker, der Vorsitzenden das ADFC Gladbeck.

Gladbeck darf sich „Fahrradfreundliche Stadt“ nennen, gehört zu den Gründungsmitgliedern der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft. Was bedeutet das?

Dr. Vera Bücker: Die Kommunen, die mitmachen in dieser Arbeitsgemeinschaft, haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Fahrradverkehr zu fördern. Alle sieben Jahre müssen sie in einem neuerlichen Antrag darlegen, was sie denn dafür getan haben und was sie für die Zukunft planen. Gladbeck hat 2014 die Verlängerung wieder geschafft. Das ist nicht selbstverständlich. Marl beispielsweise ist rausgeflogen.

Halten Sie persönlich Gladbeck für fahrradfreundlich?

Ich sage es mal so: Es gibt ganz sicher Luft nach oben, aber es geht auch schlechter.

Können Sie das konkretisieren?

Gladbeck hat in den vergangenen Jahren an etlichen Stellen im Stadtgebiet Fahrradstreifen auf den Fahrbahnen markiert. Das begrüße ich. Auf der Straße sind Radler in der Regel komfortabler unterwegs als auf Radwegen auf dem Bürgersteig, von denen viele mittlerweile auch nicht mehr im besten Zustand sind. Außerdem – und das behaupte nicht nur ich, sondern das ist die Einschätzung von Wissenschaftlern – bieten Radstreifen mehr Sicherheit. Wenn Kraftfahrer beispielsweise rechts abbiegen, haben sie Radler, die neben ihnen auf der Straße unterwegs sind, viel besser im Blick.

Sollte man die Radwege auf den Bürgersteigen also abschaffen?

Nein. Es gibt Menschen, die sich subjektiv dort sicherer fühlen, weil ihnen die Autos nicht nahe kommen. Man sollte ihnen die Wahl lassen, wie beispielsweise auf der Postallee. Dort ist die Benutzungspflicht der alten Radwege aufgehoben. Wer will, kann aber nach wie vor dort fahren. Wo alte Radwege in schlechtem Zustand sind, muss die Nutzungspflicht nach der Straßenverkehrsordnung übrigens aufgehoben werden.

Tut die Stadt Gladbeck Ihrer Einschätzung nach genug, um ihrem Titel „Fahrradfreundliche Stadt“ gerecht zu werden?

Immerhin hat es für die Verlängerung gereicht. Aber seither gilt: Still ruht der See. 2013 hat eine Arbeitsgruppe damit begonnen, das Stadtgebiet systematisch mit Blick auf den Radverkehr unter die Lupe zu nehmen. Es ist aber dann beispielsweise nicht damit getan, die Nutzungspflicht für schlechte Radwege aufzuheben. Die Radwege müssten eben auch in Ordnung gebracht werden Die Wegesicherungspflicht besteht für die Kommune nämlich weiter. Außerdem gibt es noch Möglichkeiten, weitere Einbahnstraßen für den Radverkehr in beiden Richtungen freizugeben oder weitere Fahrradstraßen einzurichten. 2013 gab es auch die gute Idee, ein Radverkehrskonzept entwickeln zu lassen. Davon hört man leider nichts mehr.

Was würden Sie sich von einem solchen Konzept versprechen?

Zunächst müssen sinnvolle Vorgaben gemacht werden. Der RVR peilt an, den Radverkehr im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2013 auf 25 Prozent zu steigern. Gladbeck könnte sich sogar ein noch höheres Ziel stecken. Unter einer solchen Prämisse würde ein Radverkehrskonzept ganz sicher gute Vorschläge liefern. Denn eines, was die Stadt Gladbeck in den 80er Jahren ausgezeichnet hat, vermisse ich seit Jahren: Damals war die Stadt mit Blick auf den Radverkehr innovativ, hat mehrfach eine Vorreiterrolle übernommen. Das fehlt jetzt völlig.