Gladbeck. . Die CDU sieht den Unrat im Stadtbild als zunehmendes Problem an. Die SPD kritisiert, die Christdemokraten würden die Stadt schlecht reden.

„Vermüllung – Ein wachsendes Problem?“ Manch Gladbecker würde statt des Fragezeichens lieber ein Ausrufezeichen setzen, wie häufige Hinweise von WAZ-Lesern an die Redaktion belegen. Und CDU-Ratsmitglied Reinhold Fischbach würde sich dieser Auffassung anschließen.

Da wundert’s nicht, wenn die Christdemokraten diese Problematik immer wieder aufs Tapet bringen – wie jetzt in der Sitzung des Betriebsausschusses. Bei allem Lob für den Zentralen Betriebshof (ZBG), der das Thema in einer mehrseitigen Vorlage für die Mitglieder des Gremiums aufbereitet hatte: Bei einigen Punkten hakte Fischbach nach, denn „das Papier bereitet nach unserer Auffassung nicht nur Freude“.

Mit seinem Standpunkt erregte er Widerspruch bei der SPD. György Angel: „Wir haben den Eindruck, dass die CDU das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat, um die Stadt schlecht zu reden.“

Die SPD-Fraktion wolle das Problem nicht wegdiskutieren, „aber es ist unheimlich viel, was schon gemacht wird.“ Prävention, Erziehung und Repression gebe es. Angel lobt auch den Einsatz des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) mit sechs Kräften, dessen Präsenz sehr gut sei: „Man muss die Würde und die Schichtarbeit der Mitarbeiter beachten.“ Dass sich der KOD in Zivil „auf die Lauer legt“, um Umweltverschmutzer auf frischer Tat zu ertappen, lehne die SPD ab.

Fischbach hingegen sagt: „Treten die Mitarbeiter des KOD in Uniform auf, benehmen sich die Leute ordentlich, und wenn sie in Zivil arbeiten, wird der Vorwurf der Abzocke erhoben.“

Er wehrt sich dagegen, dass die CDU von Verwaltung und SPD als Nestbeschmutzer abgewatscht werde: „Warum diese Verteufelung konstruktiver Kritik?“ Sein Vorschlag: „Zusätzliche private Sicherheitsdienste an Krisentagen wie bei ,Gladbeck total’, am ersten Mai und Christi Himmelfahrt.“ Und was spreche dagegen, Schulen zu einem Wettbewerb aufzurufen: „Wo ist das Umfeld am saubersten?“

Angel dazu: „Wir versuchen in Brauck mit den Rektoren der Schulen zu sprechen.“ Der SPD-Politiker sieht in früher Erziehung einen wichtigen Baustein zu mehr Umweltbewusstsein: Wer Unrat sammle, werfe nicht mehr so achtlos seinen Müll in die Gegend. Er verweist auf die alljährliche Aktion „Gladbeck putzt“: „Die Beteiligung wächst, in diesem Jahr waren 1500 Freiwillige von Schulen und Kindergärten dabei.“ Seine Erfahrung: Vor Jahren habe die SPD Brauck 25 Säcke Müll pro Aktion gesammelt – mit viel sperrigem Unrat wie rostigen Fahrrädern und Reifen. „Mittlerweile sind es nur noch zwölf Säcke mit kleinerem Abfall.“ Fischbach hält dagegen: „,Gladbeck putzt’ ist eine tolle Aktion. Aber diejenigen, die sich da beteiligen, das sind die Gerechten.“

100 000 Euro für Beseitigung illegalen Mülls 

100 000 Euro (inklusive Personalkosten) pro Jahr müsse der Betriebshof ausgeben, um illegal entsorgten Müll zu beseitigen, so ZBG-Experte Henrik Feldhaus – „dabei geht’s nur um Abfall an Container-Standorten und wilde Kippen. Parks und Wälder sind dabei nicht berücksichtigt.“ Betriebsleiter Heinrich Vollmer veranschaulicht die genannte Summe: „Das sind zwei bis drei Stellen.“ Der Mehraufwand für die Mitarbeiter sei nicht zu beziffern.

Feldhaus berichtet: „Die Kollegen bekommen die Meldung über eine wilde Müllkippe und reinigen den entsprechenden Bereich zwischendurch auf ihren normalen Touren.“ Zum „operativen Bereich Orange“ beim ZBG, der sich um Straßenreinigung und Müllentsorgung kümmert, zählen 70 Kräfte. Manche Bürger benachrichtigen die Stadtverwaltung per Mängel-App über Unrat, der ihren Ärger hervorruft. „150 Mängel-Apps erreichen uns im Jahr“, sagt Feldhaus, „da geht’s meistens um Abfälle, aber auch um defekte Mülleiner.“

Aber auch Kleinvieh macht Mist: Sei es das Papiertaschentuch oder das Kaugummi, das auf Wegen landet. Etwa 40 Verwarnungsgelder haben KOD und städtische Kräfte im vergangenen Jahr verhängt, wenn gegen das Verunreinigungsgebot und das Beseitigungsgebot für Hundekot verstoßen wurde. „Wenig“, findet Reinhold Fischbach (CDU).

Im Schichtdienst hat der KOD ein Auge auf die Sauberkeit in der Stadt. Er geht Bürger-Hinweisen nach, nimmt Problembereiche ins Visier. Derzeit werde dieses Konzept erweitert: Mindestens dreimal wöchentlich sollen während des laufenden Dienstplanes eine Politesse und ein KOD-Mitarbeiter für zwei Stunden durch die Innenstadt „patrouillieren“. Wer seine „Kippe“ oder einen Hundekotbeutel in die Gegend wirft, wird zur Rechenschaft gezogen. Bald sollen Ordnungskräfte Schmutzfinken auch die „Gelbe Karte“ zeigen, die wieder eingeführt werden soll. Fischbach: „Die Beigeordnete Frense hat zugesagt, die Bußgelder zu erhöhen.“ Bisher vorgesehen: fünf Euro für eine weggeworfene Kippe.