Gladbeck. . Landschaft und Architektur spielen die Hauptrolle im Werk von David Schnell. Bis Ende Juni ist seine Ausstellung „Via“ in der Neuen Galerie zu sehen.
Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht. Bei David Schnell ist das ein bisschen anders. Denn schon die Bäume sind nicht zuverlässig aus echtem Holz. Pink sind sie, streng grafisch und nach einem klaren Fluchtpunkt angeordnet stehen sie im „Depot“, so der Titel des Gemäldes.
Acht großformatige Arbeiten des Künstlers sind ab dem morgigen Samstag, 24. April, in der Neuen Galerie Gladbeck zu sehen. Wieder mal ein Coup der Fördervereinsvorsitzenden Gerd Weggel, denn wie seine Vorgängerin SEO zählt auch David Schnell zu den begehrten zeitgenössischen Künstlern von internationalem Rang.
Mal knallbunt, mal pastellig, mal farblich stark zurückgenommen. Landschaft und Architektur, das sind die beiden Themen, die David Schnell inspirieren. Der Meisterschüler von Arno Rink räumt gern auf, schafft klare Formen da, wo sie eben eigentlich gar nicht vorkommen. Zum Beispiel im Wald.
Menschen interessieren ihn nicht
Menschen und andere Lebewesen spielen in seinen Bildern indes keine Rolle. „Der Mensch an sich hat mich immer relativ wenig interessiert“, sagt Schnell. „Mir geht es weniger ums Geschichtenerzählen als um die Malerei und den Raum.“
Ein Jahr verbrachte er 2013 als Stipendiat an der berühmten italienischen Villa Massimo in Rom. Viele der Bilder, die in der hiesigen Ausstellung gezeigt werden, sind in dieser Zeit entstanden. „Via“ heißt denn auch die Ausstellung, abgeleitet vom italienischen Wort für „Weg“. Leipzig – Rom – Gladbeck, ob das eine konsequente Route ist?
Er habe schon öfter in der „Provinz“ ausgestellt, sagt Schnell, besonders zu Beginn seiner Karriere seien seine Bilder oft in Kunstvereinen zu sehen gewesen. Die Zeiten sind freilich längst vorbei. Die Entscheidung für Gladbeck sei gefallen, weil die Neue Galerie eben mittlerweile einen exzellenten Ruf genieße. Und weil Schnell der Ausstellungsraum gefiel.
Begeistert von der Architektur der Neuen Galerie
Die besondere Architektur der Gladbecker Neuen Galerie war es, die ihn inspirierte, dem abstrakt-pinken „Depot“ ein noch abstrakteres Gegenüber zu schaffen. „Portal“ heißt das Bild, das sich farblich am Beton orientiert. „Ganz reduziert in den Raum einzugreifen“, sei sein Ziel gewesen, sagt der gebürtige Bergisch-Gladbacher, der seit rund 20 Jahren in Leipzig lebt und arbeitet und dort an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte.An der Abstraktion interessiert den Maler und Grafiker auch der Effekt, den sie auf den Betrachter hat. Auf der einen Seite stehe beispielsweise die Frage: „Wie wenig brauche ich, um Wald zu assoziieren?“ Und auf der anderen Seite die Erkenntnis, „dass man durch Abstraktion auch mehr gegenständliche Deutungsmöglichkeiten zulässt“.
Ergänzt wird die Gemäldeschau durch eine Reihe von Linolschnitten und Radierungen im alten Lesesaal. „Bei Schnell ist das grafische Werk eigenständig“, erklärt Gerd Weggel. Während Drucke bei anderen Künstlern häufig eher Beiwerk sind, ist das handwerkliche Arbeiten für Schnell eine willkommene Abwechslung zum großen, farbenfrohen Format. „Eigentlich ist es fast so, dass ich diesen Kontrast brauche“, sagt er.
Die Schwarz- und Grautöne stehen im Gegensatz zu den bunten Fenstern des Lesesaals. „Eine bewusste Entscheidung, dem Farbspiel etwas entgegenzusetzen“, sagt Gerd Weggel. Und für die Besucher eine Gelegenheit, den Wegen David Schnells zu folgen, in bunten wie in grauen Zeiten.