gladbeck. . Nadir Kahraman, Vorsitzender des DItib-Moscheevereins, antwortet auf Kritik. Erster Beigeordneter R. Weichelt reagiert auf offenen Brief eines Geschäftsmanns.

„Offene Briefe“ sind auch in Zeiten schneller Internetkommentare und Facebook-Posts eine gern gewählte Form des öffentlichen Meinungsaustausches. Sie fordern den jeweiligen Adressaten zu einer öffentlichen Antwort heraus.

So reagiert jetzt der Vorsitzende des Ditib-Moscheevereins Nadir Kahraman auf den Brief von Gerda Fuhrmann-Hartmann, in dem sie ihn auffordert, auf den Muezzin-Ruf zu verzichten. Kahraman antwortet u.a.: „Der Muezzin-Ruf rundet den Moschee-Bau ab. Er ruft diejenigen zum Gebet, die an Gott glauben und im Gebet innere Ruhe und Frieden finden wollen. Es ist ein Glaubensbekenntnis, das nicht zum Ziel hat, andere Religionen herabzuwürdigen. . . .

Wir erfahren viel Respekt und Achtung von gläubigen Christen. Und genauso repektieren und tolerieren wir Muslime das Christentum. . . . Ich kann sagen, dass wir uns in der vergangenen Zeit durch viele gemeinsame Veranstaltungen näher gekommen sind und uns der Glaube an einen Gott vereint, wie auch die Werte wie Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Toleranz und Respekt. Ich freue mich über die Vielfalt der Religionsausübung in Gladbeck. . . .

Ich bin überzeugt, dass der Gebetsruf schon nach kurzer Zeit zur Stärkung der Gemeinsamkeit in unserer von Christen, Muslimen, Juden und vielen anderen Religionsangehörigen bewohnten Stadt Gladbeck beitragen wird. Das Wissen übereinander und der Respekt voreinander werden weiterwachsen, für die Zukunft Ihrer und meiner Kinder und Enkelkinder.“

Gebetsruf Spiegel der Veränderung

Stephan Ignatzy, Einzelhändler in der Gladbecker City, fordert im offenen Brief an Nadir Kahraman und Bürgermeister Ulrich Roland ebenfalls den Verzicht auf den Gebetsruf. Er bezieht sich dabei auf „verbindliche Zusagen des Vorsitzenden Nadir Kahraman in Bürgerversammlungen vor dem Moscheebau, dass ein Gebetsruf mittels Verstärkern weder vorgesehen noch geplant sei. „Wort zu halten und gemachte Zusagen und Versprechen einzuhalten, das hat mit Vertrauen zu tun. Dies ist bei dem Muezzin-Ruf nicht der Fall“, so Ignatzy.

Dem entgegnet der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt im Namen des Bürgermeisters, dass es weder verbindliche noch schriftlich fixierte Zusagen gab, ein Verzicht auch in der Baugenehmigung nicht festgeschrieben wurde, weil das rechtswidrig gewesen wäre. „Richtig ist“, so Weichelt, „dass es eine mündliche Vereinbarung gab, zunächst auf den Gebetrsruf zu verzichten.“ Dieser spiegele nun die Veränderung der Stadtgesellschaft, werde dazu auf Zimmerlautstärke begrenzt. Weichelt: „Ich gehe davon aus, dass Sie weder in Ihrem Geschäft auf der Hochstraße noch an Ihrem Wohnort in Düsseldorf davon belästigt werden.“