Gladbeck. . Facettenreich war der Tanzabend „Sternenzauber, Tänze und Fantasien“ im Gladbecker Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Erlös ist für Flüchtlingsarbeit bestimmt.

Mit ästhetischen und orientalischen Tanz die Gedanken gen Bosporus und die weite Welt schweifen lassen – unter diesem Motto lässt sich der „Galaabend“ der freien Tanzgruppe „Naadirah“ wohl am ehesten beschreiben. Am Freitag- und Samstagabend fanden jeweils knapp 200 Mitglieder den Weg ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus zur vierten Auflage der beliebten „Sternenzauber, Tänze und Fantasien“-Veranstaltung.

Internationale Spezialitäten

Rhythmisch, verführerisch und mystisch: Die Tänze von „Naadirah“ (zu deutsch: kostbar) machten die Abende zu etwas ganz besonderem. Die Frauen auf der Bühne nahmen das Publikum mit in eine bunte Welt voller Farbenpracht. Die selbstgenähten Kleide und Kostüme waren extravagant, glänzten und leuchteten. Und ja, sie war ein echter Hingucker, ein Hauch erotisch. Der Schleiertanz war mit dabei, ebenfalls ein moderner Tribal-Dance der Gastgruppe „Trinity“ oder auch ein Fusion Bellydance – ein Tanz in Dirndl und Lederhosen zu orientalischen Schuhplattlern- und Hip-Hop-Klängen - kurios, und gleichermaßen beeindruckend. Die Tänzerinnen Christina Stienen und Rebecca Rusch standen exemplarisch für die elf schönen Naadirah-Frauen im Alter von 29 bis 62 Jahren, die für den guten Zweck tanzen. Denn der Erlös des Wochenendes geht an die Flüchtlingshilfe der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde. Die in Gladbeck heimisch gewordenen Flüchtlinge waren ebenfalls mit von der Partie: Sie garnierten die Tänze mit einem Buffet der Extraklasse: Serbisches Gulasch, die Reispfanne aus dem Orient oder Pita mit Käse aus Bosnien waren nur eine Handvoll der Angebote.

Arbeitskreis steht Flüchtlingen zur Seite

Der Erlös der beiden Tanzabende geht an den Flüchtlingsarbeitskreis der lokalen evangelischen Kirchengemeinde .

Knapp 40 engagierte Männer und Frauen kümmern sich dort hochmotiviert um die Angelegenheiten von Flüchtlingen. Zur täglichen Arbeit gehören Sprachkurse, Beamtengänge oder auch die psychische Betreuung. Um es mit den Worten von Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup zu sagen: „Wir sind einfach für sie da!“

Durch den Abend führten traditionell Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup und Anne Suryahadi. Sich gegenseitig neckend sorgte das Duo für den einen oder anderen Lacher im Publikum, doch die Pfarrerin der hiesigen Gemeinde fand auch ernste Worte: „Ich habe das Gefühl, dass nichts getan wird seit der Lampedusa-Flüchtlingskatastrophe.“ Dabei, so sagte die Moderatorin weiter, sei Zuflucht für wen anderen zu sein spannend und gleiche einem Abenteuer.

Organisatorin Monika Thiel (58), Tänzerin der Gruppe Naadirah, erklärte im WAZ-Gespräch in der Pause, wie viel Aufwand dieses Wochenende war. „Auf die Veranstaltung bereiten wir uns zwei Jahre lang vor. Wir nähen mit Hilfe einer Schneiderin und Bekleidungstechnikerin die Kostüme selbst“, so Thiel, die betonte: „Wir sind eine Freizeittanzgruppe und treffen uns einmal in der Woche. Manchmal reicht die Zeit gar nicht aus.“ Thiel selber tanzt bereits über 20 Jahre und liebt das alte Orientalische. Die Frauen von Naadirah treffen sich bereits seit 14 Jahren.

Meisterschaftstänzerin Tizia

Unterstützt wurde das Ensemble in diesem Jahr von der orientalischen Meisterschaftstänzerin Tizia, die neben großartigen Auftritten an den Abenden, den Frauen in einem Workshop noch einmal vorab wertvolle Tipps für die Bühne gab. „Das war ein tolles Erlebnis“, erinnerte sich Thiel. Ebenfalls als Gast auf den Brettern: Das Ensemble von „Tabesche Aftab“.

Zurück auf der Bühne: An diesem Abend passte einfach alles: Ambiente, Flair und Sound. „Naadirah „hat einen Tanzabend, oder besser gesagt Tanzwochenende, auf die Beine gestellt, der vor der Vielseitigkeit der Ausdrucksformen nur so strotzte: Von Bollywood über einem Säbel- und Fächertanz bis hin zu orientalischen Tango war alles mit dabei.

Gewaltige Frauenpower

Und was sagt das Publikum nach über zwei Stunden gewaltiger Frauen- und Tanzpower? „Ich bin absolut begeistert“, schwärmte Barbara Eisele (60), die bereits zum dritten Mal die Veranstaltung genoss. „Es ist immer unterschiedlich, aber stets beeindruckend.“ Hier und da fand man auch einen Hauch von Neid, natürlich absolut positiv gemeint „Ich bin 39 und was würde ich geben wenn ich mich so bewegen könnte“, gab Nadja Weißholz schmunzelnd zu Protokoll. „Diese Ästhetik macht mich wirklich neidisch.“