Der Ikonenmaler Hans Boltendahl bringt das Fragment "Maria Entschlafen" einer Patronatsikone zurück in die russische Heimat.

Hans Boltendahl sitzt auf gepackten Koffern. Morgen geht es los Richtung Russland, genauer: Richtung Moskau und dann nach Krasnogorsk. Im Gepäck hat der Gladbecker eine russische Patronats-Ikone „Maria Entschlafen”, die wie4der dahin zurückgebracht werden soll, wo sie ursprünglich herkommt.

„Seit dem Jahr 2000 befindet sich diese wunderbare Ikone in meinem Besitz”, berichtet Hans Boltendahl, der selbst Ikonen malt. „Es handelt sich um ein Fragment der Größe 50 mal 75 Zentimeter, das einen abenteuerlichen Weg hinter sich hat.” Es sei ihm ein Herzensanliegen gewesen, die Ikone rückzuführen, sagt hans Boltendahl, der deshalb seit Anfang dieses Jahres mit einer Moskauerin in Verbindung steht, die für ihn die Recherchen für den „Heimweg” sdes Werkes angestellt hat.

Das Ergebnis: Das Memorialmuseum deutscher Antifaschisten in Krasnogorsk schickte eine Einladung an den Gladbecker, vom 18. bis 21. Dezember nach Russland zu kommen. Bei einer Weihnachtsfeier am letzten Tag, soll „Maria Entschlafen” dann feierlich übergeben werden. Dabei sind Vertreter der Deutschen Botschaft in Moskau und der russischen Kirche. Danach soll das Heiligenbild wieder einen Platz in einer Kirche ihres Patronats Krasnogorsk finden.

Zum Memorialmuseum hat Hans Boltendahl ganz nebenbei auch eine persönliche Beziehung, wie er erzählt: „Bis 1985 war das Museum eine Antifa-Schule, in der deutsche Kriegsgefangene für eine politische Karriere in der DDR vorbereitet wurden. U.a. waren dort auch Ulbricht, Pieck, Weinert, Becher. Während meiner Kriegsgefangenschaft in einem Lager in Sibirien wurde mir 1948 von einem Politruk der Besuch dieser Schule angeboten. Zum Ärger des Offiziers habe ich das abgelehnt, weil ich zurück zu meiner Familie nach Westdeutschland wollte. Nun lerne ich diese Stätte kennen, die mir seinerzeit in verlockenden Worten angeboten wurde.”

Die Reise nach Krasnogorsk, das 1941 während der Schlacht um Moskau hart umkämpft war und wo viele Menschen ihr Leben lassen mussten, verstehe er auch als seinen kleinen Beitrag für Frieden und Völkerverständigung, sagt der Gladbecker Ikonenmaler auch vor diesem Hintergrund.

Dieses spezielle Ikonen-Fragment war – bevor es zu Hans Boltendahl kam – durch Brand, Bruch und Holzwürmer stark beschädigt. In Gänze sei sie wohl 110 mal 75 Zentimeter groß gewesen, hatte der Gladbecker Ikonenmaler in einer Betrachtung geschrieben. „Sie ist in das 18. Jahrhundert zu datieren. Ihr Weg ins Ruhrgebiet kann nur vermutlich zurückverfolgt werden. Er bleibt ihr Geheimnis.”

Als die Ikone im August 2000 aus der Vergessenheit wieder auftauchte, glich ihr Äußeres eher dem des durch Krieg und politische Wirren geschändeten Antlitzers der schmerzhaften Gottesmutter. „Während die Szenerie des Entschlafens der Gottesmutter von einer dunklen Schmutzschicht bedeckt und kaum erkennbar war, leuchtete Christus in der goldenen Mandorla strahlend hervor”, so Hans Boltendahl. Durch eine sorgfältige Reinigung des Bildes konnte das feierliche Geschehen für den Betrachter wieder eingefangen werden.

„Schon im vierten Jahrhundert feierte die frühe Christenheit das Fest der Entschlafung der Gottesmutter”, weiß der Ikonenmaler. Heute wird es als Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel am 15. August gefeiert. In der Ikonografie findet es seine bildliche Darstellung.