Gladbeck. . WAZ-Leser diskutieren weiter und fordern u. a. die Ditib-Moschee auf, auf den Gebetsruf zu verzichten.

Die Debatte um den angekündigten Muezzin-Ruf wurde in dieser Woche fortgesetzt. Wir veröffentlichen Briefe unserer Leser in gekürzter Form.

Gerda Fuhrmann-Hartmann wendet sich in einem offenen Brief an Nadir Kahraman, Vorsitzender des Moschee-Vereins: „Sie werden mir Recht geben, dass wir in einem sehr schönen Land leben. Wir haben die Pressefreiheit, die Meinungsfreiheit und die Religionsfreiheit. Zum Recht der freien Religionsausübung gehört in unserem Land auch Toleranz, Achtung, Respekt gegenüber anderen Religionen und anders denkenden Freigeistern.

Darum appelliere ich an Ihr Empathievermögen: Versetzen Sie sich in die Situation von Andersgläubigen. Was meinen Sie, empfindet ein Christ, Jude, Buddhist oder Freigeist, wenn er den Text Ihres Gebetsrufes hört. „Allah ist der Allergrößte. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt. Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist. Kommt her zum Gebet. Kommt her zum Heil. Allah ist der Allergrößte.“ Dieses Glaubensbekenntnis mag für Muslime stimmen und ist auch gut so, wenn es innerhalb ihrer Räume bleibt. Wenn Sie dieses Glaubensbekenntnis durch den Gebetsruf öffentlich machen, ist dieser Text Intoleranz und Respektlosigkeit gegenüber allen Menschen, die anderen Glaubens sind. Darum meine Bitte an Sie: Verzichten Sie auf den Gebetsruf. Die Religionsfreiheit aller Nicht-Muslime gebietet es, dass Muslime, wenn sie außerhalb islamischer Staaten in multikulturellen Gesellschaften leben, auf den öffentlichen Ruf verzichten.
Und noch eine Bitte: Werden Sie aktiv. Helfen Sie mit, dass in Ihrem heiligen Buch, dem Koran, die Bezeichnung für Nichtmuslime geändert wird: Wir sind keine „Ungläubigen“. Wir sind „Andersgläubige“. Sie und ich, wir alle sind aufgerufen, unseren nachfolgenden Generationen den Weg in eine friedliche Zukunft zu bereiten, in der kulturelle Vielfalt als Bereicherung und nicht als Bedrohung angesehen wird. Lassen Sie uns daran arbeiten, jeder da, wo er steht.“

Falsch verstandene Toleranz

D. Albrecht schreibt: „Der Stadtrat macht mit der Freigabe des Muezzin-Rufes aus falsch verstandener Toleranz Politik gegen die Mehrheit der Bürger. Ordnungsamt und Polizei drücken sich mit fadenscheinigen Behauptungen vor einer Ahndung der Karfreitags-Ruhestörung und Eingriff in den Straßenverkehr. Und alle, die Genanntes nicht gutheißen, werden als intolerant und ausländerfeindlich in die rechte Ecke gestellt.“

Reicht nicht der Freitag für den Ruf?

Hans-J. Joswig fragt: „Wo sind die anderen Moscheevereine und Organisationen? Kann man nicht mäßigend auf die Ditib einwirken, auf die Meinung der Mehrheit Rücksicht zu nehmen? Reicht nicht der Freitag für den Muezzinruf? Durch diese Art der Vorgehensweise sind die Verantwortlichen mitschuldig am Erstarken des rechten Sumpfs. Sie geben denen erst den Anlass.