. Der Rat der Stadt Gladbeck hat am Donnerstag mit breiter Mehrheit den geplanten Muezzin-Ruf an der Gladbecker Ditib-Moschee begrüßt.
Die Ratsmitglieder diskutierten auf Antrag von Bürgermeister Ulrich Roland fast zwei Stunden über die Entscheidung der Ditib-Moscheegemeinde in Gladbeck-Butendorf, ab Ende April wochentäglich einmal den Muezzin-Ruf vom Minarett der Moschee an der Wielandstraße einzuführen.
Anlass war für Roland die sich breit entwickelnde Diskussion vor allem im Internet, die Intoleranz und Islamfeindlichkeit spüren lasse. Roland berichtete, negative Post aus ganz Deutschland und anonyme Anrufe bekommen zu haben. Vor allem auch gegenüber der CDU bekräftigte der Bürgermeister, dass die Stadtverwaltung bei der Ausübung eines Grundrechtes des Moscheegemeinde nichts zu genehmigen hatte.
Sozialdezernent Rainer Weichelt sagte, eines solches Grundrecht sei nicht verhandelbar. „Wir sind stolz, dass die Ditib-Gemeinde den Muezzinruf einführt, das ist ein Stück Demokratie und moderne Gesellschaft.“ Das Ergebnis zähle, nicht der Weg, so Weichelt vor allem in Richtung CDU, die sich, so Fraktionschef Peter Rademacher, mehr Fingerspitzengefühlt und einen Dialog über das Vorhaben im Vorfeld gewünscht hat, „bevor es in trockenen Tüchern ist“. Mit mehr Transparenz und Vorbereitung fände man mehr Übereinstimmung und Akzeptanz.
Auch abweichende Meinungen und Ängste müsse man ernst nehmen und tolerieren. Weichelt hingegen meinte, er sei „felsenfest davon überzeugt“, dass die Stadt alles richtig gemacht habe. Runde Tische würden auch vieles zerreden. „Für Gladbeck ist das ein sehr guter Tag und ein Stück Zukunft.“ Auch SPD-Fraktionschef Michael Hübner geißelte die Debatte als intolerant und schädlich und kritisierte die CDU. „Über die Entscheidung braucht nicht diskutiert werden, sie ist Teil eines Grundrechtes.“
Grünen-Fraktionschef Mario Herrmann kritisierte das CDU-Verhalten ebenso als „völlig falsch“. Es habe nicht den geringsten Ansatzpunkt für die Stadt gegeben, etwas zu tun. An dem Muezzinruf sei nichts Verwerfliches nach fast 20 Jahren, in denen die Moschee bereits existiere. Ratsherr Mehmet Metin sagte, die Moschee-Baugenehmigung von 1996 sei eine „mit Handschellen“ gewesen, der Muezzinruf sei verweigert worden. Für Ratsherr Süleyman Kosar ist der Muezzinruf die „Vollendung des Moscheebaus“.
CDU-Ratsfraktion kritisiert Vorgehensweise der Stadtspitze
Die CDUhatte zuvor in einer Pressemitteilung die Vorgehensweise der Stadtspitze bei der Zustimmung zum Muezzin-Ruf an der Dtitib-Moschee kritisiert. Die CDU-Fraktion bedaure ausdrücklich, dass Bürgermeister Ulrich Roland nichts unternommen habe, „um die Menschen in der Stadt im Vorfeld über das Ansinnen der Ditib-Gemeinde zu informieren“, schreibt Vorsitzender Peter Rademacher in der Stellungnahme.
Die ungestörte Religionsausübung sei aus guten Gründen durch das Grundgesetz gewährleistet. Und dennoch sorge, so Rademacher, ein Gebetsruf in weiten Teilen der Bevölkerung immer wieder für Befremden, wie Erfahrungen aus anderen Städten zeigten. „Für Bürokraten ist der Antrag zwar nur eine Sache, die nach dem Landesimmissionsschutzgesetz zu bewerten ist. Doch es geht um mehr. Es dreht sich eben auch um religiöse Gefühle und kulturelle Vielfalt “, so der CDU-Fraktionschef.
„Das muss der Bürgermeister spätestens nach den Vorkommnissen um die Moschee an der Haldenstraße wissen.“ Daher wäre es sinnvoll gewesen, im Vorfeld der Genehmigung, die Moscheegemeinde mit den Kirchen, Parteien und anderen gesellschaftlichen Gruppierungen vor allem aber mit der Nachbarschaft ins Gespräch zu bringen, so die CDU-Fraktion.