Die Entlassung der „Pille danach“ aus der Verschreibungspflicht ist in den vergangenen Jahren heiß diskutiert worden. „Das waren in erster Linie jedoch moralisch-politische Gründe. Mit medizinisch-pharmazeutischen Argumenten hatte das herzlich wenig zu tun“, betont Dorothee Pradel. Die Gladbecker Apothekerin ist Sprecherin der Apothekerschaft im Kreis Recklinghausen.

Seit dem 16. März ist der Wirkstoff Ulipristalacetat (Markenname: ellaOne) in der Apotheke jetzt ohne ärztliche Verschreibung erhältlich. Apothekerin Pradel erklärt, wie das Medikament funktioniert und was bei der Einnahme zu beachten ist.

„Je schneller man das Arzneimittel nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einnimmt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, eine Schwangerschaft zu verhindern“, nennt Pradel die wichtigste Maxime bei dem Medikament, das im Notfall eingenommen wird.

„Nachgewiesen ist eine mögliche Wirksamkeit bei einer Einnahme von Ulipristalacetat von bis zu fünf Tagen nach ungeschütztem Verkehr. Der Wirkstoff Levonorgestrel (Markenname: u. a. Pidana) kann bis zu drei Tagen nach dem Verkehr eingenommen werden.“

Beide Präparate verzögern den Eisprung, damit während der Überlebensdauer der Spermien keine Befruchtung stattfinden kann. „Hat der Eisprung jedoch bereits stattgefunden, kann das Medikament nicht mehr wirken.“

Damit räumt Dorothee Pradel mit einem Mythos auf: „Die Pille danach hat keine abtreibende Wirkung, wenn bereits eine Schwangerschaft eingetreten ist.“

Dennoch ist es für die Apothekerin wichtig zu betonen, dass man die Pille danach nicht leichtfertig oder gar als Verhütungsmethode einsetzen soll. „Diese Arzneimittel sind für Verhütungspannen gedacht und werden so auch in weiten Teilen Europas eingesetzt, in denen die Pille danach bereits seit Jahren rezeptfrei in Apotheken erhältlich ist.“

Noch wichtiger als bisher sei nach der Entlassung aus der Verschreibungspflicht bei der Abgabe der Pille danach jetzt die Beratung durch das pharmazeutische Personal in der Apotheke. „Dazu wurde eigens ein Beratungsleitfaden entwickelt. Die Patientinnen werden auf jeden Fall in der Apotheke ausführlich informiert.“ Pradel sieht noch einen Vorteil: „Die Patientinnen haben nun einen Zeitvorteil: Ohne eine Wartezeit in der (Notfall-)Praxis erhalten die Frauen das Arzneimittel schneller und erhöhen damit die Chance, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.“