Wer Klaus Greuel besucht, bemerkt augenblicklich, dass er bei einem kreativen Menschen eingekehrt ist. Schon im Vorgarten begrüßen ihn wuchtige Steinklötze, denen der 61-Jährige mit Muskelkraft und Werkzeug ein Gesicht gegeben hat. Klaus Greuel ist Künstler. Und seit 2007 ist er der Vorsitzende der „Gladbecker Kunstschmiede“. Gerade erst ist er für weitere zwei Jahre wiedergewählt worden.
Dass Klaus Greuel einmal einem Künstlerkreis vorstehen würde, das hätte er früher wohl selbst nicht geahnt. Er arbeitete im Bergbau, zunächst als Maschinist in der Kohlenwäsche auf Zeche Hugo. Später dann als Direktionskauenwärter.
Für Kunst war im Alltag nicht viel Zeit. „Hin und wieder habe ich mit der Laubsäge gearbeitet“, sagt er. „Und manchmal habe ich ein bisschen gemalt. Aber das war’s.“ Als Klaus Greuel dann gesundheitsbedingt zum Frührentner wurde, hatte er plötzlich mehr Zeit für Kunst.
Bei Freunden in Schweden sah er, wie sie mit Holz und Stein arbeiten. Das wollte Greuel auch lernen. Nach und nach trug er immer mehr Steine in seinem Garten zusammen – und eines Tages begann er, den Steinen Gesichter zu geben.
„Mit viel Fantasie erinnert die natürliche Form vieler Steine bereits an Gesichter. Und diese Formen habe ich dann betont.“ So wurde Klaus Greuel zum Künstler. Und er suchte nach Gleichgesinnten. Er fand sie bei der Gladbecker Kunstschmiede. 2002 wurde er Mitglied.
Die Kunstschmiede ist ein loser Zusammenschluss von Künstlern aus Gladbeck und der Region. Für sie steht der Netzwerk-Gedanke im Vordergrund – und nicht das Streben nach Profit. Die Mitglieder treffen sich bei Vorträgen, sie organisieren gemeinsam Ausstellungen, Diskussionsrunden sowie Atelier- und Werkstattbesuche.
1979 ins Leben gerufen
Als die Kunstschmiede 1979 von einigen Dozenten der Volkshochschule ins Leben gerufen wurde, gab es etwa 30 aktive Mitglieder. Noch einmal so viele Menschen schlossen sich zu einem Kreis der passiven Förderer zusammen. Heute sinken die Mitgliederzahlen. Aktuell machen nur noch 17 Künstler mit, im vergangenen Jahr waren es noch 21. „Wir haben ein Problem, Nachwuchs zu finden“, sagt Greuel. „Unsere Gruppe wird immer kleiner – und auch immer älter.“
Bei der Kunstschmiede kann prinzipiell jeder mitmachen, der künstlerisch tätig ist. „Alle, die sich in unserer Gemeinschaft wohlfühlen, sind bei uns willkommen“, sagt Greuel.
Interessenten werden drei Monate in Folge zu den Gruppentreffen eingeladen. Während dieser Phase des gegenseitigen Kennenlernens können sie ihre Arbeiten den Mitgliedern präsentieren und mit ihnen darüber diskutieren. Am Ende der „Probe-Phase“ berät die Gruppe, ob sie den Interessenten in ihren Kreis aufnehmen will. „Da schauen wir natürlich auch, ob zwischen der bestehenden Gruppe und dem möglichen Neu-Mitglied die Chemie stimmt“, sagt Greuel. „Grundsätzlich wollen wir bei unserer Arbeit aber die Vielseitigkeit fördern – und zwar in jeder Hinsicht.“
Was Ausstellungen und Aktionen anbelangt, treten die Kunstschmiede-Mitglieder mittlerweile etwas kürzer – sie sind aber immer noch umtriebig. „Ein bisschen weniger ist manchmal mehr“, sagt Greuel.
Feste Termine im Jahreskalender sind geblieben: So zeigen die Künstler ihre Arbeiten traditionell am ersten Septemberwochenende an mehreren Ständen beim Appeltatenfest, am zweiten Advent findet jedes Jahr eine Ausstellung im Rathaus statt. Jedes zweite Jahr gibt es zudem eine große Ausstellung in der Maschinenhalle Zweckel. 2016 ist es wieder so weit.