Gladbeck. . Zu später Stunde, wenn die Stadtbücherei Gladbeck üblicherweise die Pforten schließt, ging der Betrieb mit einem bunten Programm so richtig los.
Bücherstöbern bis Mitternacht oder einfach nur den Geschichten anderer lauschen: Die Nacht der Bibliotheken, an der auch die hiesige Stadtbücherei teilnahm, verschaffte Interessierten am Freitagabend mit einem abwechslungsreichen Programm interessante Einblicke in die Welt der Bücher.
Führung und Standup-Comedy
Normalerweise schließt die Kultureinrichtung ja freitags immer um 18 Uhr ihre Pforten; diesmal aber ging der Betrieb zu später Stunde erst richtig los. Bereits zum sechsten Mal läuft die Aktion „Nacht der Bibliotheken“ landesweit, die Gladbecker Stadtbücherei war von Anfang an dabei.
Unter dem Motto „eMotion Bewegung Gefühl Begeisterung“, das den Fokus auf die elektronischen Medien und Bewegung legt, luden die Programm-Macher dieses Mal zu einer „Nacht der offenen Tür“ ein. „Wie bei einer normalen offenen Tür nehmen wir heute keinen Eintritt, haben aber trotzdem einiges zu bieten“, sagte der stellvertretende Leiter Frieder Kornfeld. Das bedeutet: Eine Kurzlesung, eine Führung hinter die Kulissen der Bibliothek und zum Abschluss Standup-Comedy.
Führung durch die Katakomben
Die Führung durch die „Katakomben“ der Bücherei übernahm der Bibliothekar auch selbst. Dabei ging es durch das Buchlager und die eigene Buchbinderei, in der größtenteils aber nur noch foliert wird – „mittlerweile hat es sich durchgesetzt mit Einband zu folieren, um nahe am Original zu bleiben“, erklärte Frieder Kornfeld den Führungsteilnehmern. Die beiden Räume sind direkt unter dem Eingangsbereich. Eine Etage tiefer gab es noch die große Lüftungsanlage zu besichtigen. Diese Technik sorgt dafür, dass in den Etagen darüber nicht der Buchgeruch Überhand nimmt.
Für Mädchen und Jungen hatte die Bücherei im Forum der Kinderbücherei einen Wettbewerb an der Wii-Konsole organisiert. Allerdings nicht mit typischen Gedaddel. Der Nachwuchs stellte seine Fähigkeiten mit viel Körpereinsatz und Bewegung unter Beweis – zum Beispiel beim digitalen Bungee-Jump.
Positive Bilanz
Den Abschluss des Abends machte der Comedian-Durchstarter Maxi Gstettenbauer – „Dieser Name ist außerhalb von Bayern verboten“ – mit einem Auszug aus seinem Soloprogramm „Maxipedia“. Mit seiner lockeren und frischen Art gewann er schnell die Sympathien. Und auch Gstettenbauers Themen, die aus dem digitalen Alltag stammen (etwa die ewigen Empfangsprobleme bei bestimmten Netzanbietern), kamen bei den Besuchern prima an.
„Das Echo unserer Gäste ist super. Wir freuen uns, wenn die Aktion immer gut angenommen wird. Wir wollen damit etwas an unsere Stammleser zurückgeben, aber auch unseren Mitarbeitern einmal einen Abend voller Spaß geben“, bilanzierte Frieder Kronfeld am Ende des Programmabends. Doch dann war noch nicht Schluss: Bis Mitternacht war dieses Mal sogar die Buchausleihe möglich.
Geschichten aus dem Alltag
Den Start in die „Nacht der Bibliotheken“ machte Lars von der Gönna. Der WAZ-Kulturredakteur las aus seinem Buch „Der Spott der kleinen Dinge“, einer Sammlung seiner schönsten Glossen – und kein Platz im Lesecafé der Bücherei blieb unbesetzt.
Dabei lockt Lars von der Gönna „nur“ mit kurzen Geschichten aus dem Alltag. Doch es sind präzise Beobachtungen, die so manche Absurdität des Lebens entlarven. Geschehnisse, die jeder schon einmal erlebt hat und die jeder sicher schon einmal – sei es auch nur insgeheim für sich – verspottet hat.
1000. Besucherin
Genau das „spricht“ von der Gönna aus, und ebenso sorgt das für die Schmunzler und Lacher auf seiner Seite. Dazu trägt er seine Geschichten in einer markanten Art und Weise vor, teilweise bemerkt der Zuhörer nicht den Übergang von der einen in die andere. Insgesamt kam das Publikum voll auf seine Kosten, auch wenn die nur in der Anreise bestanden.
Als kleine Überraschung begrüßte der Autor die 1000. Besucherin seiner Lesungen. Lars von der Gönna schenkte ihr eine Spezialausgabe seines Buches mit einer Merkel-Karikatur als Gruß.