Gladbeck. Werner Buschkowski arbeitete bis zur Stilllegung auf Stinnes 3/4, danach noch auf Nordstern. Die Mechanisierung war eine Erleichterug für die Kumpel.
Werner Buschkowski ist Braucker durch und durch, hat sein Leben lang an Schleusen- und Heringstraße gewohnt – und natürlich auf Stinnes malocht. Vor Kohle selbstverständlich. „Ohne schwatt zu werden, wär’ auch nicht richtig Geld zu verdienen gewesen.“ 35 Jahre war Buschkowski in der Grube, war am Anfang noch mit Presslufthammer und Schüppe im Berg. „Ein Zuckerschlecken war das unter Tage nie.“
14 Jahre alt war er, als er am 1. April 1950 als Berglehrling auf Stinnes 3/4 anfing. „300 Jungs waren wir damals, die neu anfingen.“ Der heute 79-Jährige kann sich noch gut an seine erste Seilfahrt ein Jahr später erinnern, 16 war er da gerade geworden. „Ich hab’ mich wohlgefühlt, hinterher hab’ ich mein erstes Bier gekriegt.“ Zwei, drei Minuten hat die Seilfahrt gedauert auf 750 Meter hinunter. „Angst am Seil hab’ ich nie gehabt.“
Manchmal mussten sie erst 30 Minuten vom Schacht marschieren, bis sie den Streb erreichten. „Die ersten zweieinhalb Jahre steckte ich im Flöz elfeinhalb.“ Buschkowski erklärt: „Zwischen Kopf- und Bandstrecke lag der Streb, etwa 230 m lang. Alle zehn, zwölf Meter machte ein Kumpel Kohle, 1,12 m tief in den Streb rein.“ Hinter ihm kam die Kohle auf den Panzerförderer, der sie zur Bandstrecke schaffte. „Der Panzerförderer war schon eine Erleichterung, vorher hatten wir Rutschen.“
War die Kohle gewonnen, musste der Hauer selbst den Ausbau in das Deckgebirge einbringen, „das Eisen lag dann schon da, das hatten die Räuber an anderer Stelle vorher ausgebaut und uns hingelegt.“ So wanderte der Streb zwischen den Strecken immer Stück für Stück weiter, 700 bis 1000 Meter im Flöz. Hinter ihnen sackte der ausgeraubte „Alte Mann“ zusammen...
Buschkowski machte die ganze Mechanisierung mit. Eine große Erleichterung für die Kumpel direkt vor Kohle war der Hobel, der ab Ende der 50er Jahre zum Einsatz kam. „Damit wurde auch das Doppelte und Dreifache gefördert.“ Die Arbeit war leichter – „und auch etwas weniger gefährlich“, so Buschkowski, der zu der Zeit als Kolonnenführer im Streb war.
Werner Buschkowski war zehn Jahre SPD-Ratsherr
Werner Buschkowski erinnert sich noch genau, dass unter Tage zwischen kalter und heißer Arbeit unterschieden wurde. „Bei über 27,5° galten die Bedingungen für heiße Arbeit, dann war die Arbeitszeit auf sieben Stunden begrenzt.“ Vor Kohle war man dann – abzüglich der Zeit, bis man vor Ort war – mitunter nur 5,5 Stunden.
Der Braucker hat immer über seinen Tellerrand geschaut: Er engagierte sich in der Gewerkschaft genauso wie in der Braucker SPD. Nach seiner Zeit aufm Pütt war er zehn Jahre lang SPD-Ratsherr.
Sehr wichtig war dem Braucker die Kameradschaft unter Tage. „Da konnte sich einer auf den anderen verlassen.“ Stinnes sei so etwas wie ein Familienpütt gewesen, „alle waren aus Brauck und schon immer hier.“ Die letzte Seilfahrt auf 3/4 machte Buschkowski im Oktober 1970. „Bis Dezember ‘72 war ich noch auf 1/2/5 in Karnap, dann war auf Stinnes endgültig Schluss.“
Der Braucker wechselte nach Nordstern in Horst, wo er noch 13 Jahre als Aufsichtshauer war und neue Strecken unter Tage auffuhr. „Auf Nordstern war ein anderes Klima, da ging es sehr diszipliniert zu.“ Womöglich habe das daran gelegen, dass dort Kumpel aus fünf Pütts arbeiteten. Nach 35 Jahren war für Werner Buschkowski dann 1985 endgültig Schicht am Schacht.