Gladbeck/Bottrop. . Das neue barrierefreie „Café Zeitlos“ der Lebenshilfe öffnet am Dienstag, 24. Februar, ab 7.30 Uhr an der Bahnhofstraße 2.
Die Lebenshilfe Gladbeck & Bottrop baut ihre Aktivitäten weiter aus. „Wir müssen expandieren“, sagt Geschäftsführer Georg Heß, „denn im Begegnungszentrum ,AKU’ an der Friedrich-Ebert-Straße sind die Kapazitäten erschöpft.“ So wachsen beispielsweise die Teilnehmerzahlen beständig. Die Lebenshilfe setzt also auf Entlastung.
Auch rund 90 Familien aus Bottrop werden betreut, auch wenn es hier keinen eigenen Standort mehr gibt. Der wurde schon vor Jahren aus Kostengründen aufgegeben.
Neue Räumlichkeiten müssen her. „Da es an der Willy-Brandt-Schule nicht geklappt hat, haben wir uns umgeschaut und wurden an der Bahnhofstraße 2 fündig.“ Hier entsteht gerade das Projekt „Nimm dir Zeit“ mit den drei Schwerpunkten Café, Tagespflege und Inklusionsbüro. „Unsere Pläne setzen wir nun Schritt für Schritt um.“
Barrierefreies Café für jedermann
In den Räumlichkeiten des ehemaligen Zoofachgeschäfts Zajac hat hat der Architekt ganze Arbeit geleistet. Hell und freundlich strahlen die 216 Quadratmeter, verbreiten die ockerfarben gehaltenen Sitzmöbel und viel helles Holz eine wohlige Atmosphäre. Alles riecht neu. Im vorderen Bereich entsteht gerade das „Café Zeitlos“, wird „ein gemütlicher Ort zum Entspannen und Genießen geschaffen“, so Heß. Zusammen mit der Tagespflege – hier fehlt noch der Segen der Heimaufsicht – und dem Inklusionsbüro, das durch Beratung und Vermittlung von neuen Entlastungsangeboten neue Zeitressourcen bieten soll, schafft die Lebenshilfe fünf Arbeitsstellen für Menschen mit Handicap. Heß: „Eines unserer wichtigsten Ziele in diesem Projekt ist die Öffnung des ersten Arbeitsmarktes für alle.“
Sechs Monate dauerte die Bauzeit, wurden insgesamt 430 000 Euro investiert. Das barrierefreie Café macht am Dienstag, 24. März, ab 7.30 Uhr den ersten Aufschlag. 30 Gästeplätze stehen in der Woche zur Verfügung, am Wochenende werden zudem die angeschlossenen Räume der Tagespflege mittels Schiebetür geöffnet, dann kommen noch einmal 20 Plätze hinzu. Vier verschiedene Frühstücke stehen auf der Speisenkarte, dazu gibt es neun Brötchensorten, belegte Baguettes, Salate, Snacks. Schleckermäuler dürfen sich auf zwölf Torten sowie Puddingteilchen, Nougatringe oder Mandelhörnchen und vieles mehr freuen. Heß verspricht: „Wir haben den besten Kuchen.“ Zudem sind mittags abwechslungsreiche Gerichte im Angebot, davon immer eins für Vegetarier.
Standortgutachten der Dehoga
Heß rechnet mit regem Zulauf. Das Standortgutachten der Dehoga deckt sich mit den Beobachtungen der Lebenshilfe. „Im Schnitt passieren 188 Menschen in der Stunde den Laden, das ist gut.“ Damit möglichst viele auch zur Tür hereinspazieren und bei Kaffee und Kuchen beherzt zugreifen, wird in den kommenden Wochen per Flyer in der Nachbarschaft geworben. Mit Qualität und freundlicher Bedienung will das „Café Zeitlos“ toppen, so Heß, der bei der Preisgestaltung bewusst aufs mittlere bis obere Segment setzt. Schließlich soll aus dem Laden ein wirtschaftlicher Betrieb gemacht werden.
Auch will das Café keine Eintagsfliege sein, weshalb man die Immobilie nicht angemietet, sondern als Eigentumsanteil erworben hat. „Wir probieren es nicht für zwei Jahre und schmeißen dann das Handtuch, sondern werden auch in zehn Jahren noch vor Ort sein.“
Große Nachfrage beim Familienunterstützenden Dienst
Familien mit behinderten Kindern sind im Alltag mit besonderen Anforderungen konfrontiert. Die Lebenshilfe, so Geschäftsführer Georg Heß, verschafft unter anderem Freiräume mit dem Familienunterstützenden Dienst (FUD).
Wie entwickelt sich die Nachfrage beim Familienunterstützenden Dienst?
Georg Heß: Unsere Dienste werden immer stärker in Anspruch genommen. Sie sind stetig wachsend, ja, die Zahlen sind explosionsartig nach oben gegangen. Immer mehr Familien sind auf zwei Einkommen angewiesen. So kommt es gerade im Nachmittagsbereich zu Überschneidungen, und dann werden eben unsere Betreuer angefordert.
Was sind Ihre Leistungen?
Der Dienst hieß früher familienentlastender Dienst. Der Begriff sagt es deutlich: Es geht um Entlastung. Im Angebot sind die Dinge, die die Menschen wünschen. So begleiten wir Kinder zum wöchentlichen Schwimmkurs. Oder der 16-Jährige möchte am Wochenende einen besonderen Film im Kino sehen, einen Indoorspielplatz besuchen oder in die Disko gehen, da sind wir dann dabei. Zudem hilft der FUD enorm beim Prozess der Abnabelung. So soll Menschen mit Behinderung mit Hilfe des Fahrdienstes die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtert und der Alltag so angenehm wie möglich gemacht werden.
Wo wachsen die Aufgaben noch bei der Lebenshilfe?
In der Schulbegleitung. Durch die Inklusion an den Schulen steigt die Zahl der Inklusionshelfer weiter an. Gerade in Gladbeck sind wir bei diesem Thema wirklich entlastend tätig und stetig wachsend. Unsere Schulbegleitung hilft den Eltern und dem Kind durch individuelle Unterstützung, die geeignete Schule zu besuchen. Wir sehen uns für alle Probleme der Schulbegleitung sehr gut aufgestellt.
Lebenshilfe beschäftigt 130 Mitarbeiter
Aktuell beschäftigt die Lebenshilfe Gladbeck und Bottrop e.V. über 130 Mitarbeiter. Diese sind im Fahrdienst, der Verwaltung, als pädagogische Fachkräfte, Integrationshelfer, Honorarkräfte und FSJler tätig.
Ursprünglich wollte die Lebenshilfe wegen der großen Nachfrage zeitgleich inklusive Tages- und Kurzzeitpflege, ambulantes betreutes Wohnen, eigenes Catering mit Café-Betrieb, Ausbildung, Aufnahme und Vermittlung von Menschen mit Handicap bis hin zur Gründung eines ambulanten Pflegedienstes ausbauen und anbieten. Doch da derzeit in Gladbeck und Bottrop kein Gebäude und auch kein Grundstück für das Gesamtprojekt zu finden waren, soll der Fortgang nun Stück für Stück stattfinden. Gestartet wird am 24. Februar mit dem „Café Zeitlos“, dann folgen Tagespflege und Tagesstätte sowie die Beratungsstelle – die Erweiterung ist als Inklusionsbüro geplant – in zusätzlichen Räumlichkeiten hinter dem Café-Trakt.