Gladbeck. Reinhard Merx gibt seinen Sonderverkauf am Bramsfeld auf. Er war auch für den Schutz des Hochhauses zuständig, dessen Betreten lebensgefährlich ist.
„Wenn ich das drei Jahre offen stehende Objekt nicht gesichert hätte, dann hätte es früher oder später Tote gegeben“, ist Reinhard Merx überzeugt. Denn statt einstigen Treppenaufgängen gähnen riesige Öffnungen in den Decken des achtgeschossigen ehemaligen Tacke-Möbelparadieses am Bramsfeld. Die Etagen sind mit dem Schutt der Zwischendecken übersät, den Kabeldiebe zurückließen. Wer hier stolpert, kann lebensgefährlich in die Tiefe stürzen. Um das zu verhindern, hat Merx das Gebäude 2002 ringsum abgeriegelt. Der Unternehmer ist seit zwölf Jahren zugleich Objektschützer für die Hochhausruine. Ende Januar wird der Bau ohne seine Aufsicht sein, denn Merx gibt den Lagerverkauf auf, den er im Nebentrakt betrieben hat.
Feuchtigkeit in der Lagerhalle
„Das ewige Hin und Her von angesetzten Versteigerungsterminen, Berichte über Kaufinteressenten, ohne dass mir etwas Konkretes mitgeteilt wird, hat eine so unsichere Situation geschaffen, dass ich mich zur Geschäftsaufgabe entschlossen habe“, sagt Merx. Momentan brummt zwar das Geschäft, und die Kunden stehen an seinem Verkaufstresen Schlange, das ist aber nach Silvester wieder vorbei, denn der Andrang bezieht sich nur auf den beliebten Feuerwerksverkauf, den Merx alljährlich für Sparfüchse anbietet.
Gespart mit Investitionen hat Merx in der Vergangenheit selber. „Im Januar habe ich die letzte Betriebsverwertung – ein Praktiker Baumarkt, der schließen musste – durchgeführt“, berichtet der 62-Jährige. Seitdem hat er keine Sonderposten mehr
aufgekauft. „Hier kann man doch nichts mehr lagern, das Feuchtigkeit zieht“, zeigt er beim Rundgang durch die ungeheizte Lagerhalle. An verschiedenen Stellen sind Feuchtigkeitseinbrüche zu sehen. „Beim Sturm ist das Flachdach oben weggeflogen“, erklärt Merx. Er habe das zwar geflickt, wolle freilich aber nicht mehr investieren „als unbedingt nötig“. Jederzeit müsse er ja damit rechnen, dass ihm kurzfristig gekündigt werde.
Jetzt zieht Merx selbst den Schlussstrich. „Im Sinne der Anwohner lasse ich aber alle Absicherungen stehen wie sie sind – obwohl ich das Metall gut verkaufen könnte“, verspricht der Unternehmer.
Mit großen Blechen hat er die Schaufenster im Erdgeschoss verschlossen, Zugänge mit Ketten und Schlössern gesichert, zugeschweißt und einen Bauzaun rund um die Immobilie aufgestellt. Wenn niemand mehr ein Auge auf das Haus habe, breche sicher bald jemand ein, befürchtet Merx. „Und wenn Zugänge offen stehen, interessieren sich auch Kinder für den lebensgefährlichen Spielplatz.“ Er sei ja bereit, den Objektschutz fortzuführen, „aber nur, wenn ich dafür bezahlt werde“.
Immobilie soll vor Verkauf stehen
Im September war der bereits dritte anberaumte Zwangsversteigerungstermin für das Möbelhausareal mit einem Verkehrswert von 990 000 Euro abgesagt worden. Kurz darauf vermeldete die Wirtschaftsförderung der Stadt, dass die parallel mit Investoren geführten Gespräche offenbar zu einem erfolgreichen Abschluss kommen.
Das Gelände, das aus dem 11 000 Quadratmeter großen Möbelhaus-Grundstück und dem gegenüberliegenden, 17 000 Quadratmeter großen Parkplatz- und Wiesengrundstück besteht, stehe kurz vor dem Verkauf. Gespräche über eine Entwicklung des Areals hätten bereits stattgefunden, so die Stadt. Komme es zur Vertragsunterschrift, habe der Investors angedacht, auf dem Möbelhaus-Gelände öffentlich geförderte, barrierefreie Mietwohnungen für Senioren und Demenzwohngruppen, eine Einrichtung für Tages- und Kurzzeitpflege und ambulante Pflege zu errichten. Auf dem Parkplatz und der Wiese seien Mehrfamilienhäuser mit öffentlich geförderten Mietwohnungen (für Familien mit Kindern) und öffentlich geförderte Miet-Reihenhäuser geplant. Auch der Parkplatzbedarf der Moscheegemeinde solle berücksichtigt werden, Einzelhandelsnutzung (z.B. Supermarkt) sei nicht vorgesehen.
Gut drei Monate sind vergangen, ein Vertragsabschluss wurde noch nicht vermeldet