Gladbeck. . E-Scooter dürfen seit einigen Tagen nicht mehr in Bussen befördert werden. Manche Busfahrer haben aber auch Menschen im Rollstuhl stehen lassen.

Das Verbot, E-Scooter in Linienbussen zu transportieren, hat Irritationen verursacht. Mancher Busfahrer ließ auch Menschen im Elektro-Rollstuhl an der Haltestelle stehen, weil er die Gefährte nicht unterscheiden konnte. „Ja, solche Fälle sind vorgekommen“, bestätigt Norbert Konegen, Pressesprecher der Vestischen. „Sie werden sich aber nicht wiederholen, weil wir inzwischen eine Mitarbeiterinfo samt Fotos verteilt haben. E-Scooter und Elektrorollstühle sind eindeutig zu unterscheiden. Die einen haben eine Lenkstange, die anderen werden über einen Joystick an der Armlehne bewegt.“

Marion Fink (53) durfte mit ihrem E-Scooter noch nie im Bus mitfahren, weil ihrer ein Versicherungskennzeichen hat. „Ich habe mich schon immer gefragt, weshalb Elektroscooter mit Kennzeichen nicht befördert werden, Rollstühle und Scooter ohne Kennzeichen aber Bus und Bahn benutzen konnten“, sagt sie. Der einzige Unterschied der ansonsten baugleichen Scooter sei eine mechanische oder elektronische Drosselung der Geschwindigkeit auf 6 km/h.

Das Beförderungsverbot für Scooter leuchtet ihr ohnehin nicht ein: „Die Begründung, sie könnten bei einer Vollbremsung einfach losrollen, ist total unsinnig, weil technisch unmöglich. Ein Scooter lässt sich weder schieben noch kann er wegrollen, dafür müsste man erst das Elektrogetriebe abkoppeln. Jeder Scooter verfügt über eine Feststellbremse und ist somit viel besser als jeder handgetriebene Rolli, Kinderwagen oder Rollator vor ungewolltem Wegrollen geschützt.“

Warum E-Rollstühle befördert werden, E-Scooter nicht

Von E-Scootern gehe im Bus laut Gutachten erhebliche Gefahr aus, weil die Gefährte quer zur Fahrtrichtung stehen müssen und die Kippegefahr deshalb groß sei, sagt Norbert Konegen.

Außerdem behinderten sie wegen ihrer Größe den Ausstieg und versperrten bei einem Unfall die Fluchtwege. E-Rollstühle dagegen hätten einen separaten Platz entgegen der Fahrtrichtung.

Scooter mit vier Rädern könnten auch bei einer Vollbremsung nicht umkippen, sie hätten einen extrem niedrigen Schwerpunkt, einen breiten Radstand und obendrein zwei schwere Akkus, die aus gutem Grund ganz weit unten eingebaut seien. Fink: „Eher purzeln stehende und nicht angeschnallte Fahrgäste bei einer Vollbremsung durch den Bus, als dass ein Scooter umkippt. Der Scooter wird erst kippen,wenn der Bus umkippt.“

Marion Fink bezweifelt gar, dass der Gutachter, der den Scooter-Transport für gefährlich hält, seine Theorien in der Praxis überprüft hat, „denn sonst hätte er nicht solch absurde Behauptungen aufgestellt“. Ironisch ergänzt sie: „Der Gutachter kann gerne mal bei mir vorbei kommen und versuchen, meinen Scooter umzukippen (ohne Hilfe eines Radladers), wir können auch eine Busfahrt mit Vollbremsung machen, ich werde ihm auch gerne etwas über die technischen Details der Scooter verraten.“ Um die Sicherheit der Fahrgäste gehe es dem Verband der Verkehrsbetriebe sicher nicht, meint sie. „Sonst würde er gefährliche Stehplätze abschaffen und Sicherheitsgurte an allen Sitzplätzen installieren. Ich glaube, es geht darum, dass ein Scooter ungefähr drei bis vier Stehplätze einnimmt.“