Gladbeck. . Beatrix und Michael Petrikowski haben 54 Zeitzeugen in Gladbcek interviewt. Das Buch „Bergmannsfrühstück“gibt einen Einblick ins Stadtleben.
Geschichte geschieht nicht einfach – sie wird gemacht. Und nicht allein von Kanzlern, Politikern und Würdenträgern, sondern von Menschen wie Du und ich. Das gilt erst recht für Lokalhistorie. Da ist der Kaufmann an der Ecke, über den es sich lohnt zu berichten, ebenso eine muntere Schülergruppe oder auch der Bergmann, für den irgendwann Schicht im Schacht war und der sich andere Betätigungsfelder gesucht hat. Sie alle haben viel zu erzählen. Man muss nur genau zuhören, um lebendige und berührende Einblicke in die Stadtgeschichte zu bekommen. Genau das haben Beatrix und Michael Petrikowski mehr als zwei Jahre lang getan. Das Ehepaar legt jetzt druckfrisch das Ergebnis seiner aufwändigen Arbeit vor: „Bergmannsfrühstück – Ein Gladbecker Lesebuch“.
Quelle liegt im Karo
Die Quelle aller Geschichten liegt im Karo an der Schachtstraße. Dort treffen sich regelmäßig Kumpel des Revag-Geschichtskreises. Bei einer Knifte und einem Pott Kaffee kommen Geschichten von früher auf den Tisch. Wie das so war, als Bergleute das „Schwarze Gold“ ans Tageslicht beförderten und Grubenpferde „Hektor“ hießen; als Familien nicht nur aus drei Menschen bestanden und Zechenhaus-Siedlungen errichtet wurden. Die älteren Semester wissen auch aus Kriegszeiten zu berichten. Manche Orte des Geschehens existieren immer noch, andere sind verschwunden. Und von vielen Wegbegleitern ist die Rede. „Fräulein Kukuk“ von der Bergwerkfürsorge ist so ein Mensch, den jeder Kumpel kannte.
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Mit manch einem Gladbecker in den Geschichten könnten „Alteingesessene“ beim Lesen ein Wiedersehen feiern. Und bei etlichen Begebenheiten und Ereignissen dürften Erinnerungen aufblitzen. Denn die Petrikowskis haben nicht nur in den Frühstücksrunden die Ohren gespitzt („Erzähl mal!“), sondern auch unzählige Stunden mit Interviews, Recherche-Arbeit und Material auswerten, beispielsweise Fotos, verbracht. Michael Petrikowski: „Wir haben mit 54 Zeitzeugen gesprochen.“ Seine Frau ergänzt: „Viele Kontakte hat uns Walter Hüßhoff vom Revag-Geschichtskreis geknüpft.“ Dann vereinbarte das Paar einen Gesprächstermin und besuchte die Gladbecker. Häufig habe sich eine weitere Spur ergeben, die die Petrikowskis verfolgten. Hüßhoff sei es auch gewesen, der „uns den Auftrag für dieses Buch gegeben hat“, so Beatrix Petrikowski.
Das Buch, das der Leser in Händen hält, ist Lokalgeschichte, die Ereignisse und Entwicklungen anhand der Biografien greifbar macht. Es enthält persönliche Einblicke in (fast) alle Bereiche des städtischen Lebens. Von A wie Arbeit über F wie Feuerwehr und K wie Karneval bis zu Z wie Zuwanderung reicht die thematische Spannbreite.