"Abraxas" führt bei Familie Linzner ein wahrhaft paradiesisches Vogel-Leben - mit eigener Schlafhöhle.
Von wegen: Schwarze Vögel lesen nicht! Wer so etwas behauptet, der kennt Abraxas nicht. Zumindest nicht richtig. WAZ-Lesern wurde das schwarz gefiederte Tier als besonderer Gast in der Stadtbücherei vorgestellt – jetzt ist die Dohle wieder daheim, bei ihrer Familie, ihrem Hund und ihrer Höhle. Ja, Abraxas hat all dieses, führt ein paradiesisches Vogelleben an der Talstraße bei Familie Linzner. Und genau hier kommt der Vogel auch an die gebundenen, bedruckten Seiten.
Denn Frauchen Petra ist Autorin, hat vor kurzem erst ihr erstes Buch vorgestellt (wir berichteten). „Wir waren überglücklich, als wir erfahren haben, dass es Abraxas gut geht”, schildert Petra Linzner den frohen Moment. Am Donnerstag dann gab es einen Extra-Bringdienst, in einer Transportbox, vom Tierschutzverein eben in die Heimat. Fliegen sollte die Dohle dann doch noch nicht.
Obwohl das doch eigentlich die Lieblingsbeschäftigung des Schwarzen ist. Jeden Morgen, nach sanftem Schlummer in seiner Holzbox, öffnen sich für ihn die Fenster und er erkundet sein Umfeld aus der Luft. Da kann es auch schon mal sein, dass er das Kind der Familie, Dana, zur Pause auf dem Schulhof der Käthe-Kollwitz-Schule besucht. Oder aufgeregt trippelnd vor dem Eingang eines Drogeriemarktes auf Frauchen wartet. „Er kennt mein Auto”, verrät Petra Linzner. Kein Wunder, ist es doch „knallrot”. Immer aber steht eines im Vordergrund: „Abraxas ist ein freies Tier”. Allerdings fordert er per Schnabel-Klick jeden Abend Einlass in die Linzner'sche Wohnung. Würde jeder andere auch, mit dem Wissen, dass es dort leckere Rinderleber und vor allem Tartar gibt. „Er wirkt bei uns sehr sehr glücklich”, sagt Petra Linzner. Vielleicht auch, weil das kluge Tier mit Vorliebe die Fliegen aus der Luft fängt.
Apropos klug: Abraxas ist so gesehen zwar erst in der Vogel-Pubertät und einer ersten Lernphase, trotzdem aber beginnt er schon zu sprechen. Und hat seine Familie immer im Griff. „Er liebt Schmuck und allerhand Klimbim”, so Petra Linzner, während der Vogel in ihrer Nähe mächtig Luft aufwirbelt. Erstes Ziel nach seiner Diebestour ist, natürlich, seine holzige Höhle. „Was haben wir schon nach unserem Autoschlüssel gesucht...” Mit Mischlingshündin Paddy verbindet ihn dazu noch eine wunderbare Freundschaft.
Und zu den Büchern zieht es ihn auch. Ganz geschickt blättert er in Konrad Lorenz' „Ich redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen” auf dem Wohnzimmertisch, als ob er Neues erfahren könnte. Um gleich darauf wieder zu starten, in den Garten. Schließlich ist Abraxas eine freie Dohle – mit festem Wohnsitz.