Gladbeck. Riesenapplaus in der Stadthalle - erstmals trat das Kammerorchester Gladbeck unter dem neuen Dirigenten Desar Sulejmani auf. Von sicherer Hand geführt spielte das Ensemble groß auf.

Ein eleganter Schwung mit dem Taktstock, zarte Streicher und ein harmonisches Klangbild: mit der Leichtfüßigkeit des neapolitanischen Barocks von Domenico Cimarosa gibt Desar Sulejmani am Samstagabend in der Stadthalle sein Heimdebut als Dirigent des Gladbecker Kammerorchesters.

Keine Frage, die Wahl einer Ouvertüre zum Auftakt kann passender nicht sein, bemerkt doch ein jeder der über 400 Zuhörern im Saal, hier heißt es Vorhang auf zu einer neuen Epoche.

Seit März hat der mehrfach Diplomierte die 52 Musiker unter seinen Fittichen. „Ein Glücksgriff für uns“, schwärmt Joachim Böckmann. Der 1. Vorsitzende des Kammerorchesters bedankt sich bei Vorgänger Florian Meyer-Langenfeld für acht Jahre tolle Zusammenarbeit. „Und auch einen Abschied ganz anderer Tragweite mussten wir verkraften. Unser Gründer und erster musikalischer Leiter Günter Waleczek ist im August verstorben“. Böckmann erinnert, wie wichtig es Waleczek war, dass „Gladbeck ein Orchester hat“ und verspricht der sichtlich ergriffenen Witwe in der ersten Reihe „Wir sorgen dafür, dass dies so bleibt“.

Kein leeres Versprechen. Sechs Dirigenten waren im Frühjahr zum Vorspiel eingeladen, nicht nur der Favorit Sulejmani konnte verpflichtet werden, sondern auch der in der Gunst der Musiker zweitplatzierte Thomas Sykora arbeitet seit Monaten als Stellvertreter mit dem Kammerorchester. Vor allem die Streicher profitieren von der Erfahrung des ausgebildeten Cellisten. Ein hervorragendes Beispiel dieser musikalischen Zusammenarbeit bieten die beiden mit dem „Concerto in do-maggiore per clavicembalo o fortepiano e orchestra“ von Antonio Salieri. Sulejmani als Solist am Steinway-Flügel verschmilzt unter der Leitung von Sykora mit dem Orchester.

Virtuoses, schnelles Spiel

Unglaublich intensive Dialoge von Tasten und Streichern, punktgenau abgestimmt, feurig und leidenschaftlich. Ist dies wirklich ein Konzert gedacht für Cembalo? Sulejmani spielt den Salieri kraftvoll und berauscht, es ist als hätte der Komponist die Entwicklung zur raschen Anschlagfolge für ein virtuoses, schnelles Spiel vorausgeahnt.

Sulejmani bedankt sich für den Riesenapplaus mit einer Soloeinlage, nach der Pause aber verschwindet der Flügel und der Dirigent gibt die Bühne frei für den Hauptakteur - „sein“ neues Orchester. Die große Dramatik der Romantik zeigt schon die Ouvertüre zu Rosamunde von Franz Schubert. Das Hauptwerk jedoch: Variationen über ein Thema von Haydn von Brahms. 20 Minuten Melodie und Gefühl, zehn Sätze voller Dynamik und mystischen Emotionen, vom Orchester glänzend gemeistert, von Sulejmanis sicherer Hand geführt.