Gladbeck. . Gedenken der Opfer von Kriegen und Gewalt am Volkstrauertag am Ehrenmal in Wittringen. Hauptredner Pfarrer Uwe Hildebrandt i.R. betont die Notwendigkeit der Erinnerung an die dunkle Seite der deutschen Geschichte und nimmt Bezug zu aktuellen Vorfällen von Fremdenhass und Antisemitismus. Bürgermeister Roland: „Wir trauern um die Opfer von Fremdenhass und Gewalt bei uns“.

Es ist eine kleine, überschaubare Gruppe, die sich an diesem Sonntagmorgen in strömendem Regen am Ehrenmal versammelt. Um Kränze am Denkmal des Soldaten niederzulegen, Gedenkreden zu den Opfern von Kriegen und Gewalt am Volkstrauertag zu hören: „Muss man das heute noch, wo doch seit 69 Jahren selbstverständlicher Frieden herrscht im Land und in vielen Nachbarländern?“ fragt Pfarrer i.R. Uwe Hildebrandt.

Das ist rhetorisch gemeint, denn seine Antwort an die Mitglieder der Gladbecker Schützenvereine, der Feuerwehr, des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, an die Reservisten der Bundeswehr und Politiker ist ein klares Ja zur Erinnerung an diese dunkle Seite der deutschen Geschichte „gerade in diesem Jahr 2014“, sagt Hildebrandt.

100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, in den die Völker Europas sogar mit dem Segen der Kirche in den Krieg gezogen sind; 75 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs; 25 Jahre nach dem Fall der Mauer. Diese Europäische Lerngeschichte habe zum Frieden geführt und dürfe deshalb nicht im Museum ruhen, fordert der Pfarrer zur Sicherung des dauerhaften Friedens eine Fortführung und konstante Aufarbeitung der Geschichte.

Die nicht nur wegen der aktuellen Kriege im Nahen und Mittleren Osten, „wo die verzweifelte Lage der Menschen unsere Vorstellungskraft übersteigt“, und wegen der Konflikte in der nahen Ukraine aktuell so notwendig wie eh und je erscheint.

Schlagzeilen aus Dortmund

Denn ganz in der Nähe und mitten im Deutschland des 21. Jahrhunderts passiert Unglaubliches, verweist Hildebrandt auf aktuelle Schlagzeilen aus Dortmund, wo Vertreter der Partei „Die Rechte“ eine Zählung von Juden fordern. Das macht fassungslos, „und sollte uns aufrütteln“, empört sich Hildebrandt, und ermahnt, sich hinter (und vor) die Jüdische Gemeinde zu stellen, damit Juden in Deutschland nicht erneut traumatisiert werden. Ebenso gelte es, Flüchtlinge zu schützen, die vor Gewalt geflohen sind, damit sie nicht durch Gewalt Schaden nehmen. „Wachsam bleiben, Widerstand leisten“, fordert der Pfarrer auf.

Der Volkstrauertag, einst als Gedenken an die Opfer der Weltkriege eingeführt, ist zu einem Gedenktag für die Opfer aller Gewalthandlungen und zu einem Tag der Mahnung für den Frieden geworden. Daran erinnert auch Bürgermeister Ulrich Roland. „Wir gedenken heute der Opfer von Bürgerkriegen, Terrorismus und Verfolgung und wir trauern um Menschen, die bei uns durch Gewalt und Hass gegen Fremde Opfer geworden sind.“