Wegen höherer Kosten durch den Mindestlohn haben Vertreter der Taxibranche eine Fahrpreiserhöhung für Anfang 2015 beantragt. Der Verkehrsausschuss des Kreises gab am Freitag grünes Licht, der Kreistag wird sich wohl anschließen.

Taxikunden in und um Gladbeck müssen künftig wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen. Auf Seiten des Kreises Recklinghausen, der die hiesigen Fahrpreise festlegt, hat der Verkehrsausschuss gestern grünes Licht für eine geplante Tariferhöhung gegeben. Am 24. November wird dann der Kreistag voraussichtlich die steigenden Fahrpreise für Anfang 2015 beschließen – dabei soll auch der genaue Zeitpunkt festgelegt werden, ab dem die neuen Fahrpreise gelten.

Der Tagtarif für Taxifahrten soll um durchschnittlich 14,5 Prozent steigen, nachts wird eine Taxifahrt rund 13,4 Prozent teurer. Für eine Fahrt über fünf Kilometer müsste ein Kunde beispielsweise unter der Woche tagsüber künftig 12,10 Euro statt wie bisher 10,60 Euro zahlen.

Die geplanten Preiserhöhungen gehen auf eine Initiative von Vertretern der Taxibranche zurück. Der Verband des privaten gewerblichen Personenverkehrs (VSPV) hatte die neuen Tarife im August beim Kreis Recklinghausen beantragt und im Wesentlichen mit der Einführung des Mindestlohns begründet. Ab Januar 2015 erhalten die angestellten Taxifahrer den einheitlichen Mindestlohn von 8,50 Euro brutto pro Stunde. Bislang verdienen angestellte Fahrer im Ruhrgebiet ca. 6,25 Euro. Das Gehaltsgefüge ist durch viele Aushilfsfahrer und Selbstständige allerdings sehr undurchsichtig.

Berechnungen zufolge werden die Gesamtkosten für die Taxiunternehmer im Kreis um rund 17 Prozent steigen. Mehrkosten, die auch für die Gladbecker Taxibranche problematisch werden könnten, befürchtet die Unternehmerin Dorothee Scholz. „Der Mindestlohn ist im Taxigewerbe nicht praktikabel. Ohne höhere Fahrpreise können wir die Löhne nicht zahlen.“

Höhere Preise könnten aber dazu führen, dass die Fahrgäste ausbleiben. Schon jetzt sei das Geschäft zu gewissen Zeiten schwierig, sagt Scholz. „Wir zahlen jede Nacht drauf, weil wir zu wenig Kunden haben. Viele meiner Festangestellten haben Angst vor der Kündigung.“ Möglicherweise müsse der Fuhrpark verkleinert werden. Setzt sich diese Sicht bei Gladbecker Taxiunternehmern durch, hätte das eine schlechtere Erreichbarkeit und längere Wartezeiten zur Folge.

Scholz’ Kollege Herbert Feige sieht die Entwicklung aber gelassen. „Der Mindestlohn war fällig. Viele Kollegen haben lange zu günstig gearbeitet.“ Dass Kunden wegfallen, glaubt er mit Blick auf Gladbecks Demografie nicht. „Viele ältere Menschen hier sind auf Taxis angewiesen.“ Die Preiserhöhung findet Feige „moderat und angemessen“. Mit rund 15 Prozent höheren Tarifen liegt der Kreis im bundesweiten Vergleich am unteren Ende.