Gladbeck. . Die vierte und letzte Ausstellung dieses Jahres in der Neuen Galerie zeigt ab FreitagWerke der Berliner Künstlerin Ann-Kristin Hamm. Titel „Spaziergang mit Tangente“. Die Bilder laden den Betrachter ein zur eingehenden Erkundung der geometrischen Formen und Farben, bis sich ein nahezu gegenständliches Motiv ergibt.
Gehen Sie doch ‘mal spazieren! Eine merkwürdige Aufforderung beim Besuch einer Kunstausstellung? Nicht, wenn es um die vierte und letzte Ausstellung dieses Jahre in der Neuen Galerie geht. „Spaziergang mit Tangente“ hat Künstlerin Ann-Kristin Hamm die Schau ihrer ansonsten unbetitelten Werke überschrieben, die ab Freitag gezeigt wird. Ein passender Titel in mehr als einer Hinsicht. Denn für den flüchtigen, schnellen Blick sind diese Werke viel zu komplex, vielschichtig im wahrsten Sinne des Wortes. Die ganze faszinierende Bildwelt erschließt sich erst bei näherem Hinsehen, genauerem Betrachten und Studieren. So wird der Weg an den großformatigen Bildern entlang in der Tat zum gemächlichen Spaziergang, bei dem der Betrachter sich vor jedem Bild aufs Neue aufmacht, die verschlungenen Formen und wechselnden Farben auf der Leinwand eingehend zu erkunden.
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Entschleunigung beabsichtigt
„Das entschleunigt“, sieht die Künstlerin einen durchaus gewollten Effekt ihrer abstrakten Werke, die bei aller Verwirrung auf den ersten Blick oftmals doch nah an der Grenze zur realistischen Darstellung sind. In den vielen geometrischen Formen, über-, neben- und gegeneinander, mit kräftigem Pinselstrich und filigranster Pinselei mit Acryl- und Ölfarben gemalt, lassen sich Motive entdecken.
Da ist doch ein Schiff, mit luftigen Segeln, die scheinbar über dem Deck tanzen – oder fliegen sie gar drüber hinweg? Daneben, ist das nicht ein Stillleben mit gefüllter Obstschale und Blumenvase am Rand? Und diese Spaziergänger auf dem nächsten Bild, gehen sie nicht zielstrebig voran und in Reih und Glied hintereinander, der letzte von ihnen schon gebückter, als falle ihm der Weg schwerer als den anderen?
Doch, diese Bilder erzählen tatsächlich Geschichten, haben einen eigenen Klang, wenn man sich auf sie einlässt und „darin spazieren geht“, wie Ann-Kristin Hamm die Erkundung ihrer Kunst und damit auch ihre eigene Arbeitsweise beschreibt: Am Anfang ist eine Idee, manchmal nur eine Form, die sich in der Arbeit im Atelier immer weiter entwickelt und verändert, bis sich am Ende dieses Prozesses, der gut einen Monat dauern kann, das endgültige Bild zeigt.
Schon wegen dieser erforschenden Arbeitsweise bevorzugt die zierliche Malerin (Jahrgang 1977), die an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert hat, großformatige Leinwände, füllt gern zwei mal zwei Meter Fläche, um ihren Kompositionen den passenden Radius zu verschaffen.
Und diese sind wie geschaffen für den Gladbecker Galerie-Raum, der mit den meterhohen Sichtbetonwänden Platz zur Präsentation bietet. Ein Jahr im voraus hatte Kurator Gerd Weggel die junge Künstlerin, die in Berlin lebt und arbeitet, engagiert. Mehrmals war sie vor Ort, um sich ein Bild vom Ausstellungsraum zu machen - und einige Bilder eigens dafür zu schaffen.