Gelsenkirchen-Rotthausen. Die Erdbeben in der Türkei und Syrien haben Tausende Menschenleben gekostet. In Gelsenkirchen sorgte ein Spendenaufruf gar für einen Stau.

Die Spendenbereitschaft nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist riesig. Ein Hilfeaufruf zweier türkischer Unternehmer sorgte in Gelsenkirchen am Montag, 6. Februar teilweise für ein Verkehrschaos im Stadtteil Rotthausen. Bis zu 2000 Menschen kamen, um Spenden abzugeben. Ergebnis: Nun steht ein Lkw-Konvoi bereit, tonnenweise Hilfsgüter in die Katastrophenregion zu transportieren.

„Wir haben sieben Lastwagen mit jeweils 40 Tonnen Hilfsgütern“, sagt Ercüment Salman, Geschäftsleiter Fahrschule edi GmbH und erster Vorsitzender vom Fenerbahce Istanbul Fangemeinschaft in Gelsenkirchen. Zusammen mit dem befreundeten Unternehmer Ergin Avsar (Pipeex GmbH, Brandschutzrohrleitungsbau) und dem Vorsitzenden des Herner Integrationsrates Ibrahim Baltaci, hat der 37-Jährige auf dem Betriebsgelände der Fahrschule an der Zechenstraße 34 und Schwarzmühlenstraße 104 in Rotthausen die Spendensammlung ins Leben gerufen. Ab sieben Uhr morgens nahmen sie Spenden an, der Strom hilfsbereiter Menschen ebbte erst am frühen Dienstagmorgen ab.

Erdbeben in der Türkei und in Syrien: Gelsenkirchener bringen viele Spenden

„Vor allem Decken, warme Kleidung, Babynahrung haben die Menschen gespendet“, sagt Ercüment Salman, der im Katastrophengebiet Freunde hat. In Absprache mit dem türkischen Konsulat in Essen warten die drei Männer jetzt auf „das Okay von Behördenseite“, um den Hilfstransport in das Katastrophengebiet zu schicken. Dort ist es eiskalt, Regen und Schnee lassen die Menschen zusätzlich leiden. Zahlreiche Moscheevereine im Ruhrgebiet sammeln ebenfalls Sachspenden und verweisen wie Salman auf Spendenkonten. Bilder von Gelsenkirchener Moscheevereinen, die in den sozialen Netzwerken geteilt werden, zeugen ebenfalls von einer großen Spendebereitschaft. Auf der Gelsenkirchener Stadtseite ist eine Liste der Moscheevereine zu finden.

Viele der Tausenden Türkei- und Syrienstämmigen in Gelsenkirchen haben Bekannte und Verwandte in den betroffenen Gebieten im Osten und Südosten der Türkei und im Norden Syriens. Betroffene berichten von der Verzweiflung, der Angst, dem Schmerz, der Rat- und Hilflosigkeit, weil Rettungskräfte noch immer nicht in ausreichender Zahl in allen Gebieten vertreten seien. Während zahlreiche Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener Sach- und Geldspenden aufbringen, versuchen ihre Angehörigen teils mit ihrer Hände Kraft in den Trümmern eingestürzter Gebäude Überlebende zu finden.

Neben einzelnen Berichten über noch am Dienstag gerettete Personen, überwiegen derweil die schmerzhaften Nachrichten, die vom Tod naher Angehöriger zeugen. So groß die Spendenbereitschaft in der türkischen Community ist, so groß sind auch der Schmerz und die Sorge, die viele auch in Gelsenkirchen teilen.

„150 Lastwagen aus dem Ruhrgebiet beladen mit Spenden für die Türkei“

Der gut vernetzte Unternehmer Ercüment Salman berichtet, dass „sich 150 Lastwagen aus dem Ruhrgebiet, beladen mit Spenden und Hilfsgütern, auf den Weg in die Türkei und Syrien aufmachen“. Derzeit seien so gut wie keine Schwertransporter mehr zu bekommen, „der Markt sei wie leer gefegt“. Ein Zeichen dafür, wie groß die Hilfsbereitschaft im Revier ist, in dem viele Menschen aus beiden Ländern leben.

Der gut vernetzte Unternehmer Ercüment Salman berichtet, dass „sich 150 Lastwagen aus dem Ruhrgebiet, beladen mit Spenden und Hilfsgütern, auf den Weg in die Türkei und Syrien aufmachen“.
Der gut vernetzte Unternehmer Ercüment Salman berichtet, dass „sich 150 Lastwagen aus dem Ruhrgebiet, beladen mit Spenden und Hilfsgütern, auf den Weg in die Türkei und Syrien aufmachen“. © Edi | Foto

Nach Angaben der Gelsenkirchener Polizei war die Spenden-Sammlung „zuvor bei der Stadt angemeldet und dort genehmigt worden“. Aufgrund der enormen Spendenbereitschaft kam es rund um den Parkplatz ab etwa 20 Uhr zu einem überhöhten Verkehrsaufkommen, Staus und großen Menschenansammlungen. Auch die türkische Lokalzeitung NRW Aktuell war vor Ort.

Polizeikräfte der Bereitschaftshundertschaft und des Streifendienstes unterstützten mit verkehrslenkenden Maßnahmen und sperrten kurzzeitig den Bereich zwischen der Schwarzmühlenstraße und der Zechenstraße, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Gegen 0.45 Uhr beendete die Polizei ihren unterstützenden Einsatz.

Ibrahim Baltaci lobte den Einsatz der Polizei. „Die Einsatzkräfte haben tolle Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass die Spendenaktion in einem geordneten Rahmen ablaufen konnte“, sagte der Vorsitzende des Herner Integrationsrates. „Die Polizei verdient ein großes Dankeschön.“

Nach den Sachspenden organisiert Ercüment Salman über die Fußballfangemeinschaft nun Geldspenden, um die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen, damit Abertausenden Menschen, die ihr Dach über dem Kopf verloren haben, das Lebensnotwendigste zur Verfügung gestellt wird.

Spenden können Helfende per Paypal an Fenerbahce Gelsenkirchen e.V. paypal@fb-ge.de. IBAN: DE30 4416 0014 8924 2398 01, Verwendungszweck Spende Erdbebenopfer Türkei.

Die „Aktion Deutschland Hilft“, ein Bündnis aus 23 deutschen Hilfsorganisationen (darunter der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter, die Malteser oder Action Medeor) sammelt Spenden unter der IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30.

Das „Bündnis Entwicklung Hilft“, das unter anderem aus Brot für die Welt, der Kindernothilfe oder der Welthungerhilfe besteht, bittet darum auf das Konto DE29 100 20 5000 100 20 5000 zu spenden.