Gelsenkirchen. Die Auszubildenden sollen ein reales Bild aus der Praxis zeichnen. Der Ausbildungsmarkt in Gelsenkirchen bleibt angespannt. Betriebe boten 1328 Ausbildungsplätze bei 2191 Bewerbern an. 48 Jugendliche haben noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, 65 Stellen sind noch unbesetzt.

Das Bild vom Gelsenkirchener Ausbildungsmarkt zeigt Jahr für Jahr bei der Bilanz die gleichen Strukturen. Bewerber suchen noch einen Ausbildungsplatz, während Arbeitgeber nicht alle Stellen besetzen können. Häufig passen Vorstellungen der Jugendlichen nicht mit den Anforderungen an den Beruf zusammen. Arbeitsagenturchef Karl Tymister appelliert an Betriebe, in junge Leute zu investieren, um den Bedarf an Arbeitskräften für die Zukunft zu sichern.

Schon heute klagt so mancher Betrieb über einen Mangel an Fachkräften. Jugendlichen rät Tymister, über duale Ausbildung nachzudenken, die Berufspraxis vermittelt und alle Chancen für eine Weiterqualifizierung offen hält. Sowohl bei Berufswünschen als auch bei der Wahl des Standortes erwartet Tymister Flexibilität von den Jugendlichen. Beim Arbeitsort scheinen junge Leute keine Probleme zu haben, auch weite Anreisen in Kauf zu nehmen. Doch bei der Berufswahl konzentrieren sich die meisten Bewerber immer noch auf so genannte Modeberufe wie Kfz-Mechatroniker, Einzelhandelskaufmann/frau, Verkäuferin oder medizinische Fachangestellte. Dennoch bieten Unternehmen auch in diesen Berufen noch freie Plätze an.

45 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Sanitärbereich

Im Handwerk ist die Entwicklung unterschiedlich. Erstaunt zeigt sich Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West, über die hohe Zahl von 45 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Sanitärbereich. Das sind 25 Prozent mehr als im letzten Jahr. Nachwuchsflaute herrscht bei den Zimmerern, Maurern oder Fliesenlegern, die kaum Jugendliche für die anspruchsvolle Tätigkeit gewinnen können. Der harte Job, dazu viel Arbeit im Freien, scheint Jugendliche abzuschrecken. Dagegen spricht die Firmeninitiative der Dachdecker-Innung, mit der 32 junge Leute für eine Ausbildung gewonnen werden konnten.

Christoph Pieper, Geschäftsbereichsleiter Bildung bei der IHK Nord Westfalen, sieht erheblichen Nachholbedarf bei Jugendlichen, die Arbeitswelt schon während der Schulzeit kennen zu lernen. „Viele haben eine falsche Vorstellung darüber, was sie am Arbeitsplatz erwartet.“ Die IHK will demnächst Azubis als Ausbildungsbotschafter in die Schulklassen schicken.

Den eklatanten Mangel an Arbeits- und damit auch an Ausbildungsplätzen sieht DGB-Vorsitzender Dr. Josef Hülsdünker als größtes Hindernis, die Ausbildungssituation zu verbessern. Er fordert ein größeres Angebot industriell technischer Berufe, um für die Zukunft gerüstet zu sein: „Wir müssen Jugendliche begleiten, bis sie auf ein vernünftiges berufliches Karrieregleis gesetzt sind.“

Für die Ausbildung in diesem Jahr hatten sich in Gelsenkirchen 2191 junge Leute um eine Stelle beworben. Das waren 445 weniger als im letzten Jahr. Der Trend, weiterführende Schulen zu besuchen, hat zugenommen. 48 Jugendliche haben noch keine Stelle gefunden.

Die Arbeitgeber hatten 1328 Ausbildungsplätze angeboten. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies 61 Stellen mehr. Unbesetzt blieben noch 65 Plätze. Information für Ausbildungssuchende: 0800 4 5555 00 (kostenfrei). Arbeitgeberangebote: 0800 4 5555 20.