Gelsenkirchen. Allerdings verzeichnet die Hilfsorganisation in Gelsenkirchen einen gestiegenen Bedarf. Die Klientel hat sich verändert, Flüchtlinge und Zuwanderer stehen vermehrt in der Warteschlange.

Andernorts beklagen Einrichtungen der Tafel gerade, dass ihnen sprichwörtlich das Essen ausgeht. Den Rückgang von Spenden für Bedürftige – sei es wegen verschärfter Sparmaßnahmen oder weil der Verkauf nicht mehr verkaufstauglicher Lebensmittel an Betreiber von Biogasanlagen im Gegensatz zum Sponsoring Geld einbringt – kann die Gelsenkirchener Tafel nicht feststellen. Im Gegenteil.

Golfclub Leythe und Mercedes helfen

„Wir registrieren monatlich zwischen 30 und 100 neue Familien, die bei uns per Bewilligungsbescheid ihren Bedarf anmelden“, sagt Hartwig Szymiczek, Geschäftsführer der Gelsenkirchener Tafel. Zwar fielen von den gut 1700 Haushalten, die in Gelsenkirchen versorgt würden, immer mal welche heraus, weil etwa jemand wieder in Lohn und Brot steht, „aber noch haben wir mehr Zu- als Abgänge“, so Szymiczek weiter. Zuletzt sind es 60 neue Familien gewesen. Zum Winter hin ist die Nachfrage höher als im Sommer.

Insofern ist der neue Mercedes Sprinter, den der Gelsenkirchener Golfclub Leythe und Mercedes Benz der Hilfsorganisation gestern übergeben haben, ein Geschenk zur rechten Zeit. Das Geld stammt zum einen aus dem Turniererlös „Haus Leythe Cup 2014“, bei dem Star- und Sternekoch Frank Rosin unter dem Motto „Spielend einfach helfen“ als Zugpferd und Hauptsponsor auftrat. Zum anderen greift der Premiumhersteller mit dem Stern-Emblem bundesweit seit 15 Jahren den Tafeln unter die Arme. 38 .000 Euro machten die Golfer locker, 12 .000 Mercedes, so dass ein moderner Transporter nebst Kühlkoffer nunmehr zur sieben Fahrzeuge umfassenden Tafel-Flotte in Gelsenkirchen gehört. Keinen Tag zu früh, denn einer der Transporter wird wegen starker Abnutzung parallel dazu ausgemustert. Auf gut 112 .000 Kilometer im Jahr bringt es ein Lieferwagen der Tafel GE im Schnitt.

Nicht nur die Zahl der Tafel-Kunden ist gestiegen, auch die Klientel hat sich verändert. „Es befinden sich mehr Flüchtlinge und Zugewanderte unter den Kunden“, erzählt Hartwig Szymiczek. Zwar erhalten Zuwanderer aus EU-Ländern keine derartige Leistung und auch Flüchtlinge fallen durchs Raster – sie erhalten Hilfe über das Asylbewerberleistungsgesetz – nichtsdestotrotz muss die Gelsenkirchener Tafel öfter in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas und anderen Wohlfahrtsorganisationen hier in die Bresche springen, um die größte Not zu lindern.

Ein Beleg für den steigenden Bedarf nach Hilfe ist die Tatsache, dass die Gelsenkirchener Tafel noch in diesem Quartal an der Horst-Gladbecker-Straße eine sechste Filiale eröffnen wird. Auch der „Kinderkleiderschrank“ der Hilfsorganisation öffnet seit nunmehr einem halben Jahr einmal die Woche – vormals gingen die Schranktüren lediglich zweimal im Monat auf.

90 Tonnen Lebensmittel pro Woche

Mit aktuell sieben Fahrzeugen fährt die Tafel täglich durch die Stadt, um an mehr als 110 Geschäften und Supermärkten überschüssige Lebensmittel einzusammeln. Damit unterstützt die gemeinnützige Hilfsorganisation zur Zeit wöchentlich gut 4500 Menschen, die in Gelsenkirchen wirtschaftliche Not leiden. Bei vielen Menschen reicht am Monatsende das Geld nicht einmal für die Fahrt zur Tafelausgabe.

Die 120 ehrenamtlichen Helfer verteilen im Durchschnitt 90 Tonnen Lebensmittel pro Woche (!) an Bedürftige. Aktuell freut sich die Tafel über 21 Tonnen Weiß- und Rotkohl zusätzlich. „Die hat uns ein Erzeuger geschenkt, weil er seinen Überschuss nicht absetzen kann“, sagt Tafel-Geschäftsführer Hartwig Szymiczek.