Wenn das Gute liegt so nah: Gelsenkirchen unterm Weihnachtsbaum. Klein & Klaus, Comic & Carnival und ein Präsent für Freunde des anspruchsvollen Films. Tipps von WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph

Foto: KatalogFoto: Verleih Unverkennbar: Yves Klein.
Foto: KatalogFoto: Verleih Unverkennbar: Yves Klein. "Sol" heißt dieses Schwammrelief. Abbildung: Katalog © Fremdbild

Man ahnt als (eher) Spätgeborener ja gar nicht, was sich in den 50er, 60er und 70er Jahren kunsttechnisch in Gelsenkirchen alles abgespielt hat: Piene, Mack, Uecker, Klein, Stüttgen - um nur einige Namen zu nennen. Über Yves Klein wird 2009 anlässlich der 50-Jahr-Feier des Musiktheaters im Revier noch eine Menge zu sagen und zu schreiben sein. Einen guten Einblick in das Werk des französischen Künstlers bietet der Band "Yves Klein", der zu der Retrospektive in der Frankfurter Kunsthalle Schirn 2004 erschienen ist. Nicht fehlen darf natürlich ein längeres Kapitel über das MiR, die monumentalen Schwammreliefs und Kleins Wirken in Gelsenkirchen. Zu dem Kontrast zwischen dem "utopischen Fremdkörper" Musiktheater und den "rauchenden Schloten" der Stadt zitiert die Verfasserin des Berichts den MiR-Architekten Werner Ruhnau so: "Wir lebten in der Hölle und träumten vom Paradies."

"Yves Klein" hg. von Olivier Berggruen, Max Hollein und Ingrid Pfeiffer ; ab 19,90 Euro u.a. auf Amazon.de sowie auch schon mal für 9,90 Euro in diversen deutschen Museum-Shops Kein Meisterwerk der Zeichenkunst, aber empfehlenswert allemal: "Schalke - Helden von ganz unten", der S 04-Comic. Nicht unwichtig: Der Aufstieg des Arbeitervereins (in sieben Episoden) ist historisch korrekt wiedergegeben - dank der Beteiligung des Vereins.

"Schalke - Helden von ganz unten" von Michael Vogt, 12 Euro, ppm-Verlag Die buersche Schauburg ist jüngst vom Land mal wieder für ihr Jahresprogramm ausgezeichnet worden. Man hätte den Preis natürlich auch direkt dem Koki verleihen können, denn die gemeinsame Reihe von Stadt und Kino sichert im buerschen Filmpalast bekanntlich die Schiene Filmkunst. Was das mit Weihnachten zu tun hat? Das: Eine Koki-Zehnerkarte ist nicht das schlechteste aller Präsente. Und im Januar sollte dann mindestens eins der zehn Tickets eingelöst werden: bei "Waltz with Bashir".

Koki-Zehnerkarte für 36 bzw. 31 Euro (ermäßigt) in der Schauburg, Horster Straße 6 "Bei sagen wir elf pinkelnden Männern, denn so riecht der Platz, als sei das hier gang und gäbe, bei elf pinkelnden Männern auf dem Federico Garcia Lorca Platz im Dunkeln - ,Zaubert mit euren Flöten / einen Wald von Tönen hervor ...´ - ist der dreckige Platz absolut dicht, und man kommt nicht trocken rüber, so klein ist der ständig mit Autos verstellte Wendehammer einer Sackgasse." (aus: "In dieser verworrenen Nacht", Michael Klaus) In "Gelsenkirchen. Ein Tagebuch" findet sich diese Geschichte des kürzlich verstorbenen Michael Klaus. Ein wunderbares Buch, ein tolles Weihnachtsgeschenk, aber das lässt sich über (fast) alle anderen Bücher des Gelsenkirchener Schriftstellers auch sagen. Wenn man sich entscheiden müsste, würde die Auswahl eines Weihnachtstipps wohl letztlich auf "Totenvogel, Liebeslied" fallen - Klaus´ sehr persönlicher letzter Roman. Das außergewöhnlichste Werk, aber leider vergriffen ist "Fisch ist gut gegen Depressionen", für das Klaus sowie 480 Gelsenkirchener Tagebuchschreiber verantwortlich zeichneten.

"Totenvogel, Liebeslied", Roman von Michael Klaus, 17,90 Euro, erschienen im Asso-Verlag Es war schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben? Von wegen! "Melodie und Rhythmus", das zweite und beste Album der längst aufgelösten GE-Instrumentalband Carnival of Souls, wird von Internethändlern ab 1,54 € (in Worten: ein Euro vierundfünfzig Cent) verramscht. Einzelne Songs kann man sich auch als MP3 runterladen. Der Tipp: "Baroque brutal", eine ganz besondere GE-Hymne.

"Melodie und Rhythmus" von Carnival of Souls ab 1,54 Euro auf Amazon.de. "Baroque brutal" als MP3 für 1,09 Euro unter anderem auf www.Musicload.de.