Gelsenkirchen. . An diesem Tag der offenen Moschee fanden wenige Nicht-Moslems in Gelsenkirchen den Weg in die Gebetsräume, die zum Freitagsgebet am Feiertag besonders voll mit Muslimen waren. Doch die Türen stünden Nicht-Muslimen auch sonst offen, betont die Tugra-Gemeinde. Nur Radikalen bleibe der Zutritt verwehrt.
Dieser Freitag hatte es für Muslime in Deutschland in sich. Der Tag des Freitagsgebetes, der Feiertag anlässlich der Deutschen Einheit, Tag der offenen Moschee und der Tag vor dem wichtigen Opferfest, dem Kurbanfest – die Moscheen platzten förmlich aus allen Nähten.
Christliche Besucher kamen zwar nur wenige: Ob aufgrund des schönen Wetters, des Feiertags, weil man die Moschee nebenan schon kennt oder aus anderen Gründen, ist kaum zu beurteilen. Aber die männlichen Muslime nutzten beim Mittagsgebet etwa in der Tugra Moschee in Bulmke wirklich jeden Millimeter im Haus inklusive der Flure, um sich zum Gebet niederzuknien.
Vortrag zur Aufklärung über IS in der Jugendgruppe für junge Mädchen
380 Mitglieder zählt die Gemeinde, gestern beteten hier jedoch mehr als 500 Gläubige. Frauen sind beim Freitagsgebet ohnehin eher die Ausnahme, diesmal waren bis auf die drei jungen Frauen von der Jugendgruppe, die Gäste herzlich mit Gesprächen, Getränken und Keksen begrüßten, gar keine Frauen dabei. „Die bereiten alle die Speisen und Gaben für das Kurbanfest morgen vor“, erklärt Sanaa El-Zein (20). Sie leitet als „kleine Führerin“ zwei Jugendgruppen für 13- bis 30-jährige Frauen, gemeinsam mit zwei anderen jungen Frauen. Es geht um Mediennutzung, Bildung, Spaß – und natürlich den Islam. Kürzlich hat eine Juristin in ihrer Gruppe in einem Vortrag über den IS und dessen brutales Treiben gehalten.
Fremde Werber sprechen Jugendliche auch in der Schule und auf der Straße an
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In der Jungengruppe, die ebenfalls von einem jugendlichen Trio geleitet wird, gab es einen solchen Vortrag noch nicht. Aber die jungen Männer wissen, worum es geht und sind vorsichtig, wenn sie angesprochen werden. „Sogar in der Schule, im Gymnasium, wird man angesprochen – da sei so eine tolle Gruppe, da müsse man mal hinkommen und so. Zwar fällt der Name IS oder Isis nicht, aber es ist klar, worum es geht,“ berichtet Selcuk Kacakusek.
Und Abdulkadiri Eroglu, der Sohn des Tugra Kulturvereinsvorsitzenden, und Orhan Günes bestätigen, man habe sie in der Stadt und am Bahnhof schon mehrfach „eingeladen“ zu solchen Vorträgen. „Aber das ist der falsche Weg. Und das sagen wir auch. Ein paar Jungen haben wir schon Hausverbot ausgesprochen. Gewalt gehört nicht in unsere Moschee.“ Und der Vater, Idris Eroglu, erklärt: „Wir sind eine friedliche Gemeinschaft. Der Koran sagt, wer einen Menschen tötet, tötet alle. Gewalttäter haben bei uns nichts zu suchen.“ Dieser Tag der offenen Moschee stehe unter dem Motto „Soziale Verantwortung“ – und das praktiziere die Gemeinde das ganze Jahr über. Bei dem von heute bis Dienstag laufenden Opferfest geht es genau darum: Notleidende zu unterstützen und Verantwortung für andere zu übernehmen.