Gelsenkirchen. . Im GOP Varieté Theater in Essen wurden am Samstag die ZeusAwards verliehen. Kübranur Binek und Nadia Ettaibi waren dabei.

Kübranur Binek lässt sich unter Applaus von ihrem Vater auf die Bühne geleiten. Die Anspannung in ihrem Körper ist deutlich sichtbar und löst sich nur allmählich. Dann nämlich, als Worte voll des Lobes an ihr Ohr dringen, die Moderatorin Ivonne Peters an die 15-jährige Schülerin des Leibniz-Gymnasiums richtet. Für einen „offenen und mutigen Einblick“ (Peters) erhält Kübranur eine „Ehrenvolle Erwähnung“ bei den ZeusAwards, die am Samstag Nachmittag im GOP Varieté Theater in Essen verliehen wurden.

Ihr Kommentar behandelt den Umgang anderer Menschen mit ihr, der nicht immer so einfach ist. Denn Kübranur ist blind. Nutzen wollte sie die Möglichkeit, in der Zeitung aus ihrem Leben zu berichten. „Natürlich war das schwierig. Ich möchte aber, dass die Menschen kein Mitleid mit mir haben, sondern einfach verstehen“, erklärt sie aufgeregt. Dass auch Blinde etwa Hobbies haben und mit Gleichaltrigen spielen können. Und genau das schildert sie in dem eindrucksvollen Kommentar.

Preisträger in sechs Kategorien

Kübranur ist nicht die Einzige an diesem Nachmittag, die vor Aufregung zittert: So viel aufgeregtes Geflüster, so viele vor Nervosität zitternde Hände, so viele strahlende Gesichter – die ZeusAward-Vergabe hat es wirklich in sich. Große Mitfiebernde, darunter Eltern und Lehrer, sowie die kleinen Stars des Abends, haben sich dem Anlass entsprechend zurechtgemacht.

Zeus, das steht für Zeitung und Schule. Es ist das medienpädagogische Projekt der Funke Mediengruppe. An dem sich jährlich, so erklärt der Leiter der ZeusMedienwelten, Harald Heuer, bis zu 50.000 Jugendliche beteiligen. Mitunter mit großem Erfolg, wie gerade an diesem Nachmittag ersichtlich wird. Denn Kübranur bleibt nicht die einzige Preisträgerin: In insgesamt sechs Kategorien wurden die jungen Schreiber ausgezeichnet. Auch vier „Ehrenvolle Erwähnungen“ gibt es, mit Beiträgen, über die die Jury, bestehend aus Chefredaktion und Sponsoren, lange nachgedacht hat – eben dazu zählt auch Kübranurs Kommentar.

Ganz am Ende der Verleihung wird der Preis in der „Königsdisziplin“ vergeben, so preist Laudator und WAZ-Redakteur Frank Preuß die Kategorie „Bester Text“ an. Den Text der 26-jährigen Nadia Ettaibi des Weiterbildungskollegs Emscher-Lippe in Gelsenkirchen lobt er als „eine sehr schöne Arbeit, die ich mit sehr großem Gewinn gelesen habe“. Selbstverständlich, dass bei solch’ warmen Worten auch diese Preisträgerin die Bühne mit einem strahlenden Lächeln verlässt.

Bester Text: „Jetzt tanzen wir in unseren Erinnerungen“

In ihrem Text beschreibt Nadia Ettaibi das Schicksal von Wolfgang Engel. Dieser leidet an der seltenen Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose – kurz ALS.

Durch die „ALS Ice Bucket Challenge“, die kürzlich für Furore sorgte, ist ALS bekannt geworden. Im Mai jedoch, als Nadia Ettaibi in ihrem Artikel über die Krankheit berichtete, war diese Entwicklung noch nicht absehbar. „Anfangs war ich erfreut, dass das Thema nun so präsent ist“ beschreibt sie ihre erste Reaktion. Allmählich jedoch sei der Hintergrund der Aktion in Vergessenheit geraten und das ärgert die Arzthelferin, die am Weiterbildungskolleg ihr Abitur nachholt.

Bleiben werden ihr wohl nicht nur die Auszeichnung, sondern auch neue Freundschaften. Denn: Den Kontakt zur Familie erhält sie weiterhin; Karin Engel hat sie zur Preisverleihung mitgebracht. Wolfgang Engel geht es übrigens „so weit, so gut. Er verliert seinen Lebensmut nicht.“ Dieser Optimismus, so Nadia, habe sie schon beim Interview „einfach gepackt“.