Die Mutter der im Schrebergarten ihres Stiefvaters gestorbenen Madeleine W. (23) soll doch schon zu Lebenszeiten ihrer Tochter vom jahrelangen sexuellen Missbrauch gewusst haben. Eine Mitarbeiterin des Essener Jugendamtes berichtete am Dienstag im Mordprozess vor dem Landgericht Essen, dass Madeleine ihr davon erzählt hätte.

Thema sind die letzten Monate im Leben der jungen Gelsenkirchenerin, die am 1. August 2012 aus ihrem Essener Elternhaus geflüchtet war. Nicht einmal Kleidung hatte sie mitgenommen, als sie im Jugendamt auftauchte. Nur ihre elf Monate alte Tochter, gezeugt von Stiefvater und Opa Günther O..

Angst und Panik, so erinnert sich die Mitarbeiterin des Jugendamtes, löste vor allem ihr Stiefvater aus. Seit vier Prozesstagen sitzt er mit seinem Sohn Daniel (21) auf der Anklagebank. Dem 47-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft vor, seine Tochter sexuell missbraucht und am 11. Februar 2014 in seinem Schrebergarten in Essen ermordet zu haben. Erst am 18. Februar fand die Polizei dort ihre Leiche unter Beton und Erde.

Der Stiefvater hätte während der Flucht von Madeleine nach ihr geforscht und beim Jugendamt vergeblich versucht, ihren Wohnort zu erfahren. Besonders perfide: Durch eine arglose Freundin bekam Madeleine die – tatsächlich fingierte – Todesanzeige von Günther O. übermittelt. Sofort hätte sie den Kontakt zu ihrer Mutter wieder aufnehmen wollen. Doch das Jugendamt konnte sie stoppen: Nur eine Stunde zuvor hatte Günther O. beim Jugendamt angerufen. Gewarnt wurde sie auch, Kontakt zum Halbbruder Daniel aufzunehmen. Doch da hörte Madeleine nicht auf die Behörden. Daniel war es, der sie dem Stiefvater auslieferte.

Als naiv, lebenslustig und unerfahren schildern die Zeugen die junge Frau. Von ihrer Mutter sei sie enttäuscht gewesen. Ihr habe sie nämlich vom sexuellen Missbrauch durch den Stiefvater erzählt, diese hätte ihr aber nicht geglaubt. Vor Gericht hatte die 45 Jahre alte Mutter gesagt, sie hätte gar nichts gewusst.