Gelsenkirchen.

Quirlige Jahrmarktstimmung begrüßt am Samstag schon von weitem die Besucher des Geländes des ehemaligen Schalker Vereins. Kinderlachen erschallt vom Mini-Riesenrad, aus Holzbuden steigen verführerische Düfte exotischer Gerichte, in der Mitte des Platzes thronen große weiße Zelte mit vielen Infoständen, auf der Bühne wird im Wechsel gesungen oder getanzt.

Die „Bunte Süd-Ost-Party“ bietet elf Stunden lang Programm für jeden Geschmack. „Im Jahr 2002 hätten wir hier nicht stehen können“, erinnert OB Frank Baranowski an den Grund für das ausgelassene Fest: Zwölf Jahre Stadterneuerung und –umbau. Das NRW-Förderprogramm „Soziale Stadt“ hat das Gesicht der Stadtteile zwischen Bulmke und Ückendorf nachhaltig verändert.

Hier wurde der Begriff „Stadt der 1000 Feuer“ geprägt

„Wo wir heute feiern standen die Hochöfen“, zeigt Ingo Stapperfenne auf alten Fotos des Areals. „Hier wurde der Begriff der Stadt der 1000 Feuer geprägt“, schwärmt der städtische Projektleiter. „Wenn es ein Ticket zur Zeitreise gäbe, würde ich mir das gerne noch einmal anschauen“. Die Vergangenheit in die Gegenwart einbeziehen ist ein Bestandteil des Konzeptes, neue Sportstätten sind am „Orangeplatz“ entstanden, die Farbe steht für glühendes Eisenerz. Die zentrale freie Fläche des Festes wird „Platz am Schalthaus“ heißen. Das noch marode Eingangsgebäude ist eines der wenigen erhaltenen Bauten der alten Industrieanlage. Sanierung und Nutzung werden alsbald konkret. Aber Stadtumbau betrifft nicht nur Architektur und Infrastruktur.

Nachbarschaftsläden und Jugendprojekte

„Erneuerung findet auch im Kopf der Menschen statt“, resümiert Stadtteilkoordinator Uwe Gerwin. Die Menschen sind in den vergangenen Jahren zusammengerückt. Es sind Nachbarschaftsläden entstanden, die ohne städtischen Träger gut funktionieren. Jugendprojekte sind gestartet, Gruppen und Verbände engagieren sich für ihren Stadtteil. Keine leeren Worte, das zeigen die 34 Aussteller auf dem Festgelände. Fröhliches Stimmenwirrwarr überall, Unterhaltungen in vielen Sprachen, Deutsch der gemeinsame Nenner. Köstlichen Tee aus dem Samowar servieren die Mitarbeiterinnen des Kinder-und Familienzentrums Wiehagen.

Getanzte „Reise auf den Spuren der Sinti & Roma“

„Wir haben viele türkische Kinder, und bei den Elterngesprächen wird lieber Tee als Kaffee getrunken“. Fein gearbeitete Holztruhen ihrer Schützlinge präsentiert die Katholische Jugendsozialarbeit „Förderkorb“. Annäherung an einen Beruf, Lernen von Strukturen stehen hier im Vordergrund. Auf der Bühne singt die Band der Einrichtung unterdessen Coversongs aus Rock und Pop. Dann erschallen orientalische Klänge. Rosalia Harontzas betört die Besucher mit ihrem Bauchtanz. Es sind Ausschnitte aus ihrem Programm „Reise auf den Spuren der Sinti & Roma“. Die Tanzlehrerin aus dem Lalok Libre kümmert sich um Förderung und Integration.

Jörg Bausch rockt das Fest mit seinen Schlagern

„Wir freuen uns, dass alle so begeistert mitmachen“, erklärt Veranstaltungsleiterin Sandra Falkenauer von der SMG. „Dieses Fest ist ein Dankeschön an all das Engagement der Menschen in den vergangen zwölf Jahren“. Stargast Jörg Bausch rockt mit seiner Schlagerparty den Abend und am Ende strahlt ein großes Feuerwerk, dort wo einst 1000 Feuer leuchteten. Das Förderprogramm „Soziale Stadt“ läuft 2015 aus, aber die Energie der Erneuerung wird in Süd-Ost wohl weiterbrennen.