Gelsenkirchen. Mit dem New Music Award ist der Sängerin Lary der Durchbruch sicher. Was ihre Musik eigen macht, ist der lange Weg dorthin. Mit 28 ist Lary endlich reif für den Durchbruch. Ihr weg führte sie nach New York und Berlin – und begann in einem Arbeiterstadtteil von Gelsenkirchen.
Mit zehn Jahren hatte Larissa Sirah Herden schon einmal einen kleinen Auftritt in der Zeitung. Das Mädchen aus Gelsenkirchen-Ückendorf hatte ihn sich selbst verschafft, hatte eine Anzeige gesehen und einfach – ohne ihrer Mutter etwas zu sagen – einen Brief geschrieben an die Macher des Musicals „Joseph“. Die engagierten die Kleine vom Fleck weg für den Chor. So eine ist die Lary also.
Eine, die einfach mal ihr Lieblingslied in die Kamera singt und auf YouTube einstellt. Eine, die spontan bei den Straßenmusikanten einsteigt. Eine mit dem Drang auf die Bühne.
Es hat ein bisschen gedauert, 28 ist Lary inzwischen, aber nun ist sie reif für den Durchbruch. Am Sonntag errang sie in Berlin den New Music Award, den wohl begehrtesten Nachwuchspreis Deutschlands (Gemeinschaftsproduktion von allen jungen Programmen des ARD- Hörfunks). Und nach der Single „System“ erscheint am Freitag ihr Debütalbum „Future Deutsche Welle“ (Chimperator/Sony, 14 Lieder, ca. 12,99 Euro). Eine Schulfreundin hat ihr dazu gesagt: „Na endlich, ich hatte das Gefühl, du arbeitest seit der achten Klasse daran.“ Und so war es wohl auch.
Im Gelsenkirchener Imbiss
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Wir treffen Lary in einem Gelsenkirchener Imbiss. Heimatbesuch. Die Mutter wohnt hier, ihr aus Jamaika stammender Vater und drei Halbschwestern leben in London. Lary selbst hat zwischenzeitlich in Düsseldorf Medien- und Kulturwissenschaft studiert (Abschlussarbeit: „Streetstyle als Lebensstil“), hat sich in New York umgeschaut und ist nun in Berlin gelandet. Schalke bleibt der Screensaver auf ihrem iPhone. „Gerade find ich’s schön, dass sich in Gelsenkirchen nichts verändert hat. Man kann sich drauf verlassen, dass man hier seinen Platz findet.“
Zuhause, das ist da, wo noch die alte Wurlitzer Musicbox steht, die auf Knopfdruck den Soul auflegt. Und wo Onkel Walter wohnt, der immer gern mit seinen Freunden musiziert. „Er hat mich sehr beeinflusst“, sagt Lary. „Aber ich mochte auch meinen Musiklehrer am Gauß-Gymnasium sehr.“
Rapper Curse nahm Lary unter seine Flügel
Später dann stieg sie ab und an in ihren Twingo, um Verwandte in Minden zu besuchen. Und weil Lary es nicht so lange ohne Bühne aushält, geriet sie in diese Motorradbar, eben um zu singen. Die Doors – „Roadhouse Blues“, solche Sachen. Die Biker erzählten dem Rapper „Curse“ von ihr, und „wenn die Jungs zu dir kommen und sagen, hör dir mal das Mädchen an, dann hörst du dir das Mädchen an.“ Curse nahm sie unter seine Flügel. Nahm sie mit auf Tour, „ohne besonderen Grund, ich hatte einfach Glück, so einen Mentor zu haben.“
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So kam eins zum anderen, und plötzlich nahm Larissa 2012 im Kölner Studio von Patrice mit Soulsänger Chima ihr erstes professionelles Stück auf. „Kleinigkeiten“. Ein Duett mit Tim Bendzko folgte („Bei dir sein“), und zwischenzeitlich war sie auch mal mit Noah Becker liiert. Aber das eigene Album muss ein echter Künstler eben doch allein stemmen, mit viel Energie und Disziplin. Und Glauben. „Ich hatte immer supergroße Träume. Aber hier wird man dafür belächelt. Die Amerikaner dagegen sind sehr unterstützend.“
Von der Neuen Deutschen Welle und der Freiheit des Ausprobierens
Eine Woche wollte sie nur nach New York, drei Monate ist sie geblieben. „Eine Freundin hatte eine Wohnung in der Lower East Side. Ansonsten hatte ich nur die Nummer eines Freundes von ihr. Aber ich war einfach offen. Ich habe den Straßenmusikanten zugehört und habe einfach mitgesungen.“
Hier wurde diese Idee geboren: „Future Deutsche Welle“. Das ist natürlich erst mal nur ein Slogan, das weiß auch Lary. „Aber vor kurzem hat es angefangen, unheimlich viel Sinn zu machen.“ Die Neue Deutsche Welle, das war doch auch die neue Freiheit des Ausprobierens.
Lary liest Dinge, die eine schöne Sprache besitzen
Und was anderes tut Lary auch nicht. Mischt munter Electro mit Pop und R’n’B und zitiert auch schon mal am Ende einer jeden Strophe ihre Lieblingssongs, frei übersetzt natürlich. „Ein bisschen von allem, ganz viel von mir.“ Man merkt: „Ich lese Dinge, die eine schöne Sprache benutzen. Toni Morrisson, Herman Hesse. Aber ich bin auch ein Riesen-Rocko-Schamoni-Fan.“
Und das ist doch mal eine intelligente Frage, die Lary uns mit ihrer aktuellen Single stellt: „Wer liebt uns, wenn wir nicht mehr jung und schön sind?“ – Die Antwort? Gibt’s nicht. „Ich glaube, es reicht schon, darüber zu reflektieren“, sagt Lary. „Dann entwickelt man ein gesundes Bewusstsein für Freundschaften.“
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