Gelsenkirchen.. Drei Tage lang boten die „27. Internationalen Jazztage Gelsenkirchen“ in der Innenstadt ein Musikprogramm für jeden Jazz-Geschmack. Das Publikum zog bei Wetter, das viel besser war als angesagt, begeistert von Bühne zu Bühne. Und auch die Musiker erlebten einen dreitägigen Musikmarathon...

Was unterscheidet Gäste der Gelsenkirchener Jazztage von anderen Konzertbesuchern? Kaum einer war unter 40, und wirklich niemand guckte gebannt auf das Display seines Smartphones. Manche brachten lässig einen Klappstuhl mit, weil die Sitzplätze um die insgesamt neun Bühnen wegen des Andrangs nicht reichten.

Musik-Comedy lässt schmunzeln

Als lebendige Innenstadt präsentierte sich Gelsenkirchen von Freitag bis Sonntag: Die 27. Jazztage, wie immer organisiert von Rolf Wagemann, verwöhnten die Teilnehmer mit New-Orleans-Jazz, Dixie, Blues, Rock-Oldies, Country und Soul.

Es war feinste Musik, mit einer gehörigen Prise Musik-Comedy. Ein Beispiel: Samstag, Punkt 18 Uhr. Während auf Bühne 4 (Hauptbühne Ebertstraße) der Sänger von Naldos-Jazz-Familie weiter den Entertainer – er dichtet Heinz-Erhardt-Gedichte um oder schmiedet eigene Verse – geben wollte, setzten die Kirchenglocken ein und machten minutenlang Unterhaltung, Gesang und Musik nahezu unmöglich. Kaum verklangen die klerikalen Grüße, lärmte von Bühne 1 an der Blue Box der Soundcheck von Bigger Bang aus Stuttgart über den Platz, die Rolling-Stones-Kracher auf der Pfanne haben. „Jumpin’ Jack Flash“ gegen „Minnie the Moocher“, könnte man sagen. Die Macher des Kultfilms „Blues Brothers“ hätten ihre helle Freude gehabt.

Veranstalter Rolf Wagemann, als Jazz-Rolf seit Jahrzehnten bundesweit und auch international eine bekannte Größe, hatte nach dem verregneten letzten Festival munter geklotzt und nicht gekleckert: Auf den neun Bühnen tobten sich über 200 Musiker aus Deutschland, Schweden, den Niederladen, USA und England drei Tage lang aus. In Gelsenkirchen sei kein Hotelzimmer mehr zu bekommen, hieß es an den Stehtischen. Die Kennzeichen (darunter deutsche aus Köln, Düsseldorf, Solingen, Hamburg, Gütersloh und viele ausländische) der Autos bestätigten den Eindruck, dass die Jazztage überall Fans haben.

„Naldo's Jazz Family“ begeisterte das Publikum auf der Ebertstraße.
„Naldo's Jazz Family“ begeisterte das Publikum auf der Ebertstraße. © Michael Korte | Unbekannt

Als Glückgriff erwies sich eine neue Bühne, das Bistro im Hans-Sachs-Haus. Hier zog am Samstag die Lamarotte Jazzband ein. Erstklassiger Sound, der viel beklatscht wurde. Nur den Zugabe-Wunsch des Publikums konnten die niederländischen Künstler in den roten Jacken nicht erfüllen: „Wir müssen sofort weiter und werden auf der Bühne 6 am Alten Markt spielen.“ Ein ständiges Kommen und Gehen also. Publikum und Kapellen waren dauernd auf Achse.

Eine ganz wunderbare Veranstaltung

„Es ist eine ganz wunderbare Veranstaltung. Ich habe seit 1988 die Jazztage nur drei Mal versäumt“, so die Gelsenkirchenerin Ingrid Quarbeck, unterwegs mit ihrem Ehemann. „Mit dem Kauf des Jazz-Buttons sollte man so etwas Gutes auch unterstützen.“

Fünf Euro kostete der Jazz-Button, der an drei Tagen den freien Eintritt zu den Events der 27. Gelsenkirchener Jazztage ermöglichte. Einfach den Button ans Revers gepinnt – und los konnte es gehen.

Auf insgesamt neun Bühnen wurde Gelsenkirchen bespielt: In der Innenstadt waren an der Von-Oven-Straße, Hansemannstraße, Bahnhofstraße und Neumarktplatz sowie mehrere Bühnen auf der Ebertstraße und am Heinrich-König-Platz musikalische „Versorgungsstationen“ eingerichtet.

Bekannte heimische Bands

Hinzu kamen die „Indoor-Events“ im Maritim und im Bistro im Hans-Sachs-Haus. Veranstalter Rolf Wagemann holte auch bekannte heimische Bands wie 466 aus Buer und Take Off and Friends. Die Formationen waren ganz schön gefordert. Ein Beispiel: Im Hot House Jazzclub im Hotel Maritim spielte die Boogie Connection aus Freiburg am Freitagabend bis zwei Uhr morgens – und machte am Samstagabend im Bistro des Hans-Sachs-Hauses weiter.

Auch die Lamarotte Jazzband war mehrfach im Einsatz, darunter am Sonntag zum Abschluss auf der Bühne der Gelsenkirchener Werbegemeinschaft auf dem Neumarktplatz.

Ohne Unterstützung geht es nicht. Rolf Wagemann gelang es auch im diesem Jahr, als Sponsoren Stauder-Brauerei, Volksbank Ruhr Mitte, Sparkasse, ELE und City Initiative Gelsenkirchen sowie das Maritim zu gewinnen.