Gelsenkirchen. . Mit musikalischen und choreografischen Appetithäppchen machte das Musiktheater im Revier (MiR) bei der großen Eröffnungsgala im Großen Haus Lust auf die neue Spielzeit. Warum der Intendant am Ende trotzdem kalte Füße bekam, erzählen wir später ...
Um Punkt 18 Uhr öffnete MiR-Generalintendant Michael Schulz am Sonntagabend eine Wundertüte. „Sie werden heute Abend und in dieser Saison ein Auf und Ab der Gefühle erleben“, sagte er in seiner Begrüßung. Und hatte damit angesichts der rund dreistündigen Veranstaltung wahrlich nicht zu viel versprochen.
So durfte das Publikum im ausverkauften Haus auf eine Reise durch die Musikgeschichte gehen, die mit einem Ausschnitt aus Claudio Monteverdis Barockoper „L’Orfeo“ begann und mit zwei Uraufführungen in der Neuzeit endete: Michelle DiBuccis musikalische Vorschau auf das Werk „Charlotte Salomon“, zu dem das Ballett im Revier in dieser Saison tanzen wird, machte dabei neugierig.
Isidora Zebeljan kam pwersönlich zur Eröffnungsgala
Ein weiteres Highlight: Isidora Zebeljan, deren Oper „Simon das Findelkind“ im Mai kommenden Jahres am MiR zur Uraufführung kommen soll, hatte es sich nicht nehmen lassen, für die Eröffnungsgala persönlich nach Gelsenkirchen zu kommen.
Der imposante Querschnitt durch den Spielplan bot derweil die Gelegenheit, neue Gesichter kennenzulernen und Publikumslieblinge wieder zu erleben. Michael Schulz verabschiedete sich von Annette Pigrim, die nach 38 Jahren als Mitglied des Opernchores in den Ruhestand ging, Ballettchefin Bridget Breiner begrüßte José Urrutia in den Reihen des Ballett im Revier.
Stimmgewaltig präsentierte sich das MiR-Ensemble beim „Zauberer von Oz“
Und auch wenn im Schnelldurchlauf der Opern noch nicht alles rund lief: Das Premierenfieber stieg auch beim Publikum schon merklich. So ernteten etwa der junge Tenor Hongjae Lim und der Bariton Piotr Prochera, dessen Stimme mit jeder Spielzeit stärker wird, viel Beifall für ihr Duett in George Bizets „Die Perlenfischer“.
Stimmgewaltig präsentierte sich das MiR-Ensemble beim Familienmusical „Der Zauberer von Oz“. Die Neue Philharmonie Westfalen zeigte unter ihrem neuen Generalmusikdirektor Rasmus Baumann übrigens genau so viel Spielfreude wie unter den beiden Kappellmeistern Valtteri Rauhalammi und Thomas Rimes, der übrigens ganz locker mit links dirigierte.
Warum Michael Schulz am Ende doch kalte Füße bekam? Das Ballett im Revier hatte ihn für die „Ice Bucket Challenge“ nominiert, doch der MiR-Intendant badete lieber minutenlang seine Füße in Eiswasser, statt sich damit zu übergießen.
Und er lud zugleich das Publikum ein, am Ausgang des Musiktheaters für das Institut „Lavia“ und damit für Familientrauerbegleitung zu spenden.
Gudrun Pelker als Grande Dame des MiR ausgezeichnet
Zum 17. Mal verlieh die Sparkasse Gelsenkirchen am Sonntagabend den Gelsenkirchener Theaterpreis für herausragende Leistungen am Musiktheater im Revier. „Die Fachjury hatte angesichts der tollen Leistungen dieses Ensembles keine leichte Wahl“, verriet Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Bernhard Lukas. „Dass es an diesem Hause nicht an herausragenden Künstlern mangelt, zeigt auch die Zahl der Auszeichnungen; vier hat es erst ein Mal zuvor gegeben“, betonte Lukas.
Der mit 5000 Euro dotierte erste Preis ging dabei an die Mezzosopranistin Gudrun Pelker, die sich früh am MiR einen Namen gemacht hatte und nach 20-jähriger Pause zurückkehrt war. Kulturausschuss-Vorsitzender Klaus Hermandung (CDU) lobte sie im Namen der siebenköpfigen Theaterpreis-Jury als „Grande Dame des Musiktheaters im Revier“, die den „Idealtyp einer Künstlerin, die für ihr Haus steht“ verkörpere.
Zwei Sonderpreise für die nachrückende Regie-Generation
Der Förderpreis (3000 Euro) gehe in diesem Jahr an den ersten Kappellmeister Valtteri Rauhalammi, da dieser rasch zum „Garant für federleicht-schwebendes, sensibles und insistierendes Musizieren am MiR“ avanciert sei. Mit zwei Sonderpreisen an Carsten Kirchmeier und Sandra Wissmann wolle man „die Leistungen der nachrückenden Regie-Generation würdigen“, so Hermandung.