Gelsenkirchen. . Es gibt sie seit 2005, die Feuerwache in Erle, die mit ihrer Leitstelle gleichzeitig die zentrale Anlaufstelle für alle Notrufe im Stadtgebiet ist. Egal, ob Rettungswagen, technische Hilfe für ein verletztes Eichhörnchen oder ein Großbrand. WAZ-Leser erfuhren, was die Wehrleute alles können müssen und wie koordiniert wird.

Als erstes läßt Feuerwehrchef Michael Axinger, der die Führung durch seine Zentrale selbst übernommen hat, die Gäste der „WAZ-öffnet-Pforten“-Aktion schätzen, wieviele Einsätze seine Belegschaft im Jahr absolviert. „5000“ lautet die erste, „7000“ die zweite Schätzung. Weit gefehlt: Allein die letzte 24-Stunden Schicht hatte 113 Einsätze, der Jahresschnitt liegt bei 34 000, Brand-, Rettungs- und technische Einsätze samt Rettung von Katze und Eichhörnchent. Ein Raunen geht durch die Gruppe.

Dann ist die Frage, was ein Feuerwehrmann – bis auf eine Frau sind unter den 307 Rettern in Gelsenkirchen nur Männer – können muss. „Schreiben, rechnen, einen Handwerksberuf erlernt haben – und fit sein,“ erklärt Axinger. Und es sei gar nicht so leicht, unter den vielen Bewerbern zwölf Taugliche zu finden.

Alle drei Jahre wird die Fitness auch der beamteten Kollegen getestet, ab 50 sogar jährlich. Wer nicht fit genug ist, muss sich fit machen. „Das ist oberste Beamtenpflicht. Wir unterstützen unsere Leute dabei, mit Rücken- und Fitnesstraingsangeboten in der Bereitschaftszeit unter fachmännischer Anleitung.“ Fitnessraum und Sporthalle gehören zur Wache.

Im Brandhaus wird geübt – bei bis zu 1200 Grad

Was das denn für ein seltsames, rostiges Haus da vor der Wache sei? – Das Brandübungshaus. Drinnen ist es dunkel, Möbel aus Metall, bis zu 1200 Grad Celsius warm wird es darin, wenn die Propangasflammen zu Übungszwecken entzündet werden, erläutert Axinger. „Da müssen die Kollegen kriechend arbeiten, unter Atemschutz. Fehler merkt man da schnell.“ Theorie hilft nur bedingt.

Schweiß fließt allerdings auch im Planspielraum für Führungskräfte. Hier üben Gruppen- und Zugführer, welche Taktiken in welcher Situation angebracht sind.

Die Sprungschächte mit der Stange gibt es immer noch

Auf dem Weg zum Allerheiligsten der Wache, der Leitstelle, durfte Jonas mal auf den großen roten Knopf im Flur drücken: Zwei Türen schwingen auf, dahinter ein drei Meter tiefes Loch, in der Mitte eine schwarze Stange. „Ja, Sprungschächte haben wir immer noch. Hier gibt es viele Türen in den Fluren. Die zu öffnen, haben wir im Notfall keine Zeit, es geht um Sekunden. Da rutschen wir lieber an den Stangen ins Erdgeschoss, zu den Wagen,“ erklärt Axinger. Klingt logisch. Acht Minuten darf es vom Notruf bis zum Eintreffen des Rettungswagens dauern, beim Brandeinsatz neuneinhalb. Und zwar egal, in welcher entlegenen Ecke der Stadt der Einsatz auch sein mag. Eine Minute hat der Mann an der Leitstelle, um Personalien, Ort und Situation zu erfragen, eine weitere Minute bleibt den alarmierten Rettern, bis sie im Auto sitzen müssen. In voller Ausrüstung, versteht sich.

Konferenzraum als Einsatzzentrale für Großeinsätze aller Art

In der Leitstelle, sie ist für Besucher normalerweise tabu, gibt es einen Konferenzraum mit 18 Telefonen, vielen Monitoren, Multimedia-Boards. Hier tagen Krisenstäbe bei Großeinsätzen, auch Bogestra, DRK und Stadt haben dann Vertreter hier sitzen. Nebenan ist die eigentliche Zentrale. Hier laufen alle Notrufe aus dem Stadtgebiet ein, werden Löscheinsätze, Rettungswagen und Krankentransporte koordiniert. Die Diensthabenden sehen genau, wer wo unterwegs ist. Der Überblick, die Logistik sind (über-)lebenswichtig.