Gelsenkirchen. Der 23-jährige Erler hat das Herz am rechten Fleck und war nach dem Pfingst-Unwetter “Ela“ freiwillig mit seiner kleinen Motorsäge im Einsatz - im gesamten Stadtgebiet. Durch die Feuerwehr weiß er, wie man Bäume zersägt. Hätte er entsprechendes Gerät, würde er auch im Großen aufräumen, sagt er.

Dass es bald wieder ordentlich kracht, davon geht Daniel Knopp ganz fest aus. Vielleicht nicht schon im nächsten Jahr, aber in vier bis fünf Jahren kann der 23-jährige Erler sich durchaus eine Wiederholung – oder sogar Steigerung – von Katastrophensturm „Ela“ vorstellen. Nach dem Unwetter war der gelernte Rettungssanitäter in ganz Gelsenkirchen mit seinem Motorroller unterwegs und hat geholfen, wo er konnte. Knopp hat Bäume zersägt, andere Helfer mobilisiert, Grünabfälle entsorgt und ähnliche Arbeiten in den verwüsteten Stadtteilen übernommen.

„Ich weiß durch die Feuerwehr, wie man Bäume zersägt“, erzählt Daniel Knopp. Unter den Latzträgern seiner Schnittschutzhose lugt der Schriftzug der Freiwilligen Feuerwehr Faßberg hervor. (Er war aber beim Löschzug Heißen in Mülheim.) Die Spezialhose, Helm und Arbeitshandschuhe hat ihm der Baumarkt Hornbach gesponsert. Der 23-Jährige hat einfach angefragt, sagt er.

Mit Motorroller Straße gesichert

Daniel Knopp arbeitet für eine Zeitarbeitsfirma als Pflegehilfskraft. Das Helfen liegt ihm wohl im Blut. Warum? „Weil ich Spaß daran habe.“ Außerdem lerne man dadurch neue Leute kennen. „Und ich säge gerne“, fügt der Erler lachend hinzu. Die kleine Motorsäge hat ihm gute Dienste geleistet in den letzten Wochen. 250 Euro hat er dafür aus eigener Tasche hingeblättert, 65 Euro kamen für einen Spritkanister hinzu.

Am Abend des Pfingstmontags, als „Ela“ weite Teile des Ruhrgebiets heimsuchte, hat es Knopp nicht zu Hause gehalten: „Ich war schon in der Unwetternacht draußen und habe geschaut, wo ich helfen konnte.“ Zum Beispiel habe er mit seinem quergestellten Roller die verwüstete Cranger Straße gesperrt und Autofahrern, die sich vor Ort nicht so gut auskannten wie er, Umleitungen erklärt. Zwei Tage später gründete Knopp die Facebook-Gruppe „Gelsenkirchen hilft sich nach dem Unwetter“. 349 Mitglieder zählt die Gruppe heute. Als Titelbild hat sich Daniel Knopp für ein Foto von einem umgestürzten Baum auf der Tannenbergstraße entschieden.

Zuletzt in Ückendorf im Einsatz

Zuletzt war der 23-Jährige vor knapp drei Wochen in Ückendorf im Einsatz. In der Nähe eines Autozubehörgeschäfts haben er und vier weitere freiwillige Helfer einen Radweg freigeschnitten. „Etwa sechs Stunden und zwei Tankfüllungen für die Motorsäge haben wir dafür gebraucht“, sagt er. Mehrere Bäume und Büsche haben sie beseitigt und als Belohnung von einem dort ansässigen Imbiss-Pächter Essen und Getränke bekommen.

Mitmachen auf eigene Verantwortung

Jeder der Helfer habe auf eigene Verantwortung mitgemacht, sagt Daniel Knopp. „Der OB ist bei uns in der Facebook-Gruppe und er hat auch nicht gesagt: ,Das dürft ihr nicht!’“, sieht der Erler sich auf der sicheren Seite.

Verschiedene Gelsenkirchener Unternehmen haben Knopp und seine Initiative „Gelsenkirchen hilft sich nach dem Unwetter“ mit Sach- oder Essensspenden unterstützt: G. Großmann Bedachungen, Fleischerei Thelen, Bäckerei Zipper, Boels Baumaschinen Verleih, Hornbach.

„Viele Bewohner haben uns bei unseren Arbeiten sogar in ihre Wohnungen gelassen, damit wir aus den Fenstern heraus umgestürzte Bäumen beschneiden konnten.“ Die Dankbarkeit der Leute sei enorm gewesen, so Knopp. Sein Arbeitgeber habe ihm sogar fünf Tage freigegeben, damit er helfen kann.

„Für alle Stellen, die ich jetzt noch kenne und die noch nicht abgearbeitet worden sind, braucht man einen Hubsteiger“, sagt der Erler. Ausgebucht seien diese keinesfalls, aber für die Übernahme der vergleichsweise hohen Kosten habe er bislang keinen Sponsor finden können. Sonst, so Knopp, würde er schon lange wieder beim Tierheim sein - dort musste er die Arbeit nämlich abbrechen, weil kein Hubsteiger zur Verfügung steht. Daniel Knopp kann vom Helfen gar nicht genug bekommen: „Wenn ich einen Häcksler und eine Hebebühne hätte, würde ich auch in die Parks gehen.“