Mit Werkzyklen rund um Gustav Mahler, Anton Bruckner oder die Wiener Strauß-Dynastie setzte Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen in den letzten Jahren Maßstäbe. Konsequenterweise wählte der Dirigent nun als krönenden Abschluss Gustav Mahlers gewaltige, satte 100 Minuten lange Sinfonie Nr. 3 d-Moll.
Ein enormer Kraftakt für das groß besetzte Orchester, aber auch fürs Publikum. Der Aufwand, er lohnte sich ohne Wenn und Aber. Der schwindelerregende Slalom zwischen gerade noch pastoral-zart und plötzlich einbrechendem Sturm, die überraschenden Stimmungswechsel von poetischem Adagio zu aufbrausendem Chaos, die Balance zwischen Trauer und Triumph, zwischen Herzschmerz und Hymne: Der Neuen Philharmonie gelang ein konzentrierter und konsequenter Parforceritt durch den kolossalen Klangkosmos Mahlers. Die Vertonung des monumentalen Weltengemäldes wurde in Recklinghausen belohnt mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem Beifall.
Gelungene Solopartien wie die der Hörner, Trompeten und Posaunen dokumentieren glänzend die Potenz des Orchesters. Zu einem der Höhepunkte geriet das Alt-Solo „O Mensch! Gib Acht“ im 4. Satz, berührend intensiv und mit warmem Timbre gesungen von Mezzosopranistin Anna Agathonos, lange Ensemble-Mitglied am Musiktheater. Glasklar und frisch intonierte der Knabenchor der Chorakademie Dortmund im 5. Satz das „Bimm bamm“ (Einstudierung Jost Salm), während der verstärkte Damenchor des Städtischen Musikvereins (Christian Jeub) humorvoll himmlische Freuden besangen. Himmlisch auch der letzte Satz, ein inniges Adagio als Hymne an die Liebe, der hier zur Hymne auf die Musik geriet.