Gelsenkirchen. Dr. Jürgen Smula lebt im ländlichen Olfen, hat lange im kleinen Ascheberg gearbeitet und hat seine letzte Station, die Mulvany-Realschule in Gelsenkirchen Bismarck, wirklich geliebt. Was sich verändert hat in seiner Schulleiterzeit erzählt der Verfechter des gegliederten Schulsystems im WAZ-Gespräch.

Er war gerne Lehrer, und er war auch gerne Schulleiter. 40 Jahre lang hat Dr. Jürgen Smula Heranwachsende unterrichtet, in Politik, Sozialwissenschaften und Wirtschaft. Jetzt wechselt der erklärte Realschulfan mit 63 Jahren in den Ruhestand. Um mehr Zeit für die Familie zu haben, fürs Fotografieren, Reisen, die evangelische Kirchengemeinde daheim im münsterländischen Olfen, wo er all die Jahre wohnen blieb. Ganz aus der Schule verabschieden wird er sich allerdings nicht. In der Interessenvertretung der Realschullehrer — Lehrer NRW – wird er sich weiter engagieren. Schließlich will er weiter für den Erhalt seiner Schulform bzw. des gegliederten Systems kämpfen. „Aber im Hintergrund, nicht als Funktionsträger“.

Er war selbst Realschüler, ist nach der Klasse 10 erst aufs Gymnasium gewechselt. Und das sei auch heute noch sehr gut möglich und geschehe auch regelmäßig, versichert er. Obwohl Schule sich verändert habe, sich zwangsläufig verändern musste.

Vom ländlichen Ascheberg in eine andere Welt gewechselt

Im Jahr 2000 wechselte der Vater zweier erwachsener Töchter aus dem ländlichen Ascheberg (12000 Einwohner, eine Haupt- und eine Realschule) nach Gelsenkirchen Bismarck an die Mulvany-Realschule. Allein der Stadtteil hatte mehr Einwohner als ganz Ascheberg. Arbeitslosigkeit und Menschen mit Migrationshintergrund? In Ascheberg kein Thema. In Bismarck beides großes Themen. Anfangs lag der Anteil von Nicht- Muttersprachlern in Deutsch eher 60 Prozent. Und vor allem die Familien haben sich verändert. Viele Alleinerziehende (auch Väter), viele Berufstätige: viele Fünftklässler sind schon für viele Stunden sich selbst überlassen.

Bedauern über das Ende des Modellversuchs Wirtschaftslehre

Auch bei der Inklusion war die Mulvany-Schule früh dabei, nur die Gesamtschule Berger Feld war als weiterführende Schule noch früher am Start. „Unterm Strich ist die Resonanz von Lehrern, Schülern und Eltern bei der Inklusion positiv. Grenzen sehe ich lediglich bei geistig behinderten Kindern.“ Was er bei seinem Weggang bedauert? „Dass der Modellversuch Wirtschaftslehre, an dem wir teilgenommen haben, vom Land nicht fortgeführt wird. Dabei war er sehr erfolgreich und ein Stück echte Lebenshilfe für die Schüler.“