Gelsenkirchen.. Sie kommt – und zwar flächendeckend ab 1. Januar 2015: die Biotonne. Damit setzt die Stadt eine Bestimmung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes um. Anfang nächster Woche erhalten rund 55.000 Gelsenkirchener Grundstückseigentümer Post von Gelsendienste.
Sie kommt – und zwar flächendeckend ab 1. Januar 2015: die Biotonne. Damit setzt die Stadt eine Bestimmung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes um. Privathaushalte sollen ihren Biomüll (Küchen- und Gartenabfälle, Küchenpapier) künftig nicht mehr in der Restmülltonne entsorgen. Anfang nächster Woche erhalten rund 55.000 Gelsenkirchener Grundstückseigentümer Post von Gelsendienste, die über das Prozedere informieren.
Nicht ohne Grund war die Stadt bislang zögerlich mit der Einführung. Ich brauche sie nicht, sie ist zu teuer, nimmt Platz weg und ist unhygienisch: „Das sind Totschlagargumente gegen die Biotonne“, weiß Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne. „Die Biotonne bedeutet Service für die Haushalte.“
Bürger haben die freie Wahl
In Horst, Beckhausen und Heßler war die Biotonne ab 2009 bereits getestet worden – unter wissenschaftlicher Begleitung der Westfälischen Hochschule. 13.000 Tonnen waren im Umlauf, die Anschlussquote lag bei knapp über 20 Prozent. Die Resonanz war durchweg positiv. Es meldeten sich sogar weitere Haushalte. Darauf setzt Gelsendienste auch bei der flächendeckenden Einführung. Die Bürger haben die freie Wahl zwischen Biotonne, Abgabe ihres Biomülls an den Wertstoffhöfen und Selbstkompostierung.
Gelsendienste hofft auf Akzeptanz bei den Bürgern und geht von einer Anschlussquote von unter 60 Prozent aus. Kontrollen, ob der einzelne Haushalt, der die Biotonne nicht will, im Garten kompostiert oder seine Grünabfälle am Wertstoffhof entsorgt, soll es nicht geben. „Wir spielen nicht die Müllpolizei, sondern setzen auf das Umweltbewusstsein des Bürgers“, so Heyne.
Otto-Normalverbraucher zahlt für die 120-Liter-Biotonne jährlich 40 Euro. „Das sind drei Euro im Moment“, nimmt Tobias Heyne Kritikern den Wind aus den Segeln, dass die Tonne zu teuer sei. „Man darf nicht vergessen, dass man dafür eine Gegenleistung bekommt. Schließlich wird die Biotonne alle 14 Tage abgeholt, so dass man sich den einen oder anderen Weg zu den Wertstoffhöfen sparen kann.“ Die Finanzierung erfolgt über die Quersubventionierung durch Restmülltonne und Biotonne-Gebühr.
Wo der Bioabfall nach der Haussammlung landet, ist noch offen. Dafür wird es eine Ausschreibung geben, das beste Angebot bekommt den Zuschlag. Verdienen wird die Stadt nicht am Bioabfall – auch wenn damit eine Biogasanlage gefüttert würde.
Biotonnen werden gechipt
Parallel zur Einführung der Biotonne setzt Gelsendienste ein EDV-gestütztes Behältererkennungssystem ein. Für das Identsystem wird jede Biotonne mit einem Chip ausgestattet. So wird automatisch die Entleerung der Tonne registriert, ob sie zu dem jeweiligen Grundstück gehört und natürlich auch, ob Gebühren für die Entsorgung bezahlt werden.
Persönliche Daten wie Name und Adresse werden auf dem Chip nicht gespeichert. „Die Verknüpfung mit einem Grundstück kann nur in Verbindung mit den bei Gelsendienste hinterlegten Daten erfolgen“, betont Regina Weitkämper, Bereichsleiterin Abfallwirtschaft.
Jede Biotonne wird unmittelbar im Moment der Entleerung von einem Computer im Müllfahrzeug registriert. Laut Gelsendienste ergeben sich logistisch Vorteile.
So könnten etwa die Routen der Fahrzeuge optimiert werden. Zudem erleichtert das neue System die Verwaltung des Tonnenbestandes. Nach und nach sollen auch die grauen Restmülltonnen „aufgerüstet“ werden.