Gelsenkirchen. Eine tiefe Freundschaft verbindet die “Chefs“ von Schalke 04 und der Veltins-Brauerei. So wurde die Weiterführung des Vertrags von Clemens Tönnies und Michael Huber denn auch per Handschlag besiegelt. Doch letztlich zählt für beide Patriarchen das nachhaltige Geschäft.

Sieben Minuten, lehrte mich mein erster Wirt! So lange dauere es, dem Hahn ein gut gezapftes Pils mit schöner Blume zu entlocken. Denn das Auge trinke immer mit, pflegte er zu sagen. Würden die Fans auf Schalke an einem Bundesliga-Spieltag diese Geduld aufbringen? Kaum! Deshalb schießt dort der Gerstensaft aus Meschede-Grevenstein seit 1997 aus den Anlagen – und wird es weiter tun bis ins ferne Jahr 2023.

Schalke 04 und Veltins, das ist eine Bierpartnerschaft über die Silberhochzeit hinaus.

Eine dermaßen langfristig angelegte Unternehmenshochzeit ist schon selten, vor allem im schnelllebigen Fußball-Geschäft. Da passt es doch bestens ins Bild, dass Veltins Namensgeber der Arena bleibt. Bis zum 30. Juni 2019, verkündete Alexander Jobst, Vorstand Marketing des FC Schalke 04, auf der Jahresversammlung im Mai zur Freude der Anhänger.

Dokument einer Männerfreundschaft

Daran hat sich nichts verändert. Vielleicht aber war der Donnerhall der Nachricht nicht laut genug. Nicht für Clemens Tönnies (58), den Aufsichtsratsvorsitzenden der Königsblauen. Nicht für Michael Huber (65), den Generalbevollmächtigten der Veltins-Brauerei. Womöglich trafen sich beide deshalb noch einmal mit Journalisten zur Nachbesprechung.

Die inszenierte Zusammenkunft gerät zum Dokument einer Männerfreundschaft. So oft beteuern beide das, so oft betonen sie, dass sie Verträge per Handschlag besiegeln und die dann auch gelten würden, dass man sich tatsächlich fragt, was hier schon Theater und was noch Wirklichkeit ist.

Clemens Tönnies orakelt zu Geldsummen

Auffällig ist: Clemens Tönnies, der ein starkes Wort führen kann, hält sich sehr zurück. Die Rede überlässt er an diesem Abend in weiten Teilen dem Gast, dem Patriarchen aus dem Sauerland. Der versteigt sich bei den persönlichen Sympathiebekundungen mitunter sogar darin, die putin’schen Besuchs-Anwandlungen des Freundes zur politischen Unzeit zu rechtfertigen. Aber das wäre der Stoff für eine andere Geschichte.

Was die Brauerei finanziell in den Vertrag steckt, wollen die Journalisten wissen. Das Orakel von Delphi könnte bei Huber Nachhilfe nehmen. Zwischen drei und zwölf Millionen, nennt der eine wahrhaft imposante Spanne. Und grenzt dann doch ein: „Die Wahrheit liegt immer in der Mitte.“

„Alles wird teurer, auch Namensrechte“

Gute 6,5 Mio. Euro per anno sollen es nach Informationen der WAZ-Redaktion sein, die sich der Bundesligist für die Namensrechte bis 2019 einstreicht. Über einen Zeitraum von fünf Jahren macht das nach Adam Riese rund 33 Millionen Euro. Unzweifelhaft ein schöner Deal, der den Knappen da gelungen ist. Vorher packten sie „nur“ rund 3 Millionen pro Jahr ins trotz Champions-League-Teilnahmen nach wir vor recht leere Vereins-Portemonnaie (Verbindlichkeiten Ende 2013: 230 Mio. Euro).

Michael Huber (65), Generalbevollmächtigter der Veltins-Brauerei.
Michael Huber (65), Generalbevollmächtigter der Veltins-Brauerei. © Torsten Silz | Unbekannt

Das zahlt Huber („Alles wird teurer, auch Namensrechte“) aber nicht aus Gefälligkeit für Tönnies oder den FC Schalke 04, sondern weil die Präsenz eine wichtige Säule des Veltins-Geschäftsmodells ist. 65 Prozent ihres Absatzes tätigt die Privatbrauerei in Nordrhein-Westfalen; da muss der Name einfach im Spiel bleiben.

Echtes "Standing" in NRW

Als „eine robuste Partnerschaft“ beschreibt daher der Generalbevollmächtigte ein offenbar verlässliches Verhältnis, während Tönnies dazu nickt. Viel habe man gemeinsam bewegt und miteinander gemacht. Trikotsponsor war Veltins und schickte später sogar Rudi Assauer mit Simone Thomalla via TV zur Pils-Aufklärung in die Wohnstuben. Immer war es: ein stabiles Zweckbündnis. Das ist unter Geschäftspartnern etwas Positives.

65 Prozent ihres Absatzes tätigt die Veltins-Brauerei in Nordrhein-Westfalen. Hier erlebt das Unternehmen aus Meschede-Grevenstein ein echtes „Standing“ unter Biertrinkern, zu denen viele Schalker zählen.

Der Grad der Markenübernahme eines Sponsors ist unter Königsblauen zumindest an dieser Stelle derart ausgeprägt, dass sich andere Unternehmen, die (Premium-)Partner des Bundesligisten sind, diesen Effekt auch für sich selbst ebenfalls erhoffen. Beispielsweise Coca-Cola.

Man kann am Absatz erkennen, wie das Spiel steht

Was Schalke, was die Arena für Veltins so attraktiv macht: der Umsatz stimmt. 52 Edelstahltanks mit einem Fassungsvermögen von je tausend Litern sind im Stadion verbaut. 5500 Meter Leitungen sorgen dafür, dass das Bier über 110 Zapfstellen in 31 Kiosken ausgeschenkt wird. Rund 300 Hektoliter Veltins sind es im Durchschnitt pro Spiel – bei den internationalen Begegnungen mit alkoholfreiem Bier dagegen „nur“ 80 bis 100 Hektoliter.

„Man kann sogar am Absatz sehen, wie das Spiel steht“, erläuterte Herbert Sollich, Direktor Marketing der Brauerei. Er führte die gut 15 Monate währenden Gespräche und Verhandlungen mit seinem Schalker Pendant Alexander Jobst. Unter dem Strich mit einem zufriedenstellenden Ergebnis für beide Unternehmen. Oder wie es Michael Huber, der Generalbevollmächtigte der Veltins-Brauerei beschreibt: „Das was wir können, tun wir als mittelständisches Unternehmen.“ Schalke auch.