Welche Klinikkonzepte finanziell zukunftsfähig sind, ist für Außenstehende schwer zu beurteilen. Die Mechanismen im öffentlichen Gesundheitswesen in Deutschland sind ebenso eigenwillig wie undurchschaubar. Der Gesundheitssektor ist geprägt von Klientelpolitik auf der einen und Sparzwängen auf der anderen Seite. Hinzu kommen immer teurere Apparate und Behandlungsmethoden sowie die veränderte Bevölkerungsstruktur. Von daher müssen Kliniken sich verändern, reagieren. Dass sie das tun, kann den Evangelischen Kliniken niemand ernsthaft vorwerfen. Die Bewertung, welcher der richtige Weg ist, sei denn auch Experten vorbehalten.

Aber beim Abschied von Prof. Doberauer geht es um etwas anderes. Sein Grundsatz, den Menschen als Ganzes zu betrachten, nicht nur einzelne Symptome zu sehen und auf extreme Spezialisierung hinzuarbeiten, erscheint Patienten ausgesprochen erstrebenswert. Der scheidende Professor hält sich völlig bedeckt. Er geht, weil er nicht einverstanden ist mit der künftigen Aufstellung, das ist unübersehbar. Aber nicht einmal das verkündet er. Einvernehmlich sei die Trennung.

Besser für die Evangelischen Kliniken wäre es sicher gewesen, den Patienten und somit der Öffentlichkeit gegenüber ihr neues Konzept rechtzeitig vorzustellen. Zu agieren statt spät zu reagieren. Der hausinterne Konflikt war absehbar, ihn so lange unter dem Tisch zu halten, bis die Spekulationen ins Kraut schossen, war zumindest ungeschickt.