Gelsenkirchen. Paulus kommt zu den Aposteln: Im kirchlichen Kooperationsraum Südost gibt’s zum Reformationstag 2015 eine weitere Vereinigung. Die Pauluskirche bleibt bis 2020 Gottesdienststätte. Am Sonntag, 15. Juni, geht es in der Gemeindeversammlung in Bulmke um die gemeinsame Zukunft.

Paulus kommt zu den Aposteln – das war biblisch kein ganz einfacher Weg und ist es rund 2000 Jahre später auch nicht. Die Anbahnung dauerte länger, zum Reformationstag 2015 wird die Einigung nun vollzogen. Aus dem Kooperationsraum Südost „soll nun eine Apostel-Kirchengemeinde werden. Das Bulmker Presbyterium hält die Zeit für gekommen, sich mit der bestehenden Apostel-Kirchengemeinde zu vereinigen.“

So steht’s geschrieben im Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde Bulmke. Die größte Hürde auf dem Weg wurde letzten November genommen. Seitdem steht das gemeinsame Gebäudekonzept. Es schreibt fest, dass die denkmalgeschützte Pauluskirche „nach dem Willen der beiden Gemeinden möglichst bis 2020 als Gottesdienststätte erhalten bleiben“ soll. Danach wird sie außer Dienst gestellt. Einbringen werden die Bulmker ihr Gemeindehaus an der Florastraße mit Mittagstisch, Café bei Kirchens und Senioren-Netzwerk.

Es muss zusammen wachsen, was bald zusammen gehört

Auch wenn es so schön ins Bild passt: Von Gemeinde-Ehe mögen die Akteure nicht reden. „Beitritt ist die rechtliche Form“, sagt der Bulmker Pfarrer Henning Disselhoff. Und sein Apostel-Kollege Friedrich Stahlhut ergänzt: „In der Urkunde steht Eingliederung“. So oder so: Es muss zusammen wachsen, was bald zusammen gehört. Die entsprechende Apostel-Gemeindeversammlung verlief unaufgeregt. „Eigentlich vollziehen wir ja jetzt das, was wir uns sehr lange Zeit erwünscht haben“, sagt Stahlhut. Und auch am Sonntag, 15. Juni, bei der Gemeindeversammlung in Bulmke, ist nicht mehr mit großer Aufgeregtheit zu rechnen.

Mit einem Kompromiss gelöst wurde der Streitpunkt Kirche. Vor vier Jahren trug er noch maßgeblich bei zum Scheitern der Vereinigungsgespräche bei. Dennoch: „Für uns ist das natürlich ein größeres Thema“, sagt Disselhoff. „Vor vier Jahren fehlte auf Bulmker Seite das Vertrauen und die Bereitschaft. Aber wir sind alle vier Jahre älter geworden und haben kirchliche Prozesse miterlebt.“

Paulus hat – mit einer Pfarrstelle – aktuell noch 2200 Gemeindeglieder, die Apostel-Kirchengemeinde etwa 13 000. Fünf Pfarrstellen wird es künftig geben – zumindest bis 2022. „Es geht im Grunde um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde“, sagt Stahlhut. Überalterung und Wegzug, nicht etwa die Austritte, lassen die Gemeindeglieder-Zahl sinken, die Personalressourcen und das Geld sind ohnehin knapp. Für eine geraume Zeit, meint Stahlhut, „gab es eine gewisse Distanz. Aber das war auch ein Reinigungsprozess – und man findet neu zueinander.“

Superintendent Rüdiger Höcker leitet die Gemeindeversammlung

Um Begegnungen von Gemeindegruppen, gemeinsame Feiern und ganz neue Angebote, um ein neues Miteinander geht es, wenn Paulus zu den Aposteln findet. Die Gemeinde-Verbindung begleitet ein Beitrittsausschuss, der bislang konstruktiv und harmonisch gearbeitet habe, so die Pfarrer.

Am Sonntag, 15. Juni, geht es aber zunächst noch einmal darum, Anregungen und Ängste, Hoffnungen und Kritik zu äußern. Dazu dient (auch) die Gemeindeversammlung zur Vereinigung in der Bulmker Pauluskirche. Sie beginnt um 12.30 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst. Geleitet wird sie von Rüdiger Höcker, dem Superintendenten des Kirchenkreises.

Bislang, so Pfarrer Henning Disselhoff, gebe es in der Bulmker Gemeinde „einen großen Stamm am Ehrenamtlichen, die die Arbeit mittragen“. Diesen Schatz gilt es zu erhalten und gleichzeitig Kirche zu entwickeln. „Wie will man evangelische Kirche in diesem Stadtteil sein? Was ist unser Profil?“, fragt Disselhoff und ist sicher: „Dafür muss man Kirche auch teilweise neu erfinden.“ Insgesamt, so der Pfarrer, „sind wir gut vernetzt mit unseren Stadtteilpartnern. Aber eine große Aufgabe wird es sein, mit Menschen ins Gespräch zu kommen“, die Glauben und Kirche „relativ gleichgültig“ gegenüber stünden.