Gelsenkirchen. . Dem S04-Fan-Club „Mit Gott auf Schalke“ geht es um mehr als nur Sieg oder Niederlage. Der christlich geprägte Verein hat den Menschen im Blick, egal welche Trikotfarbe er bevorzugt. Denn Sport ist nicht alles. Es gibt auch eine Anlaufstelle in Gelsenkirchen.

Die Zahl der Schalker Gebete dürfte heute vor dem wichtigen letzten Spiel der Knappen wieder rapide steigen. Auch die Nürnberger hätten allen Grund, um göttlichen Beistand zu bitten. Daran, dass es einen Fußballgott gibt, der über Sieg oder Niederlage entscheidet, glauben die Mitglieder des Fan-Clubs „Mit Gott auf Schalke e. V.“ aber nicht. Ihnen geht es um die Menschlichkeit im harten Fußballgeschäft und darum, dass Sport nicht alles ist.

Blick über den Tellerrand hinaus

Anke Ballhausen, Sprecherin des 78 Mitglieder starken Clubs, hat sich längst abgewöhnt, es allen Recht machen zu wollen. „Von Christen werde ich oft gefragt, wie ich so etwas Banales wie Fußball mit Religion verbinden kann“, so die Theologin. Auf der anderen Seite höre sie regelmäßig Sätze wie: „Fußball ist okay, aber lass mich bloß mit dem Glauben in Ruhe.“ Das eine schließe das andere aber nicht aus. „Man kann Glaube und Fußball sehr gut verbinden.“ Natürlich wollen die Schalker ihre Begeisterung für Gott an andere Fans weitergeben. Ballhausen: „Wenn die Leute nicht in die Kirche gehen, kommen wir halt zu den Leuten.“ Besonders am Herzen liegt dem Fan-Club aber etwas anderes.

„Wir wollen den Menschen im Blick behalten“, betont der erste Vorsitzende, Eckhard Stolz. Manuel Neuer sei damals überrascht gewesen, als sich einige Mitglieder bei ihm für seine Zeit auf Schalke persönlich bedankten. „Wir waren die ersten, die den Transfer von einer anderen Seite betrachtet haben“, so Eckhard Stolz. Auch Felipe Santana haben die Fans mit einem neuen Testament als Geschenk willkommen geheißen. Der bekennende Christ wurde als Ex-Dortmunder nicht nur mit offenen Armen empfangen. „Spieler sind auch Menschen, nicht nur Millionäre“, begründet Stolz. Der Blick über den Tellerrand sei die Stärke des Fan-Clubs. 2012 hat man der Gelsenkirchener Polizei Weihnachtstüten auf’s Revier gebracht, da diese seit Jahren für die Sicherheit sorgt. Auch für Fans und Ordner gab es ähnliche Aktionen. Ralf Rangnick’s Rücktritt als Schalke-Trainer oder den Selbstmord von Torhüter Robert Enke hat der Club auf Bannern im Stadion zum Thema gemacht.

Mitglieder sehen sich als eingefleischte Fans

Die Geburt des christlichen Fan-Clubs ist einem ehemaligen Spieler zu verdanken. Stolz: „Durch persönlichen Kontakt zu Marcelo Bordon ist die Idee entstanden, eine Schalke-Bibel herauszubringen.“ Die Idee wurde Wirklichkeit, Schalke der erste Fußballclub mit eigener Bibel und anschließend der Verein gegründet.

Die Mitglieder sehen sich als eingefleischte Fans. Umso mehr störe es sie, wenn sie manchmal dafür kritisiert werden, dass S04 bei ihnen dennoch nicht über allem stehe. „Den Satz, dass Schalke unser Leben ist, würde ich nicht unterschreiben“, macht Björn Söhndel deutlich. „Ich würde auch nie für einen Sieg beten“, bestätigt Anke Ballhausen. Mitglied Söhndel bringt es humorvoll auf den Punkt: „Wenn es nur darum ginge, wären wir längst Deutscher Meister.“

Gottesdienst mit den Rivalen

Abpfiff“ heißt es heute um 12 Uhr in der Matthäuskirche an der Cranger Straße. Der Fan-Club „Mit Gott auf Schalke“ beendet das Fußballjahr mit dem letzten von vier ökumenischen Gottesdiensten.

Jede Spielzeit halten die Schalker mit dem befreundeten, christlichen Fan-Club „Totale Offensive BVB“ einen Derby-Gottesdienst ab, quasi als Hin- und Rückspiel. Dazu gibt es den An- und Abpfiffgottesdienst zu Beginn und Ende der Bundesliga. Durch diese und andere Aktionen wollen die Christen mit Fans ins Gespräch kommen. „Das ist eine herrliche Gelegenheit, Glauben und Fußball miteinander zu verbinden“, sagt Anke Ballhausen. Konfessionell sei man nicht festgelegt, von katholisch über evangelisch bis freikirchlich sei alles vertreten.

Gegründet würde der Fan-Club, der auch ein eingetragener Verein ist, 2008 in Ennepetal. Seit einigen Monaten hat der Club aber eine feste Anlaufstelle in Gelsenkirchen. In der „Freien evangelischen Gemeinde Horst“ treffen sich die Mitglieder regelmäßig.

Die Schalke-Bibel, die der Fan-Club herausgebracht hat, ist ausverkauft. 8500 Exemplare wurden abgesetzt. Eine Neuauflage ist geplant.