Zwei Listen warben bei dem Kommunikationsdienstleister Tectum in Gelsenkirchen mit IG Metall und DPVKOM. Die IG Metall will Telekommunikations-Tarifvertrag mit dem Callcenter abschließen

Nach den Betriebsratswahlen bei Tectum können Callcenter-Agenten, die sieben Euro in der Stunde verdienen, auf besseren Lohn hoffen. Noch ist der Kommunikationsdienstleister nicht tarifgebunden. Die stärksten Listen, auf die 406 von 543 abgegebenen Stimmen entfielen, orientierten sich an gewerkschaftlichen Positionen von DPVKOM und IG Metall.

Den größten Rückhalt hatte die Liste „pro Gewerkschaft“, die die Zusammenarbeit mit der Kommunikations-Gewerkschaft „DPVKOM“ anstrebt. Listenführerin Habibe Güclücan sieht sich durch die Unterstützung von 245 Mitarbeitern in ihrer Wahlaussage nach gerechter Entlohnung und vernünftiger Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber bestätigt. Gewerkschaftliche Positionen, so ihr Fazit, hätten bisher gefehlt. Die 28-Jährige, die schon dem alten Betriebsrat angehörte, sieht als Ziel, die Zulagenregelung zu erhalten und in einem Tarifvertrag einheitliche Löhne festzulegen. Dass es Mitarbeiter gibt, die hinter ihrer Liste arbeitgeberfreundliche Positionen vermuten, bedauert sie. Güclücan: „45,7 Prozent der Stimmen entfielen auf unsere Liste. Es kann nicht funktionieren, dass all diese Wähler nur Interessen der Arbeitgeber unterstützen wollen.“ Habibe Güclücan sieht keine Verlierer und Gewinner: „Wir werden uns alle an einen Tisch setzen und die gleichen Ziele verfolgen. “

Neue Verhandlungspartner

Der Betriebsratsvorsitzende Frank Perlik sieht in der IG Metall den idealen Partner: „Unsere Liste, die von 161 Mitarbeitern unterstützt wurde, will eine vernünftige gewerkschaftliche Vertretung im Betriebsrat. Wir müssen den Mitarbeitern klar machen, wer für was steht und wie gut die Vereinbarungen und Arbeitsbedingungen bei Tectum geregelt sind.“ Die Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber, meint er, sollte vertrauensvoll sein, aber auch im Sinne gewerkschaftlicher Positionen erfolgen. IG-Metall-Bevollmächtigter Robert Sadowsky hofft, dass er mit dem Tectum-Management bald einen neuen Verhandlungspartner für einen Telekommunikations-Tarifvertrag findet. Sadowsky: „Mit Vodafone und Tecbytel haben wir den Vertrag bereits abgeschlossen. Der Mindestlohn für Callcenter-Agenten beträgt 13,77 Euro pro Stunde“ Und was erwartet er vom Betriebsrat? „Ich hoffe, dass sich die Arbeitnehmervertreter dafür einsetzen, dass Kollegen, die ihren Kündigungsschutzprozess gewonnen haben, keine Nachteile erfahren werden.“