Gelsenkirchen. . Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen stellt das neue Programm für die Spielzeit 2014/2015 vor. Die beiden Weltkriege, insbesondere der Erste, spielen eine tragende Rolle im Spielplan. Auch das Ballett um Leiterin Bridget Breiner nimmt diesen (blut-)roten Faden auf.

Mit dem Musiktheater im Revier (MiR) geht Chefdirigent Rasmus Baumann in doppelter Funktion in die kommende Spielzeit 2014/2015 – zum einen als Künstlerischer Leiter der Neuen Philharmonie Westfalen, zum anderen als designierter Generalmusikdirektor. Seiner Ankündigung, dass er „der Ideen eher zu viele“ habe, ließ er mit Generalintendant Michael Schulz jetzt Taten folgen. Entstanden ist ein Programm (-Heft), welches sowohl Kennern als auch Neulingen den Besuch in Gelsenkirchener Kunsttempel schmackhaft macht.

Den Krieg im Blick

Das MiR widmet sich dem Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der sich in 2014 zum 100. Mal jährt. Die Richard Strauss-Oper „Die Frau ohne Schatten“, erst in den Wirren des Krieges vollendet, feiert am 28. September Premiere im Großen Haus. Es ist eine Co-Produktion mit dem Staatstheater Kassel, an dem Michael Schulz ebenfalls inszeniert, uraufgeführt wird die Oper dort. Ein Stück, das wie Rasmus Baumann erwartungsfroh betonte, „dem Orchester alles abverlangen wird“, und das zugleich gut in den Kontext passt, weil gerade im Revier Unternehmen mit dem industrialisierten Töten sehr reich geworden sind.

Eine Brücke zur jüngeren Geschichte schlägt auch „Die Csárdásfürstin“, eine launige Operette von Emmerich Kálmán, die das Wiener Publikum seinerzeit (1915) die Entbehrungen des Krieges kurz vergessen ließ, weil melancholische Klänge sie sanft aus der brutalen Härte des Alltags entführten. Premiere der von Dietrich Hilsdorf inszenierten Operette ist am 19 Dezember.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang auch das Musical „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler, das ab 13. Februar im Großen Haus zu sehen sein wird. Kreisler beleuchtet ironisch bissig das Leben hinter den Kulissen der Bühne und den Umgang mit der Wirklichkeit. Lolas Schicksal ist zugleich das Schicksal des 20. Jahrhunderts. Inszenierung: Sandra Wissmann.

Auch das Ballett um Leiterin Bridget Breiner nimmt diesen (blut-)roten Faden auf. In „Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin“, uraufgeführt am 14. Februar im Großen Haus, geht es um die gleichnamige deutsch-jüdische Malerin, die ihr Leben -- sie wurde nur 26 Jahre alt – vor der Deportation ins KZ Auschwitz (1940) in 769 Werken festhielt. Die Balletoper von Michelle DiBucci wird nach der Uraufführung im MiR im K21-Ständehaus in Düsseldorf nahe der parallel stattfindenden Ausstellung gespielt.

Purer Hörgenuss und Familienspaß

Das Spektrum des MiR und der Neuen Philharmonie reicht – ausdrücklich gewollt – von Anspruchsvollem bis zu Unterhaltsamem. So steht Bewährtes wie Mozarts „Die Zauberflöte“ (18. Januar, Großes Haus), Verdis „Rigoletto“ (15. März, GH) und die hintersinnige Žebeljan-Oper „Simon das Findelkind“ (Uraufführung 29. Mai, GH) ebenso auf dem Plan wie die Komödie „Der Messias“ (12. Dezember, Kleines Haus) oder das Musical „Der Zauberer von Oz“ (12. April, GH).

Dazu gesellen sich neun Sinfoniekonzerte. Auftakt dazu ist am Montag, 8. September, um 19.30. Gespielt wird Schostakowitsch’ „Festliche Ouvertüre“, danach Tschaikowskys „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1“ und Rachmaninows „Sinfonie Nr. 2“. Und, aufgepasst: Am Klavier sitzen wird der amerikanische Starpianist Tzimon Barto. Dass Rasmus Baumann es geschafft hat, den Ausnahmemusiker zu verpflichten, liegt weniger am Budget als an „persönlichen Beziehungen“. Ein Höhepunkt dürfte auch Akiko Suwanai am 2. Sinfonietag (Titel: „Mr. Britten meets Mozart“) am 6. Oktober werden. Mit ihrer Stradivari wird sie Brittens Musik „leuchten lassen.“

In der nächsten Saison werden die Sinfoniekonzerte jeweils montags stattfinden, eine zweite Reihe dienstags im Kleinen Haus. Dazu ist eine vierteilige Kammermusikreihe im Hans-Sachs-Haus geplant sowie ein Kammerkonzert bei der Sparkasse Gelsenkirchen.

Die öffentliche Saison-Vorschau im MiR findet am heutigen Samstag um 11 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Info und Karten unter: 0209 4097-200.